„I haven't had a trip that bad since college!“
Aller guten Dinge sind drei. Getreu diesem Motto wurde im nun schon sechs Monate alten Kinojahr 2007 vieles, das in der Vergangenheit filmtechnischen Erfolg in Serie auf der Leinwand, die die Welt bedeutet, verbuchen konnte, in die bereits dritte Runde geschickt. „
Spider-Man 3“, „
Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt“ und jüngst neue Abenteuer der Gaunertruppe um Danny Ocean in Steven Soderberghs „
Ocean's 13“ sorgten für strahlende Gesichter bei den zahlreichen Fans. Angesichts der Besucherzahlen dürfte das Grinsen der Kinobetreiber sogar noch etwas breiter ausgefallen sein.
DreamWorks' Animationsfilm
„SHREK DER DRITTE“ wird hier sicherlich keine Ausnahme von der ungeschriebenen Regel darstellen, hat er sein enormes Produktionsbudget von knapp 160 Mio. Dollar in den USA mit einem bisherigen Einspielergebnis von beachtenswerten 300 Mio. Dollar doch schon locker wieder eingespielt. Aber eine Frage bleibt, denn „
Shrek“ [2001] und die mit einem weltweiten Einspiel von knapp einer Milliarde Dollar äußerst gewinnträchtige
Fortsetzung aus dem Jahre 2004 waren jeweils gelungene, überraschend bissige Persiflagen auf
Disney und Konsorten: kann ein solches Erfolgsrezept auch beim nunmehr zweiten Nachschlag funktionieren?
Der (Frosch)König von FAR FAR AWAY liegt im Sterben. Am Sterbebett kristallisiert sich heraus, dass Shrek als rechtmäßiger Thronfolger auserkoren wurde. Leider ist der sympathische Oger gar nicht scharf darauf, in des Königs Froschschenkel zu treten, weshalb es ihm ganz gelegen kommt, dass es noch einen weiteren Kandidaten zum Bekleiden des Amts gibt. Dummerweise muss dieser erst ausfindig gemacht werden, weshalb das bekannte Gespann, bestehend aus Shrek, Esel und Gestiefeltem Kater, nach der Beisetzung des Königs (nebst
„Live and let die“-Froschkonzert) beschließt, diesen Jemand namens Artus ausfindig zu finden. Überschattet wird diese Suche von Fionas plötzlichem Geständnis, sie sei schwanger und erwarte bald Nachwuchs. Shrek, der sich einfach noch nicht in der Vaterrolle sieht, durchlebt infolgedessen mehr als nur einmal schlimmste nächtliche Alpträume. Als wenn das noch nicht genügt, erweist sich Artus (im Original gesprochen von Justin Timberlake) kurz nach seinem Auffinden auch noch als Milchgesicht der schlimmsten Sorte, das von allen gehänselt und geärgert wird. Zu allem Überfluss beginnt zudem der aus Teil 2 bekannte Prinz Charming, derweil im Hintergrund seine eigenen Fäden zu spinnen, will er doch um alles in der Welt den Thron von FAR FAR AWAY besteigen. Verwicklungen und Intrigen sind vorbestimmt. Der Beginn eines ereignisreichen Abenteuers, an dessen Schluss sich zeigen wird, für wen es ein Happy End geben wird...
Fans der Vorgänger werden vom dritten Teil definitiv enttäuscht sein. Die Geschichte um Selbstfindung, Freundschaft und Zusammenhalt birgt an sich zwar genügend Potenzial für bissigen Witz und gelungene Anspielungen. Doch bereits der Einstieg in das Animationswerk erweist sich als überaus langatmig. Es dauert schlicht geraume Zeit, bis der Film allmählich in Fahrt kommt. Wer den Trailer gesehen hat, kennt zudem so ziemlich jeden Witz der ersten 30 Minuten, weshalb dem Zuschauer bis auf ein, zwei Schmunzler nicht viel mehr zu entlocken sein wird. Schade eigentlich. Erst die zweite Hälfte versprüht dann ein wenig den Charme des ersten, unumstritten besten Teils der (bisherigen) Trilogie und bietet einige wenige gelungene Witze und Gags, obgleich diese um einiges flacher und vorhersehbarer ausfallen, als man es eigentlich von
Dreamworks’ Zugpferd gewohnt ist. Negativ hinzu tritt außerdem, dass der Versuch, eine nachvollziehbare Beziehung zwischen dem zunächst schüchternen Artie und dem Oger aufzubauen, nicht gerade dadurch glaubwürdiger wird, dass Shrek nur ein einziges Mal etwas Nettes zu sagen braucht und Artie ab diesem Zeitpunkt meint, er (Shrek) sei eigentlich ganz in Ordnung. Friede, Freunde, Eierkuchen. Im Gegenteil. Hier merkt man förmlich, dass die Autoren viel in die 90 Minuten Filmhandlung stecken wollten, an diesem Anspruch aber notgedrungen scheitern mussten. Denn Shreks Selbstzweifel an seiner baldigen Vaterrolle wirken im direkten Zusammenspiel mit der Beziehung Artie / Oger unnötig ernst für einen Film, der als Animationskomödie angelegt ist und in erster Linie ein nunmal junges Publikum unterhalten soll.
So gibt es etliche Einstellungen, in denen einfach nichts Lustiges passieren will. Stattdessen wird ein nur allzu deutlich hervortretender Moral-Zeigefinger sichtbar, der dem Zuschauer vor Augen führt, wie wichtig es doch sein kann, an sich selbst zu glauben. An sich eine gute Sache, aber dass der Humor dabei auf der Strecke bleibt und erst zum Finale wieder beinahe zur alten Form aufläuft, schmerzt doch sehr. Ein Weniger ist manchmal durchaus ein Mehr: Shreks drittes Abenteuer ist hierfür leider ein trauriges Paradebeispiel. Auf der (positiven) Habenseite verbucht es lediglich zwei Dinge: zum einen tricktechnische Brillanz, der man das enorme Budget in jeder Einstellung ansieht, zum anderen den eigentlichen Star des Films, den Gestiefelten Kater mit den enorm großen Kulleraugen, die unter Garantie wieder Ausrufe der Verzückung hervorrufen werden. Manche Dinge funktionieren einfach – trotz anderslautender Behauptungen – auch beim wiederholten Mal. Alles andere ist zwar auch nett anzusehen, wirkt aber überraschend einfalls- und humorlos. Zu schade, dass das Erfolgsrezept von Teil 1 hier nicht aufgeht und der Zuschauer statt scharf-deftiger Kost nur eine lauwarme, aufgewärmte Geschichte serviert bekommt. Aller guten Dinge sind drei? Traurigerweise nicht.
„SHREK DER DRITTE“ ist am Ende des Tages zwar kein wirklich schlechter Film, er hätte aber so viel besser geraten können. In Anbetracht der Tatsache, dass mit „
Für immer Shrek“ [2010] bereits ein weiteres (letztes?) Abenteuer in den Startlöchern steht, die bisherige Trilogie aber mit jedem Teil mehr und mehr an Bissigkeit einbüßte, darf man umso gespannter und skeptischer sein, ob der freundliche Oger doch noch einmal zur alten Form auflaufen kann oder die Geschichte bereits schlichtweg zu ausgereizt ist. Nichtsdestotrotz wird auch dieser dritte Teil hierzulande für volle Kinosäle sorgen. Die ausgelassene Begeisterung, die das nach wie vor superbe Original noch auslöste, wird jedoch höchstwahrscheinlich bei vielen Besuchern vergeblich vor dem Kino warten und nach dem Abspann (dieses Mal gibt es keine Szene nach den Credits) von der ernüchternden Erkenntnis abgelöst werden, dass das gerade Gesehene zwar irgendwie nett war, drei wirkliche, große Lacher und dafür umso mehr kleine Schmunzler aber definitiv zu wenig für eine Animationskomödie sind. Was bleibt, ist grün, hört auf den Namen Hoffnung und stirbt bekanntlich zuletzt. Oder nach Teil 4. Vielleicht aber auch nicht.