„Don't worry. Things just seem bad because it's dark and rainy and Fiona's father hired a sleazy hitman to whack you.“
Es war einmal ein Schönling namens Prinz Charming, der auf seinem edlen Ross (welch' Augenschmaus!) die Gegend durchritt, um eine Prinzessin aus einem hohen, hohen Turm zu befreien (welch' Edelmut!). Allen Gefahren trotzend, gelangte der immer perfekt frisierte Prinz schließlich zu seinem Ziel und glaubte sich schon sicher, in Kürze die wunderschöne Prinzessin sein Eigen nennen zu können. Denn – so steht es im Märchengesetz: Der Held, der die Prinzessin aus dem Turm rettet, wird den auf ihr lastenden Fluch brechen und fortan ein glückliches Leben mit ihr an seiner Seite verbringen. Doch als unser Charmebolzen die Tür zum Turmzimmer öffnete, erwartete ihn eine gar pelzige Überraschung in Gestalt des bösen Wolfes im Schlafgewand, der ihm mindestens ebenso verdutzt wie der Inhaber der prallen und perfekt sitzenden Haarpracht entgegenwarf:
„Is' was?“
„SHREK 2 – DER TOLLKÜHNE HELD KEHRT ZURÜCK“ beginnt sinnigerweise dort, wo
der Vorgänger 2001 aufhörte, und präsentiert dem Zuschauer zu der bekannten Titelmelodie in ebenso kurzer, wie auch knackig–komischer Form das frischgebackene Ehe- respektive
Ogerpaar Shrek und Fiona in seinen turbulenten und urkomischen Flitterwo
chen. Der Prinzessin Fiona eigentlich als Ehemann zugedachte Charmebolzen Prinz Charming, der den auf ihr lastenden Fluch brechen sollte, aufgrund dessen sie die Ogergestalt annahm, kam somit genau eine Hochzeit zu spät. Die Frischvermählten jedenfalls sind sich gegenseitig wahnsinnig grün und freuen sich auf ihr gemeinsames Leben im Sumpf. Doch schon bald wirft eine unerwartete Fügung des Schicksals ihre Schatten voraus: Fionas Eltern, das Herrscherpaar aus dem weit, weit entfernten FAR FAR AWAY, möchte den frischgebackenen Schwiegersohn kennenlernen und lädt die beiden zu einem festlichen Bankett ein. Obschon Shrek versucht, Fiona davon abzubringen, die Einladung anzunehmen, da ihre Eltern garantiert nicht erfreut sein werden, einem Oger als Schwiegersohn gegenüberzustehen, beugt er sich letztlich dem Willen seiner Angetrauten und macht sich zusammen mit dem redseligen Esel auf die weite, weite Reise. Der Beginn eines ereignisreichen Abenteuers, das neben überraschten Schwiegereltern auch noch einen haarigen Auftragskiller und Intrigen spinnende Feen für unser Trio bereithält...
Lebte Teil 1 noch von seinen Persiflagen auf alle gängigen Märchen-Klischees, nimmt des Ogermärchens zweiter Teil ein wenig Abstand hiervon, indem er sich vordergründig an Filmen wie „Meine Braut, ihr Vater und ich“ [2001] orientiert und diese gekonnt durch den Kakao zieht. Das Zusammentreffen von Shrek, Fiona und Esel mit Fionas Eltern erinnert frappierend an Ben Stillers erste Begegnung mit dem erst gar nicht so wohlwollenden Robert De Niro, die wie im vorliegenden Animationsfilm in einem handfesten Chaos mündet. Dass dies mitunter für den einen oder anderen Lacher sorgt, liegt so sicher auf der Hand wie die nicht vorhandenen Tischmanieren des Ogers. Produzent und Autor
Jeffrey Katzenberg, der direkt von Disney zu Dreamworks wechselte, rächt sich auch diesmal an dem Maus-Konzern und teilt gekonnt Seitenhiebe auf Disney-Figuren und –Filme aus. Doch leider kann all der Witz nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Geschichte bei genauer Betrachtung weniger originell und vielschichtig daher kommt, als es der 2001er Erstling zweifellos war. Während damals viel (Witz-)Potenzial aus den Kabbeleien zwischen Shrek und der geretteten Fiona gezogen und der Zuschauer erst einmal mit den Hauptpersonen nebst all ihren köstlichen Macken bekannt gemacht wurde, scheint es der zweite Teil von Anfang an gar nicht darauf angelegt zu haben.
Denn die Geschichte selbst verläuft im direkten Vergleich arg gradlinig und wartet mit fast keiner nennenswerten Überraschung auf. Vielmehr lernt man bis zum vorhersehbaren Ende viele neue, lustige Gestalten kennen, die alle zusammen den schon im ersten Teil vorhandenen unvergleichlichen Charme transportieren, der die Shrek-Filme so erfolgreich machte und macht. Der eigentliche Star des Films ist hierbei ohne Zweifel der unnachahmliche Auftragskiller „Gestiefelte Kater“, im Original gesprochen von die Schauspieler mit die wunderbare Akzent
Antonio Banderas. Der putzige Charakter wird wohl auch bald in einem eigenständigen „
Puss in Bouts“-Animationsfilm [2011] die digitalen Krallen ausfahren. Versteht man
„SHREK 2 – DER TOLLKÜHNE HELD KEHRT ZURÜCK“ somit als Film, der hauptsächlich neue, interessante Charaktere etablieren möchte, verschmerzt man leichter den etwas fehlenden Biss und Zynismus des deutlich frecheren ersten Teils. Am besten zieht man erst gar nicht den Vergleich zum Vorgänger und betrachtet den unmittelbaren Nachfolger lieber als eigenständige, überdurchschnittliche Animationskomödie mit neuer Ausrichtung, der nichtsdestotrotz das Shrek-Gütesiegel anhaftet.
Letzteres bürgt auch hier für noch ausgefeiltere Animationen, die den Konkurrenten von
Pixar in nichts nachstehen. Prinz Charming wirkt wunderbar aalglatt, sein wehendes Haar könnte glatt zur Werbung von „Drei-Wetter-Grimm“ verwendet werden. Die Landschaftsaufnahmen weisen mit ihren wippenden Bäumen und einzeln animierten Blättern einen noch nie gesehenen Realismus auf, der einen manchmal vergessen lässt, dass das da vorne auf der Leinwand nur aus Bits und Bytes besteht. Besonders beeindruckend sind jedoch die Felle der animierten Tiere, die vor allem bei Kindern den Drang zum Streicheln hervorrufen werden. Kleine und große Kinder werden es auch sein, die vornehmlich Spaß an dieser amüsanten Komödie finden. Die Kleinen erfreuen sich an den drolligen Charakteren, die Großen schmunzeln lieber über unzählige sichtbare und weniger sichtbare Anspielungen auf Hollywood-Blockbuster der letzten Jahre und den ein oder anderen Klassiker (zum Beispiel „
Mission: Impossible“ [1996] oder „
Godzilla“ [1954]), so dass nach 90 Minuten jeder auf seine Kosten gekommen ist und den nahenden
dritten Teil dieser überaus erfolgreichen Serie durchaus mit gespannter Freude herbeisehnt. Niemand hat behauptet, dass Animationsfilme immer uninspirierter Einheitsbrei sein müssen.
„SHREK 2 – DER TOLLKÜHNE HELD KEHRT ZURÜCK“ ist unterm Strich eine gelungene Fortsetzung, die in Sachen Humor zwar einen etwas anderen Weg einschlägt, jedoch keinesfalls auf dem unangenehmen Holzweg landet. Insgesamt trotz einiger Längen ein immer noch shrek-liches Vergnügen für die ganze Familie.
Auch interessant:
„
Für immer Shrek“ [2010]