Ach ja – die liebe Abenteuerlust der zivilisierten Menschen!
Immer treibt sie sie in die abgelegenen Ecken dieses Planeten, wo die Gefahr hinter jedem Busch zu lauern scheint. Dabei ist die Not groß, wenn sich in der Natur auf einmal unüberwindbare Hürden auftun oder menschenfressende Bestien Jagd auf die untrainierten Stadtbewohner machen.
Dieses Thema ist schon seit Beginn des Abenteuer-oder Horrorkinos eine beliebte Grundlage für verschiedenste Geschichten wie „
Cannibal Holocaust (Nackt und Zerfleischt)“ (1980), die „Indiana Jones“-Reihe oder Neil Marshalls Survival-Schocker „
The Descent - Der Abgrund des Grauens“ (2005) gewesen und wird wohl auch ein lukrativer Evergreen für so manchen Box-Office-Erfolg in der Zukunft bleiben.
In „Ruinen“, dem Spielfilmdebüt von Carter Smith, machen die beiden Pärchen Jeff (Jonathan Tucker, „
Hostage“, „
Im Tal von Elah“) und Amy (Jena Malone, „
Donnie Darko“) sowie Eric (Shawn Ashmore, „X-Men“) und Stacy (Laura Ramsey, „
Der Pakt - The Covenant“) Urlaub an der südöstlichen Küste von Mexiko.
Im Hotel freunden sich die vier mit zwei weiteren Touristen, dem Griechen Pablo (Dimitri Baveas) und dem Deutschen Mathias (Joe Anderson, „Control“), an, mit denen sie den Plan fassen, dem Weg einer handgemalten Karte zu folgen, die Mathias´ verschwundener Bruder zurückgelassen hat.
Um zu dem gekennzeichneten Ort zu gelangen bezahlt die Gruppe einen mürrischen Einheimischen, der sie mit seinem Pickup irgendwo in die tiefsten Wälder bringt. Da er sich dann auch schleunigst wieder aus dem Staub macht, bleibt den jungen Leuten nichts anderes übrig als weiter durchs Gebüsch zu marschieren, wo sie schließlich die Ruinen eines Maya-Tempels entdecken.
Die Situation gerät allerdings völlig außer Kontrolle, als plötzlich einige schießwütige Eingeborene auf Pferden auftauchen, die das einzig intakte Handy zerstören, Pablo erschießen und die anderen brüllend auf das Bauwerk scheuchen.
Oben angekommen finden die entsetzten Abenteurer eine Grube in der Mitte der Fläche und einige verlassene Zelte vor – offensichtlich sind erst vor kurzem andere Menschen dort gewesen.
Während die aggressiven Indianer unten warten und eine Flucht der Gruppe unmöglich machen, suchen die Fünf nach einer Möglichkeit Hilfe zu holen. Auf einmal ertönt aus dem tiefen Loch der Klingelton eines Handys und Mathias meldet sich freiwillig dazu, sich in das schwarze Unbekannte hinabseilen zu lassen…
„Four Americans on vacation don't just disappear!” sagt Jeff später im Film, doch genau das ist der kleinen Gruppe in dem neuen Horror-Hit passiert – sie ist in den riesigen mexikanischen Wäldern verschwunden und sieht sich zudem auf der Spitze der Ruinen mit etwas Unheimlichen konfrontiert, das sie sich in ihren schlimmsten Albträumen nicht hätten ausmalen können.
Bei der Sichtung des ersten Trailers zu „Ruinen“, der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Scott B. Smith, haben die meisten Zuschauer vermutlich noch gelangweilt ihre Hand vor den Mund gehalten um erstmal herzhaft zu gähnen. Und eigentlich kann gleich vorweggenommen werden, dass der Streifen in keinster Weise neue (Genre-)Horizonte eröffnet.
Prinzipiell ist alles was man in dem Film geboten bekommt – von den naiven Touristen, die in eine böse Falle geraten bis zu den blutigen Ereignissen, die um sie herum geschehen – schon einmal dagewesen und könnte im Vorfeld für einen schlimmen Rohrkrepierer sprechen...wäre da nicht die kleine Tatsache dass die Geschichte einfach spannend erzählt ist und die Protagonisten mal nicht ganz so verblödet und unentschlossen daherkommen wie in manch anderer Gruselschote.
Auch die reine Spieldauer von knapp 90 Minuten ist passend bemessen, da nach der kurzen Einführung der Charaktere der Verlauf der Story recht straff umgesetzt ist, so dass bis zum Schluss eigentlich keine Langeweile aufkommen dürfte.
Keine Frage: Man könnte Carter Smiths „Ruinen“ mit etwas bösem Willen aufgrund der mangelnden Originalität in der Luft zerreißen, doch mal ehrlich – nach der ganzen Flut an unsagbar schlechten Remakes und billigen
Torture-Porn-Ablegern sorgt dieser - wenn auch altmodische Schocker - für eine willkommene Abwechslung auf der großen Leinwand, wobei an einigen wenigen Stellen sogar Freunde von blutig-ekeliger Unterhaltung auf ihre Kosten kommen.
Dass die Hauptfiguren, wie bereits erwähnt, meist sogar nachvollziehbare Entschlüsse treffen, bringt ihnen zusätzliche Sympathiepunkte beim Zuschauer ein, der sich möglichweise schon auf ein richtig peinliches B-Filmchen eingestellt hat.
Manchmal erinnert der Streifen übrigens ein wenig an Eli Roths Erstling „
Cabin Fever“ (2002), in dem eine Gruppe Jugendlicher im Wald einer fleischfressenden Seuche zum Opfer fällt – wenn man den schwarzen Humor dieses Films unter den Tisch fallen ließe, die Krankheit gegen Getier und Gestrüpp austauschen und den Ort des Geschehens auf eine winzige Fläche begrenzen würde, hätte man schon ein ganz gutes Bild von „Ruinen“.
Für einen kurzen und spannenden Kinoabend mit einer großen Tüte Popcorn sollte das Werk definitiv ausreichen!