Sechs Jahre, bevor
“Last Action Hero“ über die Leinwand flimmerte, arbeiteten Regisseur John McTiernan und Arnold Schwarzenegger an einem völlig anderen Projekt zusammen. Was sich bei ihrem zweiten Zusammentreffen im Jahr 1993 als satirische Actionkomödie entpuppte, entwickelte sich bei ihrem ersten gemeinsamen Film 1987 als Sci-Fi-Horror.
Der Film spielt im Urwald Südamerikas: Major Dutch Schaefer (ein jung gebliebener 40jähriger Arnold Schwarzenegger mit militärischer Igelfrisur und ordentlich Muckis auf dem V-förmigen Oberkörper) leitet ein sechsköpfiges Spezialeinsatzkommando der Vereinigten Staaten, das für eine Rettungsmission eines Ministers in den Dschungel geschickt wird. Nach einigen 08/15-Schießereien mit Rebellen, offenbart sich dem Team rund um Dutch eine ganz andere Gefahr. Voller Abscheu finden sie gehäutete und kopfüber an Bäumen aufgehängte Männer, deren Peiniger sich noch irgendwo in ihrer unmittelbaren Nähe aufzuhalten scheint. Wer oder was genau ist aber dieser „Feind“ oder dieses „Raubtier“ – der „Predator“?
Dieser „lebendig gewordene Urwald“, wie ihn Geisel Anna (Elpidia Carillo) beschreibt, ist beinahe transparent, blutet dafür deutlich sichtbaren hellgrünen Schleim und dezimiert nach und nach Dutchs Team. Bald liegt es ganz allein an dem gewieften Major, diesem grauenerregendem Alien den Garaus zu ma
chen…
Was sich zunächst wie ein typischer Actioner anhört, entpuppt sich schon nach kurzer Zeit als eine gekonnte Mischung aus „Rambo“ und „Alien“ und verknüpft geschickt Horror- mit Science-Fiction-Elementen sowie Humor mit leisen Anspielungen auf den Vietnamkrieg.
Dabei schafft es der Film auch noch eine unglaubliche Coolness auszustrahlen.
„Wird Zeit, dass wir den Ballermann aus dem Sack lassen“, meldet sich Kollege Dillon (Carl Weathers) zu Wort, nachdem die ersten Leichen gefunden wurden. Im nächsten Moment entpackt er ein riesiges Gewehr. Und dies sollte nicht der einzige coole Spruch in „Predator“ bleiben. Mit ziemlich viel Lärm und Zerstörerwut tritt Dutch beispielsweise die Tür zu einem Verschlag seiner Feinde ein, verharrt dann kurz und fragt: „Darf ich reinkommen?“ Ein anderer Typ aus Dutchs Gruppe scheint noch cooler zu sein. Man fragt ihn: „Bist du verletzt?“ Und er antwortet: „Ich hab keine Zeit zum Bluten.“
Witzig ist ebenso, als das gesamte Team eine minutenlange Ballerei auf den Predator eröffnet. Das Vieh verschwindet zwar unverletzt in den Dschungel, allerdings bekommt der Urwald etwas ab, sodass die Männer, als das letzte Gewehr verstummt, sich nahezu auf einer Lichtung befinden und nicht mehr im dicht bewachsenen Dschungel.
Wirklich gut ist die Entwicklung der Predator-Figur. Man sieht sie nicht nur von außen, wie sie sich beinahe unsichtbar durch den Dschungel schlängelt, sondern schlüpft auch in ihre Haut und erfährt, dass sie Körperwärme sieht und alle Stimmen, die um sie herum erklingen, gruselig verzerrt hört.
Am Design des Predators musste eine Weile gefeilt werden, bis sie dem Regisseur zusagte. Zuerst gab es ein mittelgroßes Alien mit einäugigem Hundskopf, am Ende jedoch ein hühnenhaftes Vieh, dessen Gesicht stark an die clownähnliche Maske der Puppe aus den „Saw“-Teilen erinnert, die zum Beispiel im ersten Part der Trilogie auf einem Dreirad angeradelt kommt und sein Opfer über Sieg und Niederlage des Spiels informiert.
Zunächst wurde der Predator von Jean-Claude van Damme gespielt, der aber mit seinen 1,78m Körpergröße etwas zu klein für ein furchteinflößendes Alien war und somit durch Kevin Peter Hall ausgewechselt wurde, der sogar 2,20m groß ist. Ironisch daran ist, dass Hall nicht nur den Feind in diesem Film verkörpert, sondern auch den Piloten des rettenden Hubschraubers.
Bis auf den tollen Anblick des Predators lässt die visuelle Aufmachung des Film etwas zu wünschen übrig. Gleich zu Beginn sind die Szenen in tiefem Dunkel gehalten, was sicherlich zur düsteren Atmosphäre beitragen soll. Nachteilig daran ist aber, dass die Gesichter der Hauptcharaktere, die zu Beginn des Films vorgestellt werden, in tiefen Schatten versinken und somit kaum einen Wiedererkennungswert haben, wenn man im etwas helleren Dschungel erneut auf sie trifft. Besonders fatal wirkt sich dies bei dem dunkelhäutigen Darsteller des Major George Dillon aus, der in den ersten Szenen praktisch gesichtslos ist.
Leider kann man bei so dunkel gehaltenen Filmen mit schlechten Kontrasten der Handlung nur schwer folgen, so dass meinem Vater sicherlich ein ums andere Mal „Schönes Hörspiel“ herausgerutscht wäre.
Zum Glück aber gewöhnt man sich daran und hat nicht den gesamten Film über mit Nichterkennen von Gesichtern und Nichtverstehen der Handlung zu kämpfen.
Insgesamt ist „Predator“ ein durchaus differenzierter und spannungsgeladener Horrorfilm, in dem sich in einem angebrachten Maß Action-, Ekel- und lustige Szenen die Klinke in die Hand geben und ein Dschungelabenteuer der etwas anderen Art kreieren.