Grace (Sophia Bush) will ihren Freundinnen daheim ihre neue Eroberung Jim (Zachary Knighton) vorstellen. Und so machen sich die beiden auf den Weg und tauschen die sonnige College-Idylle gegen einen staubigen, spärlich befahrenen Highway. In der Nacht können sie nur um Haaresbreite einen Zusammenstoß mit einem am Straßenrand abgestellten Wagen und seinem seelenruhig auf der Fahrspur wartenden Fahrer (Sean Bean) verhindern. Die stoische Gelassenheit, mit der der Mann auch nach dem Beinahe-Crash auf der Straße stehen bleibt, ist dem jungen Paar unheimlich genug, um sich zu entschließen, lieber das Weite zu suchen statt ihre Hilfe bei einer möglichen Panne anzubieten.
Kurze Zeit später begegnen sie dem geheimnisvollen Mann an einer Tankstelle wieder. Als er scheinbar harmlos eine Mitfahrgelegenheit zum nächstgelegenen Motel sucht, um nicht im strömenden Regen meilenweit laufen zu müssen, können sie ihm diese Bitte nicht abschlagen. Doch schnell entpuppt sich der vermeintliche Anhalter als Psychopath, der seine Wohltäter in ein mörderisches Spiel verwickeln will. Mit dem Messer in der Hand zwingt er Jim vier kleine Worte zu sagen:
„Ich möchte tot sein.“ Bevor es jedoch zum Schlimmsten kommt, können die beiden ihren Angreifer überwältigen und aus dem fahrenden Auto stoßen. Doch damit ist der Alptraum noch lange nicht vorbei. Im Gegenteil: schon bald finden sie sich in einem perfiden Katz-und-Maus-Spiel wieder und müssen sich nicht nur ihres An
greifers erwehren, sondern auch noch der Polizei ihre Unschuld bezüglich der blutigen Spur beweisen, die der Irre auf und neben dem Highway hinterlässt...
Musikvideo-Regisseur
Dave Meyers liefert hier eine Neuauflage des Films "Hitcher – The Highway Killer" von 1986 ab, in dem Rutger Hauer die Rolle des psychopathischen Anhalters übernahm. Im Gegensatz zum Original, in dem die Figur des Jim erst später im Film auf die Hilfe einer Kellnerin in einem Truck Stop zurückgreifen konnte, wurde ihm im Remake von Beginn an Unterstützung in Form einer Gefährtin zur Seite gestellt. Dabei entwickelt sich Grace alias
Sophia Bush ("One Tree Hill") zur eigentlichen Heroin, die ihrem Freund, gespielt von
Zachary Knighton ("Flash Forward"), den Rang des Hauptdarstellers abläuft. Die Besetzung mit frischen jungen Gesichtern, die kaum Wiedererkennungswert aufweisen, könnte man wohlwollend als Versuch interpretieren, das Gefühl der Beklemmung beim Zuschauer zu steigern. Immerhin sind solche Geschichten umso gruseliger je größer das Gefühl ist, dass sie jedem Einzelnen im Kinosaal genauso zustoßen könnten. Und die unverbrauchten Schauspieler, die hierzulande eher unbekannt sein dürften, bieten dafür einen guten Ansatzpunkt, da sie die Identifizierung mit den Charakteren deutlich erleichtern.
Der Film macht durchaus Spaß. Einige kleinere und größere Details hinterlassen jedoch einen etwas faden Beigeschmack. So gelingt es dem Irren, drei Streifenwagen und einen Polizeihubschrauber auszuschalten, bevor irgendeiner der Beamten auch nur ansatzweise versucht ihn aufzuhalten. Und der Highway ist natürlich immer nur dann von anderen Autos bevölkert, wenn es die Geschichte verlangt: als Jim und Grace eine Familie vor dem Psychopathen zu warnen versuchen, kommt ihnen ausgerechnet in diesem Moment ein Laster entgegen, so dass sie ausweichen müssen und dabei einen Abhang hinunterstürzen. Wenn sie sich dann jedoch ob des demolierten Wagens zu Fuß aufmachen müssen und eine halbe Ewigkeit die Straße entlang laufen, ist weit und breit kein anderes Fahrzeug zu sehen. Aber mit solchen Konstrukten muss man bekanntlich in vielen Filmen leben, so dass man wohl halbwegs getrost darüber hinwegsehen kann.
Weitaus ärgerlicher ist dagegen die mehr als dürftige Aufklärung bezüglich des Motivs für die Gewaltorgie. Steht man dem Film und seinen Machern wohlgesonnen gegenüber, könnte man das Fehlen einer wirklichen Erklärung dahingehend interpretieren, dass es die Sinnlosigkeit von Gewaltverbrechen im Allgemeinen verdeutlichen soll. Ansonsten müsste man annehmen, dass die Filmemacher entweder keine befriedigende Auflösung finden konnten oder wollten, letzteres weil der durchgeknallte Anhalter lediglich als Träger für das folgende Gemetzel fungiert – irgendeinen Aufhänger braucht eben jeder Thriller und Horrorstreifen.
Nichtsdestotrotz kann man den Film insgesamt, wenn er auch etwas kurz geraten ist, als unterhaltsam und durchaus spannend bezeichnen.
Sean Bean ("
Der Herr der Ringe: Die Gefährten", "
Das Vermächtnis der Tempelritter") überzeugt als sadistischer Jäger und verleiht der alten Weisheit „Nimm niemals einen Fremden mit!“ beispielhaft und in abschreckend Art und Weise Substanz. Die minimalistische, fast unwirkliche Szenerie der Wüsteneinöde unterstreicht die konstant präsente Bedrohung, da Hilfe im entscheidenden Moment immer in weiter Ferne liegt oder (wie im Falle der als geradezu unfähig dargestellten Provinz-Polizei) einfach kein ausreichendes Potenzial zur Verfügung stellen kann bzw. ihre Aufmerksamkeit auf den Falschen lenkt. Die Begegnungen mit dem irren Killer werden von Mal zu Mal nervenaufreibender, bis sie schließlich in einer Szene münden, die ebenso gut in einem "
Saw"-Film zu finden sein könnte, obwohl in diesem Moment weit weniger Blut und keinerlei fliegende Eingeweide die Leinwand verunstalten. Die Geschichte ist temporeich erzählt und regelmäßig eingebaute Schockmomente verhindern einen zwischenzeitlichen Spannungsabfall, und so steht einem unterhaltsamen Popcorn-Abend nichts im Wege.