Ende der 70er hatte der Regisseur Sean S. Cunningham eine Idee:
Er schaltete in einer bekannten Zeitschrift eine Anzeige für einen Film, in welcher der Schriftzug
„Freitag der 13.“ in großen Lettern durch eine Fensterscheibe brach und darüber folgende Information vermerkt war:
„Der furchterregendste Film aller Zeiten“
Eigentlich war zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal ein Drehbuch zu dem Projekt in Arbeit, und Cunningham, der 1972 mit seinem Kollegen Wes Craven den berüchtigten „Last House On The Left“ realisiert hat, wollte mit der Annonce in erster Linie abklopfen, ob der angedachte Titel vielleicht schon vergeben ist, so dass es möglicherweise zu Problemen mit einem Studio hätte kommen können.
Zum Erstaunen des Regisseurs kündigten sich nicht nur keine rechtlichen Konsequenzen an, sondern auch diverse Vertreiber äußerten bereits großes Interesse – ohne jemals ein Drehbuch oder Treatment in den Fingern gehabt zu haben, wohlgemerkt...
Zunächst lehnte Cunningham die Angebote ab, aber sagte nach einer schlaflosen Nacht des Geldes wegen doch noch zu. Victor Miller verfasste daraufhin ein Drehbuch, das sich in erster Linie an dem kurz zuvor erschienenen Riesenerfolg „
Halloween - Die Nacht des Grauens“ (1978) orientieren sollte, und ebenfalls eine Gruppe von Teenagern in einer gewohnten Umgebung einem brutalen Serienkiller gegenüberstellte.
Das Konzept ging aus kommerzieller Sicht voll und ganz auf, und es entstand der wohl neben „
Halloween - Die Nacht des Grauens“ bekannteste Vertreter der sogenannten „Slasher“-Welle, obwohl „
Freitag der 13.“ ganz eindeutig einen anderen Ansatz als John Carpenters subtiler Klassiker verfolgte, und die grausamen Morde – die von Spezialeffekt-Guru Tom Savini genial umgesetzt worden sind – in jedem Detail auf der Leinwand präsentierte.
Natürlich forderten die Produzenten nach dem großen Erfolg eine Fortsetzung, die aber zumindest Cunningham nicht mehr abdrehen wollte, und er deshalb seine Position an seinen Produktions-Manager Steve Miner abtrat. Das Problem war jetzt nur Folgendes: Wie sollte die Geschichte weitergeführt werden? Die Killerin des ersten Teils, Pamela Vorhees, wurde enthauptet und schied damit schonmal aus dem Rennen aus – also orientierte man sich nun an dem zunächst als Traumsequenz gedachten Ende von Teil eins, in dem der tot-geglaubte Sohn der Psychopathin, Jason Vorhees, aus dem See schnellte und die Überlebende des Massakers unter Wasser zog.
So entschloss man sich, Jason wieder zum Leben zu erwecken und mit einem Sack über dem Kopf das Werk seiner Mutter weiterführen zu lassen. Dabei entstand im Prinzip ein fast identischer Abklatsch des Vorgängers, der aber dennoch durch einen durchgängigen Spannungsbogen zu überzeugen wusste und sich erneut als Kinoerfolg entpuppte.
Und so wurde die Reihe immer weiter geführt, wobei Jason in Teil drei zumindest noch seine später als Markenzeichen bekannte Hockeymaske überziehen durfte, und es schließlich auf insgesamt neun Leinwand-Abenteuer brachte, die qualitativ mal mehr, mal weniger gut ausgefallen sind.
29 Jahre später:
Ein bekannter Hollywood-Blockbuster-Regisseur gründet eine Produktionsfirma, die sich die Rechte zum „Recyclen“ diverser Horror-Klassiker sichert. Sein Name ist Michael Bay, und man kennt ihn eigentlich als Inszenator überlebensgroßer Actionspektakel, in denen strahlende Helden auf Türmen von Gefängnisinseln in Zeitlupe hinter grünen Giftkugeln hinterher springen, während sich vor einem malerischen Sonnenuntergang zu der Musik einer CD aus dem Plattenregal der Pentagon-Einsatzzentrale Kampfjets dem Geschehen näheren. Nun also Mr. Bay – der frischgebackene Horror-Producer??…man durfte 2003 in Anbetracht des anstehenden ersten Outputs, dem Remake zu Tobe Hoopers „
Blutgericht in Texas“ (1974), mehr als skeptisch sein! Tatsächlich war das unter der Regie des ehemaligen Musikvideo-Regisseurs Marcus Nispel (u.a.
Faith No Mores „A Small Victory“) entstandene Werk ganz sicher keine Meisterleistung oder stellte eine Notwendigkeit für Horrorfans dar, doch wusste es dennoch durch atmosphärische Bilder und eine beklemmende Dichte zu überzeugen.
Nach den folgenden desaströsen Streifen aus dem Hause „Platinum Dunes“, so der Name der Company, wie den Remakes „
The Fog - Nebel des Grauens“ und „
The Hitcher“, hat nun erneut der gebürtige Deutsche Nispel auf dem Regiestuhl Platz genommen, um diesmal die Untaten von Jason Vorhees für eine neue Generation aufzubereiten. Dabei hat er sich aber nicht etwa nur den ersten „
Freitag der 13.“-Teil, in dem Jason wie schon erwähnt nur am Rande auftaucht, vorgenommen, sondern vielmehr Elemente der ersten drei Filme kombiniert und zusätzlich einige neue Ansätze hinzugefügt. Das Drehbuch stammt hier übrigens aus der Feder von Damian Shannon und Mark Swift, die bereits Jason-Erfahrung mit ihrer Vorlage zum Crossover-Spektakel „Freddy Vs. Jason“ (2003) gesammelt haben.
Alles beginnt mit einer auf wenige Minuten komprimierten Zusammenfassung von Teil eins, in welcher kurz das blutige Treiben von Mrs. Vorhees (Nana Visitor) angedeutet und ihr Tod durch die letzte Überlebende des Massakers gezeigt wird.
Dann wird ganz Reihen-typisch eine Gruppe von Heranwachsenden eingeführt, die zum „Crystal Lake“ hinausfährt, um dort zu campen, Drogen zu konsumieren und Sex zu haben – wie der Genre-Kenner weiss, sind das die drei blödesten Ideen, die man haben kann, wenn das Ziel der Reise eben den Namen „Crystal Lake“ trägt. Im Prinzip sind die Namen der Protagonisten dementsprechend völlig egal, da diese infolge eines längeren Prologs nur als Opfergabe des maskierten Unholds dienen, der mit einer Machete bewaffnet sein Unwesen in den Wäldern treibt.
Sechs Wochen später macht sich eine weitere Clique auf den Weg zu dem von einem dichten Wald umgebenen See:
Noch bevor die Spaßgesellschaft das üppige Ferienhaus von Trents (Travis Van Winkle, „
Transformers“) Eltern erreicht, treffen sie an einer Tankstelle auf den Einzelgänger Clay (Jared Padalecki, „
Gilmore Girls“, „House Of Wax“), der sich auf der verzweifelten Suche nach seiner Schwester Whitney (Amanda Righetti) befindet, welche vor einigen Wochen in dieser Gegend spurlos verschwunden ist. Zwischen dem arroganten Trent und Clay kommt es dabei zu einigen dummen Sprüchen, während die eher zurückhaltene Jenna (Danielle Panabaker, „
Mr. Brooks - Der Mörder in dir“) mit dem Außenseiter sympathisiert.
Natürlich treffen sich die Wege von Clay und der Gruppe noch einmal bei dem Anwesen am „Crystal Lake“, und natürlich ist schon bald die Not groß, wenn nach den ersten Köpfen aus dem Bong und den ersten zwischengeschlechtlichen Fummeleien ein Hüne mit Hockeymaske und Machete Jagd auf die Protagonisten macht…
Den Meisten dürfte nach dem Lesen der Inhaltsangabe aufgefallen sein, dass trotz vieler Darsteller im Film kaum Namen genannt werden. Der Grund dafür ist einfach und stellt bei einem neuen Eintrag in die „Freitag der 13.“-Reihe auch nicht unbedingt eine Besonderheit dar:
Die Charaktere sind bis auf die/den obligatorische/n Heldin/en und natürlich Jason höchstpersönlich (Derek Mears) recht nebensächlich und für den Zuschauer nur interessant, solange es nackte Haut und spritzendes Blut zu sehen gibt – ein paar bemühte Witzchen gesellen sich gelegentlich auch dazu, obwohl der Rezensent zugeben muss, dass ein, zwei davon sogar ein wenig gezündet haben.
Ganz schlimm ist in diesem Zusammenhang allerdings die Figur von Chewie (Aaron Yoo), der einfach nicht seinen Mund halten will und aus diesem Grund eigentlich eine „Sonderbehandlung“ von Jason verdient hätte. Warum er im Übrigen Chewie genannt wird, leuchtet leider nicht so richtig ein. Schließlich ist der behaarte „Star Wars“-Held ja nicht gerade durch sein offenes Mundwerk aufgefallen – vermutlich haben sich die Drehbuchautoren vertippt und eigentlich Jar Jar zu Papier bringen wollen…
Aber wie gut ist denn jetzt eigentlich Marcus Nispels Remake oder auch „Reboot“ von diesem großen Horror-Kultfilm geworden?
Nun, zunächst sollte man als Fan der ersten Filme keine absolut werkgetreue Umsetzung erwarten. Zwar streut der Regisseur an vielen Stellen Zitate aus den alten Teilen ein, aber passt seine Version schon stark dem aktuellen Zeitgeist an, was unter dem Strich bedeutet, dass man einen schnellen, lauten und vor allem sehr gestylten Popcorn-Schocker zu sehen bekommt, der zu fast 100 % auf oberflächliche Schocks an Stelle von echter Spannung setzt. Aber mal ehrlich: Hat jemand tatsächlich mehr erwartet?
Im direkten Vergleich hat die vorherige Kollaboration von Produzent und Regisseur schon das eindeutig spannendere Resultat abgeworfen, aber so viel Neues ist ja nunmal auch nicht aus dem „Freitag der 13.“-Stoff herauszuholen – immerhin kennen die Fans ihren Jason inzwischen zu gut, als dass er ihnen noch wirklich das Fürchten lehren könnte. Deshalb hat man seine Figur für die Neuauflage auch etwas verändert. Ist Jason sonst immer ein Zombie-artiges Ungeheuer gewesen, sieht man ihn hier schon fast in der Rolle eines Jägers, der sogar Fallen auslegt und seine Opfer mit einer gewissen Taktik niederstreckt. Teilweise ist Nispel die Umsetzung dieses Neuansatzes gelungen, allerdings hat er sich in einigen Szenen doch stark verzettelt – wenn z.B. Jason in seinem Unterschlupf durch eine Alarmglocke auf weitere Anwesende im Wald aufmerksam gemacht wird, ist die Grenze der Lächerlichkeit schon ein wenig überschritten!
Leider muss festgehalten werden, dass die größte Schwäche des Films tatsächlich seine Überfrachtung ist. Es sind zu viele Charaktere und Ideen im Spiel, die in zu kurzer Zeit auf den Zuschauer einprasseln, so dass zwar keine Langweile, aber dafür eine gewisse Verwirrung entsteht. Das ist schade, da „Freitag der 13.“ so einige seiner Möglichkeiten (z.B. die optisch durchaus erzeugte Atmosphäre) verschenkt und seinem Publikum eher als Action-Horrorstreifen, als als waschechter Schocker in Erinnerung bleibt.
Die Tötungsszenen – die ja überhaupt den größten „Reiz“ der Reihe ausmachen – sind zudem zwar nicht so grandios in Szene gesetzt wie beim Original (was auch kaum verwundern dürfte, da Tom Savini ja nicht umsonst einen einzigartigen Ruf genießt), aber dennoch reichlich vorhanden (es gibt genau 13 zu „begutachten“!) und für Mainstream-Verhältnisse doch recht blutig ausgefallen.
Auf die Hauptfunktion der Darsteller ist ja bereits zuvor ein wenig eingegangen worden, und eigentlich bleibt hier auch nur anzufügen, dass Jared Padalecki in seiner Rolle als Rob-Verschnitt aus Teil vier der Reihe nach anfänglichem, nervigen Rumgejammer („Meine Mutter ist tot, meine Schwester hat sich vorher um sie gekümmert, jetzt ist sie weg…bla bla bla…“) gar keine so unglaublich schlechte Figur macht, und somit zumindest nicht negativer als andere „Freitag der 13.“-Helden auffällt, welche sich ja sowieso nie durch besondere Tiefgründigkeit ausgezeichnet haben.
Der optische Stil der Neuauflage ist natürlich weit weniger schmutzig als der des Originals, welches sich neben „
Halloween - Die Nacht des Grauens“ auch noch stark bei Mario Bavas „
Im Blutrausch des Satans“ (1971) bedient hat, und schafft es auch nicht ganz, eine ähnliche Beklemmung wie das „
Texas Chainsaw Massacre“-Remake zu erzeugen. Dennoch sollten die düsteren Waldaufnahmen von Daniel Pearl zumindest eine zeitweilige Gruselstimmung aufkommen lassen, während andere Szenen etwas an den hyper-gestylten Kinohit „
All the Boys love Mandy Lane“ (2006) erinnern.
Als Fazit lässt sich festhalten, dass der „Reboot“ weder ein Muss für Nicht-Fans darstellt, noch als Totalausfall für Jason-Jünger gewertet werden muss – zumindest nicht, wenn man sich dem Film mit einer offenen Haltung nähert und neue Einfälle zumindest an sich heranlässt. Dies ist ganz klar kein Streifen, der für die Ewigkeit gedacht ist, sondern schlicht knapp 100 unterhaltsame Minuten bereiten soll. Und das ist ihm trotz einiger echt blöder Momente und einer gewissen Überfrachtung gelungen.
Und besser als einige der Fortsetzungen ist er allemal!
Unter
dieser Adresse gibt es noch einen kleinen Bonus für
volljährige Jason-Fans. Viel Spaß dabei!