Treiben wir also die Sau durchs Dorf und kämpfen uns durch Alone in the Dark 2, den Nachfolger der berüchtigten
Videospielverfilmung von Yours Truly Dr. Boll. Dieses mal geht es...ja, um was eigentlich wieder? Edward Carnby hat diesmal erneut recht wenig zu tun, ausser von einem Junkie/Partyhengst/halt-Boll-Regular Zack Ward mit einem mysteriösen Dolch angeritzt zu werden. Dadurch wird eine Hexe auf ihn aufmerksam, die ja aber eigentlich die Tochter von Dexter töten will, dessen Vater wiederrum seine Schwiegertochter, also Dexters Frau, damals eben jener Hexe geopfert hat, um mehr über den Okkultismus zu erfahren. Infolge diesen Handels pocht nun also die Hexe auf ihr Recht, den Körper von Natalie, also Dexters Tochter, besitzen zu dürfen. Über denselbigen Okkultismus weiß dann auch Abner Lundbert gut Bescheid, der Carnby die Haut rettet und allgemein für die Exposition der Geschichte verantwortlich zeigt. Letztendlich muss Carnby wohl die Hexe erledigen, bevor diese eben Natalie töten kann, weil das irgendwie das Ziel der Handlung wäre. Oder so ähnlich....
Klingt verworren? Ist es auch. Und wer zeichnet sich für den Quark (rechtsdrehend) erneut verantwortlich? Natürlich das Duo Infernale Michael Roesch und Peter Scheerer, die es sich nicht nehmen lassen haben, auch noch die Regiestühle zu besetzen, während Uwe Boll diesmal nur als Produzent fungieren durfte. Ob das nun gut oder schlech
t ist, sei erstmal auf die lange Bank geschoben, festzuhalten ist aber an dieser Stelle schon einmal: mit dem ersten Teil hat dieser Film bis auf den Namen „Edward Carnby“ (den man problemlos auch in Karl-Heinz Müller-Kohl umbenennen könnte, ohne an dem Film auch nur irgendwas zu verändern) einfach mal überhaupt nichts zu tun. Dass Christian Slater durch Rick Yune neu besetzt wurde, will ich ja gar nicht mokieren, immerhin ist der Streifen als dtv konzipiert und dementsprechend eine ganze Stange Geld billiger gewesen. Auch das er sich nicht als legitimes Sequel zu dem ersten Teil sehen kann, geht völlig in Ordnung, wenn man das Ende des Vorgängers kennt. Aber weder nimmt der Film Bezug auf das Bureau 13, noch auf die Zivilisation der Akbane, die ja eben der zentrale Aufhänger für den Erstling waren! Der Film hat rein gar nichts damit zu tun, er könnte genausogut den Titel „Der Fluch der Hexe“, „Der magische Dolch“ oder auch „Mei, im dunklen Wald, da wird gejodelt“ tragen, es würde nichts ändern.
Dass die beiden Herren also Schwierigkeiten mit vernünftigen Drehbüchern haben, ist nun keine große Überraschung. Allerdings muss man ihnen auch zugestehen, dass der Film optisch in Ordnung geht, wobei das kein Lob im eigentlichen Sinne sein soll. Wenigstens wurde der Film auf 35mm gedreht und legt eine professionelle Optik an den Tag - mehr aber auch nicht. Über weite Strecken ist Alone in the Dark 2 einfach abgefilmt, mit sehr wenig Inspiration und echten Einfällen. Die ständigen Blitze und sonstigen Lichtspielereien wie ein extrem schnell drehender Ventilator inklusive Schattenspiel nerven mehr, als das sie für Stimmung sorgen. Punkten kann die Optik zwar mit ein paar gelungenen Überstrahlungseffekten, diese werden aber auch hoffnungslos überstrapaziert und nutzen sich dementsprechend schnell ab. Wenigstens funktionieren die CGI-Effekte der sich materialisierenden Hexe für einen Film dieser Preisklasse völlig. Beim Soundtrack zeichnet sich auch wieder Boll-Spuzi Jessica de Rooij verantwortlich, deren Musik zweckmäßig, aber nicht herausragend ist (nicht dass ein besserer Soundtrack den Streifen retten würde...).
Doch wo liegt nun eigentlich das dicke Problem des Films? Nunja, das ist wohl vor allem bei der Inszenierung zu suchen.
Ein Film kann noch so mies sein, so lange ich mich irgendwie unterhalten fühle, bekommt er mindestens zwei Sterne. Sei es durch extrem flachen Humor und nackte Haut wie bei den
Flotten Teens, durch debile Drehbücher verbunden mit großflächiger Action wie bei
den Jungs von der Delta Force oder natürlich nicht zuletzt mit den stellenweise wahnwitzigen Einfällen eines Uwe Bolls, der ja den Vorgänger im besten Sinne veredelte. Das Problem des vorliegenden Filmes ist aber eigentlich ein ganz simples: er ist einfach verdammt langweilig! Die Handlung kann man zwar - im Gegensatz zum Vorgänger - einigermaßen und mit mindestens einem zugedrückten Auge als eine solche bezeichnet und auch nachvollzogen werden (im Vergleich zu Alone in the Dark 1 ... nicht dass das irgendein Qualitätsmerkmal wäre, aber you get my point), nur ist die Chose so uninteressant, dass man sich um die Charaktere überhaupt nicht sorgt und dementsprechend auch nicht mitfiebert. Erstens sind die Charaktere fast ausnahmslos ziemliche Idioten, zweitens bleibt die Geschichte und die Bedrohung ziemlich im Dunkeln, so dass man kaum weiß, was denn nun wirklich los ist, bzw. welche Lösungen sich öffnen können; dass das auch die Charaktere nicht wissen, zeigt sich allein darin, dass schon zu Beginn die Wirkungslosigkeit von Feuerwaffen gegen die Hexe etabliert wird, die Damen und Herren aber trotzdem den ganzen Film über weiter ballern.
Potentiell spannende Szenen wie in dem Schutzkäfig gehen gnadenlos vor die Hunde, unglaubwürdige Plotpoints wie (
minor spoilers ahead) dem Grab der Hexe im Central Park (!) wechseln sich mit erneuten Dialogperlen aus der Werkstatt Roesch und Scheerer und vor allem schrecklich nutzlosen Plotpoints wie dem kurzen Intermezzo mit dem Spiegel in der Vision ab. Die CGI-Effekte erfüllen wie gesagt ihren Zweck, dazu kommen noch ein paar hervortretende Adern sowie ein bisserl Leichenschmodder - nichts was die Freigabe ab 18 der deutschen DVD auch nur im Ansatz rechtfertigen würde, in den USA ist der Film immerhin mit einem PG13 ausgezeichnet worden, aber irgendwie muss man den Film ja verkaufen, und sei es an die ab-18-Allesschauer. Am fürchterlichsten ist aber der Antiklimax, der an Langeweile selbst den Rest des Filmes locker übertrifft, und dann noch von einem sogenannten Twist-Ende getoppt wird, das nur existiert, weil die Charaktere schlicht und ergreifend zu blöd sind, den EINFACHEN CODE (das wird so sogar etabliert!) richtig zu entschlüsseln. Drinking-Game verdächtig ist diesmal die Erzählstruktur unseres Regisseurduos: Kippt jedes mal einen kurzen, wenn eine Vision, Rückblende oder sonst etwas in die Richtung eingebaut wird; ich geb euch 20 Minuten.
Wenigstens gibt es keinen elendig langen Textcrawl zu Beginn, dafür den wirklich am langsamsten scrollenden Abspann ever! In diesem Abspann taucht dann auch der durchaus imposante Cast noch einmal auf. Neben Rick Yune (der selbstverständlich bis auf zwei Arme und zwei Beine nicht die geringste Ähnlichkeit mit Christian Slater hat) sind unter anderem Danny Trejo, Bill Moseley, P.J. Soles, Lance Henriksen, Zack Ward, Natassia Malthe, Jason Connery, Michael Paré und weitere mit von der Partie. Der Cast macht eigentlich Spaß, auch wenn man den Eindruck gewinnt, dass der Streifen an Drehpausen von anderen „Bollwerken“ (Yay, erneut dieses Wortspiel in einer Rezension, dabei ist der Streifen nichtmal von ihm) entstand, wenn man sich mal die Namen anschaut. Witzigerweise werden gerade die Nicht-Boll-Regulars zu weiten Teilen komplett verheizt. Moseley ist mit seinem Ziegenbärtchen nicht ansehbar, P.J. Soles schaut eh nur zweimal vorbei, und gerade Danny Trejo, der viele Filme aufwertet und oft komplette Szenen an sich reissen kann, versteckt sich in einer Statistenrolle (sagt der überhaupt einen ganzen Satz?). Respekt, wie man selbst die Zugpferde unter den Darstellern so vollends vor die Wand fährt, was gerade aus kommerziellen Gründen mal null Sinn macht.
Ist nun dieser eine einsame Stern vielleicht zu hart? Ja, vielleicht. Nur ist der Film leider so sturzlangweilig, dass er auch als Trashwerk kaum wirklich Spaß machen kann, da er sonst einfach einigermaßen professionell, wenn auch uninspiriert, heruntergekurbelt ist.
Also doch lieber wieder einen echten Boll.
Da hat man wenigstens einen Audiokommentar des Meisters auf der Silberscheibe, was immer unterhaltsamer ist als viele anderen Streifen, die da so kreuchen und fleuchen. Denn auch wenn Boll auf dieser völlig überdimensionierten Doppel-DVD von Splendid einen kurzen Auftritt im Audiokommentar hat, kann ich mich wohl kaum durch 90 Minuten Kommentar von Michael Roesch kämpfen (der privat aber bestimmt ganz nett ist, ihr wisst schon).