Der Regisseur Eli Roth wird von vielen als neuer Stern am dunklen Horrorhimmel gehandelt. Obwohl das junge Talent erst auf drei abendfüllende Spielfilme zurückblicken kann, hat er bereits Eindruck bei solch renommierten Kollegen wie Peter Jackson („Braindead“,
„The Frighteners“,
„Der Herr der Ringe“) oder Quentin Tarantino („
Pulp Fiction“,
„Kill Bill“) hinterlassen. Letzterem hat dessen Erstling „Cabin Fever“ sogar so gut gefallen, dass er sich bei dem Nachfolger, dem harten Folter-Schocker
„Hostel“ (2005), sogar als Produzent verantwortlich gezeigt hat.
Auch „Cabin Fever“ sollte ursprünglich von einem bekannten Namen unterstützt werden, der sich aber bei der ersten Sichtung des Materials wieder von dem Projekt distanziert hat: Der Mystery-Meister David Lynch („Blue Velvet“, „Inland Empire“) hat zunächst Interesse an der verrückten Story, in der einige junge Leute in einem entlegenen Wald einem fürc
hterlichen Virus zum Opfer fallen, gezeigt, hat aber wohl nach dem Lesen des Drehbuchs einen subtileren und ernsthafteren Film im Kopf gehabt.
Und um es gleich vorweg zu nehmen: Wer ausschließlich tiefsinnige und hochmoralische Streifen goutiert, ohne sich auch mal hirnlosem aber recht unterhaltsamem Trash hinzugeben, ist hier an der falschen Adresse und kann sich die folgenden Zeilen getrost sparen.
Die Freunde Paul (Rider Strong), Bert (James DeBello), Karen (Jordan Ladd), Marcy (Cerina Vincent) und Jeff (Joey Kern) wollen ihren College-Abschluss feiern und fahren aus diesem Grund hinaus in die Wälder um in einer abgelegenen Hütte mal ordentlich die Sau raus zu lassen. Bereits am Eingang der kleinen Ortschaft begegnet die Clique an einer Tankstelle einigen der eigenartigen Einwohner; da wären zum Beispiel der rassistische Tankwart oder dessen beißwütiger Enkel.
Als sie schließlich an ihrem Domizil angekommen sind, werden schnell die Koffer ausgepackt und der Spaß kann beginnen. Allerdings haben die Fünf bei ihrem Kurzurlaub nicht den absolut tödlichen Virus, der seinen Opfern im wahrsten Sinne des Wortes unter die Haut geht, mit eingeplant.
Schon bald wird der Zusammenhalt der Truppe unter extremen Bedingungen auf eine harte Probe gestellt…
Wie man bereits an der alles andere als epischen Länge der Inhaltsangabe erkennen kann, spielt bei Eli Roths „Cabin Fever“ die Story nicht die ganz grosse Rolle.
Diese könnte man eigentlich als ziemlich einfallslose Mischung aus Sam Raimis „Tanz der Teufel“ (1981) und John Carpenters
„Das Ding aus einer anderen Welt“ (1982) abtun.
Der wichtigste Pluspunkt des Films besteht in der erfrischenden Erzählweise der Geschichte und den vielen skurrilen Charakteren, die darin auftauchen. Die Hauptpersonen selbst kommen vielleicht ziemlich Klischee-beladen herüber, aber dies sollte man eher als eine Hommage an die Horrorfilme der Achtziger verstehen, von denen Roth selbst ein grosser Fan ist.
Unter den Bewohnern des Dorfes befinden sich auf jeden Fall eine Menge schräger Gestalten, die man eher mit dem späteren Förderer des Regisseurs, Quentin Tarantino, in Verbindung bringen würde. Eli Roth selbst ist in einer Rolle als bekiffter Camper Justin inklusive dessen (Film-)Hund Dr. Mambo (!) zu sehen.
Auch von der Inszenierung her ist der kleine Ausflug zu früheren Exploitation-Klassikern gelungen, da es der Streifen trotz der vielen Humoreinlagen auch schafft eine gewisse Atmosphäre zu erzeugen, die dem Horrorfan durchaus gefallen dürfte.
Aber nicht nur die Atmosphäre dürfte bei Freunden des Genres gut ankommen, sondern auch die gut gemachten und teilweise echt fiesen Splatterszenen. So macht eine der Infizierten z.B. eine tief greifende Erfahrung beim Rasieren ihrer Beine…Aua!
Man sollte, wie bereits erwähnt, hier auf gar keinen Fall einen absolut genialen Horrorreißer erwarten, sonst wird man den Fernseher wohl spätestens nach der ersten Filmhälfte ausschalten. Viel eher handelt es sich hier um einen Streifen, der von Fans für Fans gemacht worden ist, und dem man den Spaß beim Entstehen wirklich ansehen kann.
Hier lohnt es sich übrigens, auch mal den Audiokommentar von Eli Roth auf der DVD einzuschalten – der junge Regisseur wird einem richtig sympathisch, wenn er über verkniffene Filmkollegen herzieht oder auch den einen oder anderen Schwank aus seiner bisherigen Laufbahn im Geschäft zum Besten gibt.
Mit
„Hostel“ und dessen
Fortsetzung (2007) hat sich Eli Roth handwerklich noch einmal gesteigert und man darf sich auf weitere Projekte des Talents freuen. Als nächstes steht übrigens mit „Cell“ die Verfilmung eines Stephen King-Romans an.