You may have seen a meteor shower, but I bet you've never seen a shower "meatier" than this.
Wie häufig kommt es vor, dass der heimische Gartenteich über Nacht plötzlich fix und fertig gebratene Fischstäbchen anstatt der zwar auch leckeren, aber in der Zubereitung doch arg aufwendigen Brokatkarpfen beherbergt? Eben. Und in der Tat ist eher mit dem Regnen von Bindfäden zu rechnen, als dass kulinarische Genüsse jedweder Art wundersamerweise vom Firmament fallen. Das sagenumwobene Schlaraffenland, in dem zu jeder erdenklichen Tages- und Nachtzeit Milch und Honig fließen, ist allen Wünschen zum Trotz immer dann am weitesten entfernt, wenn der Kühlschrank nichts außer einem beeindruckenden Echo enthält. Dabei müsste man, um genau zu sein, nur einmal mit geschulten Augen auf den Globus blicken, um das vermeintliche Paradies auf Erden ausfindig zu machen.
Willkommen in Affenfels! Versteckt unter dem „A“ vom Atlantik liegt die kleine, unscheinbare Insel, die in der Vergangenheit vor allem durch ihre Sardinen und das Werbebaby Brent Aufmerksamkeit erlangte. Doch irgendwann hüpft einem auch die öligste Sardine wieder zum Halse raus, wenn plötzlich erkannt wird, dass Sardinen im Grunde supereklig sind. Und wenn das dargebotene Angebot plötzlich auf keinerlei nennenswerte Nachfrage mehr stößt, muss man eben erfinderisch werden. Der Teufel frisst ja bekanntlich in der Not Fliegen. Aber die Idee, den Affenfelser
n gezuckerte, gedünstete, gesaftete oder gar geeiste Sardinen anzubieten, ist schon eine zugegebenermaßen verteufelt schlechte. In dieser schweren Zeit sieht der von allen eher belächelte Erfinder Flint Lockwood (Stimme: Bill Hader) seine Zeit gekommen, um der Welt zu zeigen, dass er zu Größerem berufen ist. Seine Idee von einer Maschine, die Wasser in (vor allem schmackhaftes) Essen verwandeln soll, könnte die Wende darstellen. Traurigerweise entschwindet während einer Festivität auf dem Rathausplatz die so sorgfältig ausgetüftelte Maschine beim heimlichen Testlauf mit lautem Getöse in den Weiten des Himmels – und hinterlässt in Affenfels ein Bild der Verwüstung. Von allen gehasst, allein mit sich und seinen Sprühschuhen, zieht sich Flint zurück, um resigniert einzusehen, dass er womöglich doch nur der Versager ist, den alle Welt in ihm sieht. Dunkle Wolken ziehen herauf. Aber als mit einem Mal statt Regen eine unglaubliche Zahl an Hamburgern auf die völlig baffen Einwohner niederprasselt, erkennt der junge Erfinder, dass seine zu Unrecht verteufelte Maschine letzten Endes tatsächlich zu funktionieren scheint! Doch man sollte das Essen lieber nicht vor dem noch ausstehenden Nachtisch loben...
Mittlerweile hat das Genre des computeranimierten Trickfilms dem klassischen Pendant, mit dem alles anfing, schon längst den Rang abgelaufen. Echte Filmfans beklagen diese Entwicklung zwar, indem sie den glatten CGI-Werken mangelnde Originalität und fehlenden Charme unterstellen. In der Tat sprießen seit einigen Jahren die Werke wie Pilze aus dem Boden, und einige erzielen dabei die gleiche Wirkung wie verdorbene Lebensmittel: sie bereiten Bauchschmerzen, da sie entweder schlecht animiert sind, oder langweilige Geschichten erzählen, die den getätigten Aufwand in keiner Weise rechtfertigen. Es war der liebenswerte Überraschungshit „Toy Story“ aus dem Hause
Disney / Pixar, der diese Entwicklung vor nunmehr 15 Jahren auf den Weg brachte. Andere Studios wie etwa
Blue Sky („
Ice Age“ [2001]) und
Dreamworks Animation („
Shrek“ [2001]) folgten und haben sich mitterweile mit ihren größtenteils ansprechenden Filmen in die Riege erfolgreicher Animationsstätten eingereiht. Auch das 2002 gegründete Studio
Sony Pictures Animation wagte mit dem veritablen Erfolg „Jagdfieber“ [2005] den Sprung in dreidimensionale Computersphären, ging jedoch völlig überraschend mit dem sogar oscarnominierten Nachfolger „Könige der Wellen“ [2007] an den Kinokassen baden. Aber manchmal muss man erst hinfallen, um wieder aufzustehen. Gerade im heißumkämpften Animationsgenre, in dem sich die Spreu schneller vom Weizen trennt, als einem lieb ist. So folgte 2009 mit
„WOLKIG MIT AUSSICHT AUF FLEISCHBÄLLCHEN“ das dritte Werk des verhältnismäßig jungen Studios, und siehe da: manchmal braucht es zwei Anläufe bis zum Kassenschlager.
Dabei sind die Zutaten alles andere als anspruchsvoll, versteht sich das Debüt der Regisseure
Phil Lord und
Christopher Miller doch als moderne Version der altbekannten Schlaraffenland-Mär, die ihrerseits Pate stand für den zugrundeliegenden 32-seitigen Kinderbuchbestseller von
Judi und Ron Barrett. In Anbetracht der Tatsache, dass ein abendfüllender Spielfilm erstellt werden sollte, ein kurzes, knackiges Kinderbuch aber keineswegs im Alleingang das Drehbuch würde stemmen können, lag es an Lord und Miller, die einfach gestrickte Kerngeschichte in gebotenem Maße auszubauen. Kurzerhand wurden skurril-alberne Actionsequenzen hinzugefügt, die wiederum von Charakteren bestritten werden, die hinsichtlich ihrer Ausgestaltung nicht minder skurril und/oder albern ihren neuerlichen Essgewohnheiten nachgehen. Da wäre der schlaksige Flint mit seinen überlangen Extremitäten und den großen Glubschaugen, der nicht von ungefähr wie ein Außenseiter erscheint. Getrieben von dem Wunsch, seiner verstorbenen Mutter zu beweisen, dass er den Laborkittel verdient, den er damals von ihr erhalten hat, führt er ein Dasein in seiner eigenen Erfinderwelt. Analysiert, experimentiert, pausiert. Es ist die Borniertheit eines Menschen, der an sich glaubt, die diesen Sonderling bereits in den ersten Minuten zum Sympathieträger reifen lässt. Der knurrige Vater (Stimme: James Caan) versteht sich da schon rein optisch als komplettes Gegenteil, der in seinem Sohn (auch aufgrund des buschigen Wildwuchses über seinen kleinen Augen) nicht das sieht, was er sehen sollte, sondern lieber in seinem Sardinen-Köder-Laden monotoner Arbeit nachgeht. Erst als die quirlige Wetterreporterin Sam Sparks (Stimme: Anna Faris) in Flints Leben tritt, erkennt der junge Erfinder, dass man eben immer nur das is(s)t, was man is(s)t und Verstellen und Unterordnen nur in den wenigsten Fällen etwas bringt.
Und so wirbeln letztendlich wieder einmal altbekannte Phrasen wie „Glaube an dich“ oder „Zügele deine Gier“ durch tricktechnisch perfekte Spaghetti-Twister, Hackbällchenregen und wortwörtliche Eislandschaften, ohne jedoch allzu sehr zu moralisieren. Denn wie die eingangs getätigte Inhaltsangabe schon vermuten lässt, ist der Film vor allem eines: ein üppiges Spaßmenü der Sonderklasse, das zwar hier und da etwas zu dick aufträgt (Stichwort: kopflose Brathähnchen-Armee), alles in allem aber für ein wohliges Sättigungsgefühl bei dem es verkonsumierenden Publikum sorgt. Zwar fehlt die Tiefgründigkeit etwa eines „
Wall·E“ [2008] oder die Sentimentalität eines „
Oben“ [2009], aber sind wir doch mal ehrlich: wer einen Hamburger bestellt, erwartet recht selten, eine mitreißende Lebensgeschichte auf dem Salatblatt niedergeschrieben vorzufinden. Das im Hinterkopf, kann
„WOLKIG MIT AUSSICHT AUF FLEISCHBÄLLCHEN“ als durchaus wörtlich zu nehmender Fast-Food-Film nur gefallen und über knappe 90 Minuten gut unterhalten. Selten war es appetitanregender, sich einen Animationsfilm anzusehen. Und dieses Fazit kann und soll mit Blick auf die unsägliche Waage durchaus als vorsichtige Warnung verstanden werden…