Bruce Willis ist ein begnadeter Darsteller von polizeilichen Amtsträgern.
Hierbei stellt er die verschiedensten Typen der Ordnungsträger dar – in unterschiedlichsten Rängen und mit ihren eigenen Schicksalen.
Meist stellt Willis aber eher abgehalfterte, frustrierte Polizisten dar, nahe der Resignation. Und eben solchen mitleidserregenden Charakteren verleiht er eine gewisse Einzigartigkeit und Authentizität. Filme wie "
Stirb Langsam", "The Last Boy Scout", "Tödliche Nähe" und "16 Blocks" gehören auch deshalb zu Willis’ besten Werken.
Hostage ist wieder einer solchen Perlen.
Willis spielt Jeff Talley, einen Kleinstadtpolizisten, der bei einer Geiselnahme ermittelt.
Aufgrund seiner früheren Erfahrungen als Polizeivermittler ist er auch die prädestinierte Person, um mit den Geiselnehmern zu verhandeln. Hierbei handelt es sich um drei Jugendliche, die einen Vater und seine zwei Kinder als Geiseln halten. Der scheinbare Routinefall für den Ex-Vermittlungs-Profi Talley entwickelt sich zu einer sehr komplizierten Angelegenheit. Denn bei dem Gebäude, in dem sich die Geiselnehmer aufhalten, handelt es sich um eine kleine Festung mit hochtechnischem Verrieglungssystem und Überwachungskameras.
Eigentümer und Familienvater Walter Smith hat dabei seinen Wohlstand nicht nur mit legalen Mitteln erworben und neben den Polizisten ist es auch einem Kreis von Großkriminellen ei
n wichtiges Anliegen, Smiths Hausanlage zu infiltrieren.
Talleys Frau und Tochter dient ihnen dabei als Erpressungsmittel. Sie zwingen Talley die Vermittlungen hinaus zögern, damit als FBI-Agenten getarnte Kriminelle die Situation übernehmen und Smiths Festung stürmen.
Ein weiteres Problem besteht darin, dass einer von den jugendlichen Geiselnehmern sich als irrer Psychopath entpuppt, der in Smiths 16-jähriger Tochter Jennifer seine Angebetete findet. Talleys einzige Hoffnung ist der kleine Sohn von Smith, Tommy, über den er mittels eines Handys wichtige Informationen darüber bekommt, was sich im Haus abspielt.
Doch schon bald eskaliert die Situation, denn die angerückten Pseudo-FBI-Agenten planen eine rücksichtslose, gewaltsame Stürmung, mit dem einzigen Zweck, an ein mit wichtigen Daten gefüllte DVD von Smith zu kommen. Und im Haus dreht der irre Mars durch, weil Jennifer ihn abblitzen lässt.
"
Hostage" wartet mit einer frischen Story und gut entwickelten Spannungsbogen auf.
Willis Charakter ist tiefgründig und vielschichtig. Durch ein traumatisches Erlebnis in der Vergangenheit, wobei durch einen taktischen Fehler von Seiten Talleys drei Menschen starben, ist der nun degradierte Bulle gebrandmarkt, geplagt von Schuldgefühlen und meidet allzu große Verantwortungen. Unter Talleys Passivität und Teilnahmslosigkeit leidet auch seine Familie, die kurz vor dem Zusammenbruch steht.
Hostage ist durch seine tiefgründige Story mehr als nur ein Actionthriller alá Stirb Langsam. Die dramatische Note erinnert eher an den Film "
16 BLOCKS", den Willis ein Jahr später dreht. Die Thriller-Momente sind gut platziert und geben die nötige Würze.
Es ist auf jeden Fall erfreulich zu sehen, dass Bruce Willis seinen Charakter um eine sensiblere Note bereichert und den abgehalfterten Polizisten Jeff Talley dadurch dem Zuschauer authentischer und menschlicher nahe bringt.