„We have never faced a greater threat. And so, we will fight!”
Dass Glaube nicht nur Berge versetzen, sondern maßgeblich zur Weltenrettung beitragen kann, beweist uns
Dreamworks’ rasantes Animationsabenteuer
„DIE HÜTER DES LICHTS“ (
„Rise of the Guardians“), in dem Figuren unserer aller Kindheit gemeinsam gegen das Böse dieser Welt in den Kampf ziehen.
Die Geschichte des auf dem gleichnamigen Jugendbuch von
William Joyce basierenden Film lässt sich dabei ganz kindgerecht in wenigen Sätzen zusammenfassen: Jack Frost (englische Originalstimme: Chris Pine), der Weihnachtsmann (Alec Baldwin), der Osterhase (Hugh Jackman), die Zahnfee (Isla Fisher) und der Sandmann (stumm) sind die legendären
Hüter des Lichts, deren Bestimmung es ist, die Hoffnungen und Träume der Kinder auf der ganzen Welt zu bewahren. Als Pitch (Jude Law), der Schwarze Mann (Boogeyman), nach der Weltherrschaft giert, ist der ganze Mut und Einfallsreichtum der illustren Truppe gefragt. Denn wenn die
Hüter des Lichts nicht reüssieren, wird der Glaube an sie von Heute auf Morgen für immer verschwinden. Und ohne Glaube können sie, die Helden der Kindheit, nicht existieren...
Dreamworks' „DIE HÜTER DES LICHTS“ setzt da an, wo die Vorstellungskraft eines normalen Erwachsenen an ihre Grenzen stößt, während die kindliche Vorstellungsgabe nur müde abwin
kt, getreu dem Motto
„Ich hab’s doch immer gewusst.“ Denn was machen Frost, Weihnachtsmann, Osterhase, Zahnfee und Sandmann natürlich, wenn sie nicht gerade ihren allseits bekannten Pflichten nachgehen? Klare Antwort: Sie machen einen auf Superheld und bekämpfen gemeinsam das Böse, das seine Klauen nach den Kindern der uns bekannten Welt ausstreckt. Doofe Frage. Mehr noch als für uns, sind Kinder für die
Hüter des Lichts die Zukunft. Weil einzig und allein ihr Licht, ihr Glaube, die tapferen Recken am Leben hält. Nie war kindliche Phantasie in ihrer ganzen bunten und überbordenden Ausgestaltung wichtiger. Es ist ein schwieriger, ein arbeitsaufwendiger Kampf gegen das Vergessen, der nicht nur im Falle des wortkargen Sandmanns die ein oder andere Nachtschicht bedeutet. Doch immer mit einem Lächeln auf den Lippen, jederzeit engagiert und mit Übereifer ausgestattet, meistern unsere Helden ihre Aufgaben, ohne auch nur ansatzweise arbeitsmüde zu wirken. Eine Bürde, die allerdings nicht ohne Folgen bleiben soll.
Denn auch in einer Welt, in der fünf Kindheitsgestalten für das Gute einstehen, ist das Böse immer noch existent, um das natürliche Gleichgewicht zu wahren. Ihm ist nur weniger Platz eingeräumt, als ihm eigentlich lieb ist. Und so ist es letztlich nur eine Frage der Zeit, bis es sich eines Tages in der Gestalt von Pitch, dem Boogeyman, und mit der herrlich süffisanten Originalstimme von
Jude Law („
Hautnah“ [2004]) daran macht, die Waage der Macht zu seinem Gunsten zu manipulieren. Scheinbar machtlos müssen die einst strahlenden
Hüter des Lichts mit ansehen, wie ein (Glaubens-)Licht nach dem anderen der Dunkelheit und ihren Alpträumen weicht. Da kann
Hugh Jackman („Les Misérables“ [2012]) als mümmelnder Eierverstecker mit noch so schönem Akzent sprechen und
Alec Baldwin („
Rock of Ages“ [2012]) einen herrlich russischen Weihnachtsmann geben – in der Summe sind diese Figuren nur so stark, wie es der Glaube eines Kindes, der tagtäglich schädlichen Einflüssen ausgesetzt ist, erlaubt. Wenn du glaubst, bin ich. Glaubst du nicht an mich, bin ich Geschichte. Eine einfache Rechnung, die gerade in den heutigen, von Krisen gebeutelten Zeiten wichtiger denn je ist. Denn an was soll sich unsereins klammern, wenn nicht an die Phantasie, die Grenzen sprengt und bestenfalls ein Leben lang fortdauert?
Wahrscheinlich muss mancher Erwachsener ein wenig länger nach dem in einem wohnenden Kind suchen, um die der Adaption zugrundeliegende Thematik ohne Wenn und Aber abnicken zu können. Sicher ist aber, dass in einem auf den ersten Blick „nur“ phantastisch-spaßigen Animationsfilm vom Schlage eines
„DIE HÜTER DES LICHTS“ bei genauerer Betrachtung mehr als ein purer Unterhaltungsfilm steckt. Es ist genaugenommen ein nur kleines Fünkchen Wahrheit in Joyce’s Idee, das jedoch in der Lage ist, den Unterschied auszumachen zwischen einem soliden Film mit beeindruckenden Schauwerten und einem solchen, der darüber hinaus noch Werte vermittelt und Herz beweist. Ein kleines Licht im Dunkel, das entdeckt werden will. Hier ist es eine unumstößliche Wahrheit, die an die kindliche Vorstellungskraft appelliert und ein generelles Plädoyer dafür ausspricht, sich Raum für das Phantastische freizuhalten und sich ein wenig Kindsein zu bewahren. Jederzeit. Egal, was andere sagen. Denn ohne Glauben – woran auch immer – bist du nichts. Das wissen Osterhase, Weihnachtsmann und Konsorten freilich schon lange. Und wir wissen es spätestens seit diesem wahrlich schönen, spannenden und tadellos animierten Abenteuer, das Groß und Klein gleichermaßen ansprechen dürfte. Der Rezensent glaubt zumindest ganz fest daran.
Zusatzbemerkung zur DVD-Auswertung: Der Film ist seit dem 25.04.2013 als DVD, Blu-ray und 3D-Blu-ray im Handel über Paramount Home Entertainment erhältlich. Neben dem Hauptfilm in Deutsch, Englisch und Türkisch (Dolby Digital 5.1), der knackig-scharf daherkommt, warten zudem noch ein Kommentar der Filmemacher (Stereo mit zuschaltbaren dt. und engl. Untertiteln), das Feature „Träumer und Glaubige“ und einige Trailer auf dem Silberling. Vielen Dank noch einmal an dieser Stelle für die Bereitstellung eines Rezensionsmusters.