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von Franz Antel




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Predators

Predators

Ein Film von Nimród Antal

Im Jahr 1987 hetzte der spätere Action-Spezialist John McTiernan („Stirb langsam“) Österreichs populärsten Hollywood-Export Arnold Schwarzenegger mit einer Gruppe von Söldnern durch den Dschungel Zentralamerikas. Die gefährliche Mission gerät für die Männer außer Kontrolle, als sie von einem extraterrestrischen Räuber zu Freiwild erklärt und nacheinander im Dickicht auf grausame Weise dezimiert werden.

Der Erfolg von „Predator“ zog 1990 eine Fortsetzung nach sich, für die sich dann der gebürtige Jamaikaner Stephen Hopkins („Judgment Night“) verantwortlich zeichnete und die die Story in den Großstadt-Dschungel von Los Angeles verlagerte.

Nach dem offiziellen Sequel ist es dann einige Jahre ruhig um das Franchise gewesen, bis schließlich Mitte der 90er das Gerücht aufkam, dass Regie-Hot-Shot Robert Rodriguez Interesse an „Predator 3“ bekundet habe.
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Das Projekt kam allerdings zunächst nicht ins Rollen und der nächste Leinwand-Einsatz des Chamäleon-artigen Wesens sorgte dann aus qualitativer Sicht bei den meisten eingefleischten Fans für pures Entsetzen: Paul W.S. Andersons peinliches „Alien vs. Predator“-Spin-Off glich nicht nur einer Vergewaltigung von gleich zweier Ikonen des Science-Fiction/Horror-Genres, sondern verwurstete die düsteren Ausgangsstoffe in einem nahezu zahmen Abenteuer-Filmchen für (fast) die ganze Familie. Dank Fortsetzung auch dieses Machwerkes schien es zunächst recht schwierig, das ehemalige Publikum erneut für den Predator zu begeistern.

Als schließlich erneut der Name des inzwischen durch seine geniale Comic-Adaption „Sin City“ (2005) und das Zombie-Feuerwerk „Planet Terror“ (2007) bei einem großen Teil der Filmfreak-Gemeinde hoch im Kurs stehenden Rodriguez mit einer Neuauflage in Verbindung gebracht wurde, war das Interesse zumindest wieder geweckt. Allerdings wollte dieser bei der Entstehung nur als Produzent in Erscheinung treten und den Regiestuhl einem anderen Talent überlassen.

Nachdem zuvor Regisseure wie Neil Marshall („The Descent - Der Abgrund des Grauens“), Darren Lynn Bousman (die ersten drei „Saw“-Sequels, „Repo! The Genetic Opera“) oder Peter Berg („Hancock“) in Betracht gekommen sind, fiel dabei schließlich die Wahl auf den aus Ungarn stammenden Nimród Antal.
Antal, der in Hollywood bereits den Horror-Schocker „Motel“ (2007) sowie den Thriller „Armored“ (2009) inszeniert hat, begeisterte Rodriguez vor allem durch sein innovatives Mystery-Drama „Kontroll“ (2003), dessen Handlung vollständig in der Budapester U-Bahn angesiedelt ist.

Doch was genau erwartet die Fans denn jetzt bei dem „Predators“ betitelten Werk?
Nun, um ein Remake des Originals handelt es sich dabei schon mal nicht. Auch als wirkliche Fortsetzung kann man den Film nicht bezeichnen, denn obwohl die Ereignisse des ersten Teils kurz von einer der Personen erläutert werden, schließt die Geschichte nicht direkt an diese an.

Die Ausgangssituation ist aber ähnlich. Auch in „Predators“ muss sich ein Trupp schwerbewaffneter Individuen gegen die außerirdische Bedrohung stellen - mit den Ausnahmen, dass es sich diesmal nicht um ein bereits eingespieltes Team, sondern einen Haufen bunt zusammengewürfelter Kämpfernaturen sowie einen Arzt, handelt und dass diese ihren Überlebenskampf auf einem fremden Planeten austragen müssen, der den Jägern quasi als Trainingslager dient.
Und um die ohnehin schon schweißtreibende Situation noch zu verschärfen, gibt es hier nun anstelle vom Singular den Plural. Man bedenke: Damals hat ein einziger Predator Arnies Männern schon gehörig eingeheizt – dieses Mal gesellen sich noch andere Kreaturen zu der unglücklichen Runde.

Der Film beginnt mit einer der ungewöhnlichsten Eröffnungsszenen, die man in letzter Zeit im Kino bewundern durfte: Während des freien Falls wird den Zuschauern der von Oscar-Preisträger Adrien Brody („Der Pianist“) verkörperte Charakter vorgestellt, dem es im letzten Moment noch gelingt, seinen Fallschirm zu öffnen, bevor er recht unsanft zwischen Ästen und Zweigen seinen Weg Richtung Erdboden findet.
Diese Sequenz steht in gewisser Weise auch bezeichnend für das Erzähltempo, das „Predators“ über weite Strecken vorlegt - für Verschnaufspausen gibt es nur selten Gelegenheit.
Noch weitere Figuren finden sich ohne echte Erinnerung an das, was zuvor mit ihnen geschehen ist, nach und nach in dem ihnen unbekannten Dschungel wieder. Die meisten von ihnen sind eher schweigsame Krieger, lediglich der psychopathische Todeszellen-Häftling Stans (Walton Goggins, „CSI“) und der erwähnte Arzt Edwin (Topher Grace, „Spider-Man 3“) stechen mit ihrem nervösen Gesabbel direkt aus der Gruppe hervor.
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Regisseur Antal verliert dann auch nicht unnötig Zeit, um zunächst jedem Protagonisten feste Charakter-Züge zuzuordnen, sondern lässt dies während der Erkundung des offensichtlich fremden Planeten und den ersten Kampfsituationen geschehen.

Brodys namenloser Söldner gibt z.B. zwar zunächst die Marschroute vor, lässt aber auch keinen Zweifel daran offen, dass ihm das Schicksal seiner Leidensgenossen im Grunde völlig egal ist und er diese im besten Fall als Gefechtsunterstützung gebrauchen kann.

Als weitaus sympathischere, potentielle Helden der Geschichte bieten sich da schon eher die Israelin Isabelle (Alice Braga, „I Am Legend“) und der Russe Nikolai (Oleg Taktarov, „Helden der Nacht“) an, die auch unter Lebensgefahr noch mit dem Rücken zu ihren Mitstreitern stehen.
Ob deren selbstlose Entscheidungen allerdings immer besonders clever sind, wird sich zeigen – denn obwohl das Werk im Finale leicht schwächelt und dann leider arg bekannte Bahnen eingeschlagen werden sowie ein (nach Meinung des Rezensenten) unnötiger Twist folgt, gelingt es dem Film nicht nur die reißerische Action, sondern auch das knisternde Misstrauen unter den Protagonisten permanent aufrecht zu erhalten.
Wer (oder ob jemand) am Ende diese atemlose Hatz überlebt, scheint nach gewissen Handlungen und Entscheidungen bestimmter Figuren nämlich gar nicht so sicher…

Die Intention hinter diesem neuen „Predator“-Projekt ist auch für den Zuschauer unmittelbar spürbar: Hier sollte nach den grausigen „AVP“-Debakeln ein Film entstehen, der wieder den Geist von McTiernans Erstling atmet und zugleich durch frische Ideen einem lieblos heruntergekurbelten Abklatsch vorbeugt.

Schon das natürliche Set, das hier im breitesten Cinemascope-Format präsentiert wird, ruft auf angenehme Weise alte Zeiten in Erinnerung und der Score von John Debney („Die Passion Christi“) imitiert perfekt den Original-Soundtrack von Alan Silvestri, welcher leider aus terminlichen Gründen nicht selbst bei dem Werk mitwirken konnte.
Auch die Special-Effects wirken bis auf wenige CGI-Momente schön old-school und das Make-Up-Team Nicotero/Berger („Drag Me to Hell“) versorgt das Szenario mit alten und neuen Kreaturen sowie einem Hauch von Splatter, der in etwa den Grad des ersten Streifens erreicht.

Bei einem Event-Spektakel wie diesem, ist es natürlich in erster Linie wichtig, das Publikum bei der Stange zu halten – Langeweile ist ja bekanntlich für jedes Werk tödlich.
„Predators“ gelingt es in der Tat, dass während der etwa 100-minütigen Laufzeit der Unterhaltungswert des Ganzen durch ständig neue Einfälle (u.a. gibt es einen Schwertkampf zwischen einem Predator und einem Yakuza-Killer!) immer ein kleines Stückchen weiter gesteigert wird, bis der kleine dramaturgische Knick am Ende für einen Moment den mitreißenden Filmfluss unterbricht, was sich aber letztlich kaum auf das insgesamt sehr positive Kino-Erlebnis auswirkt.

In einem Video-Interview gibt Nimród Antal an, wie stolz er auf seine erste Spezialeffekt-lastige Regiearbeit sei. Und während er das sagt, hat man nicht etwa das Gefühl, dass ihm Produzent Rodriguez kurz zuvor einen dicken Bestechungs-Scheck zugesteckt hat, sondern dass die Euphorie darüber, einem von ihm geliebten Klassiker einen neuen Ansatz verliehen zu haben, absolut ehrlich ist.

Vor allem für Fans der Reihe ist das Ansehen ohnehin Pflicht und diese dürften dann den Kinosaal auch mit einem breiten Freudengrinsen wieder verlassen - besser hätte man diesen Stoff nämlich kaum weiterführen können!

Dass „Predators“ etwas ernster und düsterer als das Arnie-Feuerwerk zur Sache geht und damit auch die kultige Coolness ein Stück weit in den Hintergrund gerückt worden ist, ist dabei wohl eher dem aktuellen Zeitgeist zuzuschreiben. Den Action-Stil der Achtziger einfach ins Heute zu übertragen, wäre in diesem Fall dann doch etwas unangebracht gewesen...
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Fazit: Diese kraftvolle Neuauflage heizt den Kino-Sommer schonmal auf stattliche Temperaturen – wer dagegen noch nach der Extraportion inhaltlichem Anspruch verlangt, wird demnächst vermutlich in Christopher Nolans „Inception“ bedient…

Eine Rezension von Bastian G.
(09. Juli 2010)
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Daten zum Film
Predators USA 2010
(Predators)
Regie Nimród Antal Drehbuch Alex Litvak & Michael Finch, basierend auf Charakteren von Jim Thomas & John Thomas
Produktion Twentieth Century Fox Film Corporation, Troublemaker Studios, Davis Entertainment Kamera Gyula Pados
Darsteller Adrien Brody, Alice Braga, Brian Steele, Derek Mears, Louis Ozawa Changchien, Oleg Taktarov, Mahershalalhashbaz Ali, Walton Goggins, Danny Trejo, Topher Grace, Carey Jones, Laurence Fishburne
Länge 107 min. FSK ab 18 Jahren
http://www.myspace.com/predators
Filmmusik John Debney
Deutscher Kinostart: 08.07.2010
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