„[…]Und ich sah, und siehe, ein fahles Pferd. Und der darauf saß, dessen Name war: Der Tod, und die Hölle folgte ihm nach.[…]“
(
Offenbarung des Johannes, Kapitel 6, 1 – 8)
Nach seinem Spielfilmdebüt, dem kultigen Drogentrip „Spun“ (2002), ist es um den schwedischen Musikvideo-Spezialisten Jonas Åkerlund (u.a. Clips für
Madonna,
Prodigy,
Metallica und
Jane’s Addiction) auf der großen Leinwand längere Zeit still gewesen.
Irgendwann aber machte im Internet ein Projekt mit dem Namen „The Horsemen“ die Runde, das für den Regisseur die nächste Arbeit darstellen sollte und nach dem Lesen der ersten inhaltlichen Zusammenfassung recht interessant anmutete:
Ein heruntergekommener Cop verfolgt die blutige Spur eines vermeintlichen Serienkillers, der auf sonderbare Weise mit den im
Neuen Testament angekündigten „Reitern der Apokalypse“ in Verbindung zu stehen scheint und auch langsam Einfluss auf das Leben des Ermittlers und seiner Familie nimmt.
Zunächst blieb es bei dieser knappen Inhaltsangabe und es hatte fast den Anschein, als ob die Produktion abgeblasen worden wäre, da lediglich Darstellernamen wie Dennis Quaid („
8 Blickwinkel“, „Die Reise ins Ich“) oder Patrick Fugit („Almost Famous – Fast berühmt“) genannt worden, aber ansonsten keinerlei Berichte vom Set oder andere Hintergrundinfos zu lesen gewesen sind. Die Reiter blieben regungslos.
Doch urplötzlich tauchte ein ganzer Schwall von Szenenfotos auf, es gab einen offiziellen italienischen Kinostart, einen limitierten US-Release und einen Trailer – und auch hierzulande konnte man sich auf den „
Fantasy Filmfest Nights 2009“ erstmalig einen Eindruck von dem düsteren Horrorthriller machen.
Der Cop Aidan Breslin (dargestellt von Dennis Quaid), der nach dem Tod seiner Frau ein sehr distanziertes Verhältnis zu seinen beiden Söhnen Alex (Lou Taylor Pucci, „Thumbsucker“) und Sean (Liam James) aufgebaut hat, arbeitet an einem mysteriösen Fall:
Eine Frau wird brutal ermordet und an den Haken einer sadomasochistischen Foltervorrichtung aufgehängt vorgefunden. Am Tatort sind die Worte „Come and see“ an die Wand geschmiert - eine Aufforderung, über die Breslin schon an einem anderen Platz gestoßen ist. Ein alter Mann hat zuvor auf einer verlassenen Waldlichtung einen grausigen Fund gemacht, als er einen dort platzierten Behälter öffnete, in welchem sich menschliche Zähne befanden und an den Bäumen im nahen Umfeld der erwähnte Satz geschrieben stand.
Schon bald findet der Cop heraus, dass es sich dabei um ein Zitat aus dem sechsten Kapitel der Offenbarung handelt, laut welchem vier Reiter die Apokalypse heraufbeschwören, indem sie Hunger, Krieg, Krankheit und Tod über das Land bringen.
Als sich ein weiterer Mord nach diesem Schema ereignet, glaubt der zusätzlich mit seinem Familienleben in Konflikt stehende Breslin, dass sich hinter den Taten vielleicht mehr als der kranke Geist eines Psychopathen versteckt…
Man darf wohl mit Fug und Recht behaupten, dass die Grundidee von „The Horsemen“ endlich mal wieder die Hoffnung auf einen innovativen Thriller mit einem vielleicht etwas übernatürlichen Touch geweckt hat.
Leider darf schon gleich die Vorfreude ein Stückchen geschmälert werden – denn aus dem Resultat ist zwar bestimmt kein schlechter Streifen geworden, aber dafür ein arg gewöhnlicher Beitrag zum Serienkiller-Genre, der sichtlich im Fahrwasser von Kinohits wie „
Sieben“ (1995) und „
Saw“ (2005) mitzuschwimmen versucht, und dem in der zweiten Hälfte dabei storymäßig auch ganz schön die Puste ausgeht.
Besonders die Auflösung und der ziemlich inkonsequente Schluss sind es, die dem inszenatorisch völlig einwandfreien Werk das vierte Wertungssternchen gekostet haben. Schade, da hätte in dem hochinteressanten Ansatz definitiv mehr Potential gesteckt! Allerdings verwundert es kaum, dass hier auf altbewährte Konzepte gesetzt worden ist, wenn man bedenkt, dass mit „Platinum Dunes“ die Company von
Ich-sprenge-alles-in-die-Luft-was-nicht-bei-3-auf-den-Bäumen-ist-Regisseur Michael Bay an der Produktion beteiligt war, die sich ja ansonsten fast ausschließlich mit dem Neuauflegen alter Horrorstoffe befasst, und mit Sicherheit kein Risiko mit einer unerprobten Idee eingehen wollte…
Mit Jonas Åkerlund, der sogar kurzzeitig für die schwedische
Black Metal-Band „Bathory“ hinter dem Schlagzeug saß, hat man sich zumindest einen frischen Regisseur an Bord geholt, der durch seine Musikvideo-Vergangenheit das schwache Drehbuch an vielen Stellen mit einigen gelungenen visuellen Einfällen überspielen kann, sich aber dennoch im Vergleich zum wilden Vorgänger „Spun“ in dieser Hinsicht arg zusammenreißt. Allerdings würde eine
Guiness-Buch-verdächtige Schnitt-Attacke hier auch nicht gerade positiv zur Stimmung des Films beitragen.
Die schauspielerischen Leistungen lassen sich eigentlich durch die Bank mit dem Wort „solide“ zusammenfassen – sowohl Dennis Quaid, als auch bekannte Nebendarsteller wie Patrick Fugit oder Peter Stormare („
Fargo - Blutiger Schnee“) liefern genau das ab, was man von ihrer jeweiligen Rolle erwarten würde. Insofern mimt Quaid eben auch den typischen, grimmig dreinschauenden Cop mit privaten Problemen, was zwar äußert klischeebeladen daherkommt, aber im sowieso konventionellen Kontext nicht sonderlich negativ auffällt. Lediglich Ziyi Zhang („
Die Geisha“) kann mit ihren Auftritten eigene Duftmarken setzen.
Mit etwas mehr Eiern hätte aus „The Horsemen“ mehr als die übliche Serienkiller-Hatz werden können; offensichtlich haben da aber wohl die Augen der Produzenten eher in die Richtung des schnellen Geldes geschielt, weswegen unangenehme Ecken und Kanten bewusst vermieden worden sind.
So bleibt letztlich ein zwar recht kurzweiliger und teilweise ziemlich brutaler Horrorthriller, der aber zum Schluß hin irgendwie selbst nicht mehr so genau weiss, wo die Reise eigentlich hingehen sollte.
Fazit: Nicht wirklich schlecht, nicht richtig gut – irgendwas dazwischen halt…