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Die Schöne und das Biest

Die Schöne und das Biest

Ein Film von Gary Trousdale, Kirk Wise

Einst lebte in einem Schloss ein stattlicher Prinz. An einem schicksalhaften Abend klopfte eine alte Bettlerin an sein Tor, doch der Prinz wies die zerlumpte Gestalt hochmütig ab. Zu seinem Erstaunen verwandelte sich die alte Frau in eine wunderschöne Zauberin, die ihn zur Strafe für seinen Stolz verfluchte. Als furchterregendes Biest, grauenvoll anzusehen, musste er nun in seinem ebenfalls verzauberten Schloss hausen mit nur einer einzigen Hoffnung auf Erlösung: sollte es ihm bis zu seinem 21. Geburtstag gelingen, zu lernen, was wahre Liebe ist, und im Gegenzug die Liebe einer Frau für sich zu gewinnen, so würde er seine menschliche Gestalt zurückerhalten. Anderenfalls würde er für immer als Biest leben müssen.
Nicht weit entfernt, und doch in einer anderen Welt, lebt Belle mit ihrem Vater in einem kleinen Dorf. Das junge Mädchen ist ebenso hübsch wie klug, was ihr einerseits die Bewunderung von Gaston, dem selbsternannten männlichen Prachtstück des Dorfes, einbringt, andererseits aber auch eine Außenseiterin aus ihr macht, da sie den Tag lieber mit der Nase in einem Buch verbringt und von der großen weiten Welt träumt, statt sich unter die Dorfbevölkerung zu mischen. Einzig ihrem Vater fühlt sie sich wirklich verbunden. Als dieser eines Tages nicht von einer Reise zurückkehrt, macht sich Belle daher sofort auf die Suche nach ihm. Sie findet ihn eingesperrt in einem Turmverlies in eben jenem Schloss, welches das Biest und seine verzauberten Bediens
teten bewohnen. Um ihren kranken Vater zu retten, bietet Belle an, seinen Platz einzunehmen. Das Biest willigt ein, und fortan soll Belle bei ihm im Schloss leben. Das Zusammenleben erweist sich als zunächst recht schwierig, zumal Belle trotz der prachtvollen Umgebung eine Gefangene bleibt. Und dann ist da auch noch Gaston, der die Idee, Belle zur Frau zu nehmen, einfach nicht aus dem Kopf bekommt und dafür sogar einen finsteren Plan ausheckt…

"La Belle et la Bête" ist ein französisches Volksmärchen, das erstmals Mitte des 18. Jahrhunderts von der Schriftstellerin Gabrielle-Suzanne Barbot de Villeneuve in niedergeschriebener Fassung unters Volk gebracht wurde. Längst ist die Erzählung Stoff zahlreicher Adaptionen in Literatur, Theater, Film und Fernsehen geworden und verzaubert bis heute nicht nur seine Hauptfigur, sondern auch ein generationenübergreifendes Publikum. Es war nur eine Frage der Zeit, bis auch die Kreativen aus dem Hause Disney sich der Geschichte annehmen würden, und im Nachhinein erwies sich diese Themenauswahl als wahrer Glücksgriff, ist den Verantwortlichen mit "DIE SCHÖNE UND DAS BIEST" doch einer der großartigsten Filme aus dem Haus mit der Maus überhaupt gelungen. Im Laufe der Bearbeitung wurde aus dem Märchen jedoch mehr Inspiration als Vorlage. Wie es so häufig in der berühmtesten aller Trickfilm-Schmieden der Fall ist, war auch die Entwicklung dieses Filmes von allerlei kreativen Pausen und Neubearbeitungen gezeichnet. Erste Versuche der Adaption gab es wohl schon unter Walt Disney selbst, doch ernsthafte Ambitionen entwickelten sich erst gegen Ende der 80er Jahre. Richard Purdum war zunächst als Regisseur engagiert worden. Er orientierte sich sehr an der klassischen Geschichte und entwickelte so eine recht strenge, elegante Idee. Von einem Musical war hier noch nichts zu sehen, und die Chefetage konnte sich wohl ebenso wenig den Erfolg des Films in dieser Fassung vorstellen. Was folgte, war eine Neubesetzung diverser Teile des Mitarbeiterstabes. Die Regie übernahmen nun Kirk Wise und Gary Trousdale, die später auch bei "Der Glöckner von Notre Dame" und "Atlantis - Das Geheimnis der verlorenen Stadt" zusammenarbeiten würden, und Alan Menken und Howard Ashman, welche gemeinsam die Welt von "Arielle" zu musikalischem Leben erweckt hatten, wurden engagiert, um auch hier für die richtige akustische Begleitung zu sorgen. Doch dazu später mehr.

Nach der erneuten Bearbeitungsphase ist in der finalen Fassung nicht allzu viel von der ursprünglichen Geschichte des Märchens geblieben. Aus dem plötzlich verarmten Kaufmann ist ein glückloser Erfinder geworden; anstelle des Lebens mit vielen Brüdern und Schwestern ist Belle nun ein Einzelkind; und obwohl sie immer ein bescheidenes und gutes Herz hat, träumt sie doch von der großen weiten Welt, von Abenteuern und fremden Länder, und erhofft sich für ihre Leben mehr als das alltägliche Leben in einem winzigen Dorf. Erhalten ist der Kern der Geschichte: die Verwandlung eines Prinzen in ein scheußliches Biest und dessen Erlösung durch Belle, die über das Äußere hinweg schaut und das Gute in seinem Herzen erkennt. Und schon ist ein Stoff geschaffen, der simpel genug gestrickt ist, um dem jungen Publikum das Mitverfolgen der Geschichte zu erleichtern, und doch genügend Potenzial für eine mitreißende Erzählung bietet. Nichtsdestotrotz zollt der Film seiner Herkunft Respekt, ruft doch die Eingangssequenz, in der die Vorgeschichte der Verwandlung des Prinzen mit eindringlicher Erzählerstimme vorgebracht wird, Erinnerungen an eine wahrhafte Märchenstunde wach. Wortwörtlich untermalt wird diese auf eine besonders elegante Weise: der Blick des Zuschauers wird langsam auf das Schloss gelenkt, die Kamera fährt immer näher heran, bis das, was wir hören, in den Buntglasfenstern des Schlosses auch zu sehen ist. Der herrlich altmodische Stil der Glasmalerei gibt der Eröffnung des Filmes nicht nur das gewisse Etwas, sondern bildet auch eine wunderbare Metapher für die Situation des Biests, das letztlich hinter eben diesen Fenstern ebenso wie in seiner eigenen tragischen Geschichte gefangen ist.

Die simple Struktur der Erzählung tut dem Unterhaltungswert daher von Anfang an keinen Abbruch. Wie immer bei Disney ist es die Ausschmückung der Story, die den Gesamteindruck ausmacht, allen voran die phantasievoll gestalteten Charaktere. Gerade die verzauberten Schlossbewohner – der heißblütige Kerzenleuchter Lumière, die stets korrekte und pflichtbewusste Standuhr Herr von Unruh, die fürsorgliche Teekanne Madame Pottine und viele weitere liebenswerte Figuren – geben dem Film das gewisse Etwas. Das zweite große Plus liegt – ebenfalls typisch – in der Musik. "DIE SCHÖNE UND DAS BIEST" ist vielleicht DAS Disney-Zeichentrick-Musical überhaupt, das wohl musical-igste von allen, überzeugt es doch mit großen Broadway-artigen Inszenierungen, stimmgewaltigen Chören, bühnengleichen Szenenaufbauten und Liedern, die mehr denn je entscheidend dazu beitragen, die Geschichte zu erzählen, sie nicht einfach nur ausschmücken oder untermalen, sondern tatsächlich vorantreiben. Ob es das Tavernenlied ist, während dem Gaston seinen hinterlistigen Plan entwickelt, wie er Belle doch noch zu seiner Frau machen kann, oder das stumme Duett der beiden Hauptfiguren, durch das im Verlauf einer Schneeballschlacht erste zarte Bande geknüpft werden – die Musik macht einen enormen Teil der Erzählung aus und nimmt daher auch einen beträchtlichen Anteil an der Gesamtlänge des Filmes ein. Zu Recht gab es hierfür einen Golden Globe und einen Oscar sowohl für den besten Score als auch den besten Song ("Beauty and the Beast"). Eine erstaunliche Entwicklung wenn man bedenkt, dass der Film in seiner ersten Bearbeitung gar nicht als solches angelegt war.

Nun passt auch die Ballszene wunderbar in das Gesamtbild des Filmes und funktioniert nicht nur als Schlüsselstelle der Geschichte, sondern auch als eindrucksvollstes Beispiel dafür, wie "DIE SCHÖNE UND DAS BIEST" gekonnt traditionelle und moderne Animations-Methoden miteinander verbindet. Zum einen erinnert die bloße Choreographie der Szene sehr an geliebte altmodische Vorbilder wie "Cinderella" und "Dornröschen", während Belle, die hier den ersten Schritt wagt und das Biest zum Tanze auffordert, gleichzeitig mit überholten Geschlechterbildern bricht. Zum anderen werden hier die liebevoll von Hand gezeichneten Figuren in einen Computergenerierten Raum gesetzt und bringen altbewährtes Handwerk und moderne Technik in harmonischen Einklang. Als einer der ersten Filme, die das CAPS (Computer Animation Production System) nutzen, legte er den Grundstein für folgende Projekte wie "Aladdin" oder "Der König der Löwen", die sich ebenfalls der Verbindung verschiedener Animations-Formen bedienten.

Letztlich gibt es also viel mehr in der einfach gestrickten Geschichte zu entdecken, als man auf den ersten Blick vermuten mag; und der Zauber der Story sowie der Figuren führte unweigerlich zu Nachfolge-Produktionen, angeführt von "Die Schöne und das Biest Weihnachtszauber" und "Belles zauberhafte Welt", die direkt auf dem Heimkino-Markt unters Volk gebracht wurden. Was das Original betrifft, gibt es nicht viel zu bemängeln. Visuell und akustisch lässt die märchenhafte Umsetzung einer ebensolchen Vorlage keine Wünsche offen; spannend, mitreißend und berührend war dies der erste Animationsfilm überhaupt, der für den Oscar als Best Picture nominiert und mit dem Golden Globe für Best Picture – Musical or Comedy ausgezeichnet wurde. Wenn ein Film bereits im unfertigen, noch von Konzeptzeichnungen durchzogenen Zustand stehende Ovationen vom Publikum erhält, dann ist bereits zu erahnen: hier wird etwas ganz Besonderes geschaffen. Es kommt nicht allzu häufig vor, aber in diesem Fall waren und sind sich Kritiker und Publikum einig: "DIE SCHÖNE UND DAS BIEST" gilt zu Recht als Disney-Meisterwerk.

Zusatzbemerkungen: Die Neuauflage der DVD bietet neben dem digital restaurierten Film in der Original Kinofassung (mit der altbewährten und bekannten Synchronisation) auch eine Extended Edition sowie eine Storyboard-Fassung des Filmes. Ein ausführliches Making of erläutert die Hintergründe des kreativen Schaffensprozesses und wiederentdeckte Storyboard-Sequenzen illustrieren den ursprünglich geplanten Einstieg in die Geschichte. Außerdem gibt es jede Menge Featurettes zur Musik.

Eine Rezension von Nicole Goldstein
(03. November 2010)
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Daten zum Film
Die Schöne und das Biest USA 1991
(Beauty and the Beast)
Regie Gary Trousdale, Kirk Wise Drehbuch Linda Woolverton (animation screenplay), Roger Allers (story supervisor) u.a.
Produktion Don Hahn, Howard Ashman, Sarah McArthur (Walt Disney Pictures, Silver Screen Partners IV)
Darsteller Paige O'Hara, Robby Benson, Rex Everhart, Richard White, Jerry Orbach, David Ogden Stiers, Angela Lansbury, Bradley Michael Pierce, Jesse Corti
Länge ca. 91 Minuten FSK ohne Altersbeschränkung
http://www.disney.de/DisneyVideos/schoene_biest/index2.html
Filmmusik Alan Menken (Score) & Howard Ashman (Texte)
Deutsche Sprecher Jana Werner (Belle), Matthias Freihof (Biest), Alexander Herzog (Maurice), Engelbert von Nordhausen (Gaston), Joachim Kemmer (Lumière), Manfred Lichtenfeld (von Unruh), Ingeborg Wellmann (Madame Pottine), Timo Plümicke (Tassilo), Santiago Ziesmer (Lefou) u.a.
Im Deutschen zusätzlich mit Gesang von Peter Edelmann (Gaston)
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