Das ist doch herrlich! Da wird man als passionierter Filmekucker doch auf seine alten Tage noch überrascht. Und zwar eiskalt…
Der Grund: Der neue Psycho/Horror/Drama-Thriller „Ich weiss, wer mich getötet hat“ mit Pop-Göre Lindsay Lohan in der Hauptrolle. Bereits im Vorfeld ist man gar ketzerisch von anderen Leuten vor diesem unglaublichen Schund gewarnt worden, aber wie das so ist, macht man sich gern ein eigenes Bild von dem diesjährigen, mehrmaligen „Goldene Himbeere“-Nominee. Schließlich sind auch andere als Katastrophen angepriesene Filme wie das
„Wicker Man“-Remake (2006) am Ende gar nicht so schlecht gewesen wie der Ruf, der ihnen vorausgeeilt ist.
Dann fangen wir doch mal an: Zunächst hätten wir also „Schauspielerin“ Lindsay Lohan („Herbie“), die nach ihrer völligen Pleite nach Party und Drogenexzessen inzwischen sogar Privatfotos gegen viel Kohle an Magazine verscherbelt, in der Hauptrolle eines scheinbar ernst gemeinten Thrillers. Geht das? Nö, das geht gar nicht – aber schauen wir doch mal weiter: Regie führt der erstmals an einer grösseren Produktion beteiligte Chris Sivertson, der zuvor als Independent-Filmer den Jack Ketchum-Roman „The Lost“ (2005) adaptiert hat. Zudem treibt in Hollywood und Umkr
eis mal wieder – nach den vorherigen „Neo-Slasher“- und Geister-Filmchen – ein neuer Trend im Horrorgenre sein Unwesen:
„Torture-Porn“ schimpft sich das Kindchen, das trotz Abtreibung durch die empörten Eltern „
Saw“ (2004) und
„Hostel“ (2005) laut plärrend ein eigenes Leben fordert, obwohl schon die Plagiat-Geschwister „Turistas“ (2006) und „Captivity“ (2007) auf taube Ohren gestossen sind.
Darum machen Regisseur Sivertson und der Drehbuchdebütant Jeff Hammond hier mal ganz was Neues. Sie vermischen die - im Vergleich zu den Originalen – wenigen und dazu noch völlig lächerlichen (Stichwort: Trockeneis) Folterszenen mit einem wirren und hohlen Bastard aus Brian De Palmas „Sisters“ (1973) und David Lynchs „Twin Peaks“-Serie, und siehe da: Das Ergebnis würde selbst als DVD-Premiere Kopfschütteln und Gelächter hervorrufen – dazu hätte man die Menschen gar nicht erst in einem grossen Saal vor einer riesigen Leinwand versammeln müssen…die Mattscheibe hätte gereicht, aber trotzdem nett gemeint!
Jetzt kommt erstmal, bevor die am Ende noch vergessen wird, die Story von „Ich weiss, wer mich getötet hat“ als Zusammenfassung: Die College-Studentin Aubrey (Lohan) schreibt nachts Geschichten über eine Stripperin namens Dakota. Eines Tages wird sie von einem sadistischen Psychopathen entführt und gefoltert. Nachdem sie an einem Straßengraben gefunden wird und im Krankenhaus erwacht, sind ihr aufgrund ihrer Verletzungen ihr rechter Unterarm und ihr rechtes Bein amputiert worden. Außerdem beharrt sie vor ihren Eltern und dem Psychiater des FBI darauf, dass sie gar nicht Aubrey sei – sondern Dakota…
Das klingt doch echt super und innovativ, oder?! Und zu viel Arbeit scheint in das Schreiben des Drehbuchs auch nicht geflossen zu sein, schließlich besteht der ausreichende, zusammenfassende Text gerade mal aus vier parataktischen Sätzen. Was jetzt eigentlich nur noch, im Vergleich zum vollständigen Drehbuch, fehlt, ist ein wenig mehr Verwirrung, die „Auflösung“ des Schmus und ein paar dämliche Dialoge. Und da der Film letzten Endes doch noch über zwei rein visuell ganz nette Szenen verfügt, schafft er es ganz knapp, einen Bonuspunkt beim Verfasser dieser Zeilen zu ergattern…mit der Bitte, dass er sowas Blödes so schnell nicht wieder sehen muss.
Obwohl einige Momente über unfreiwillige Komik verfügen - vor allem die Szene, in welcher Aubrey verschwunden ist: Ihre Freundinnen wollen sich mit ihr vorm Kino treffen und als die verabredete Zeit abgelaufen ist, bleiben sie einfach davor stehen und rufen verzweifelt „AUBREY!! Wo steckst du?“ in die Nacht hinaus. Köstlich!
Da sie aber laut dem bescheuerten Titel bereits weiss, wer sie getötet hat, wäre es im Großen und Ganzen freundlicher gewesen, die Antwort klein auf die Unterseite des Kinoplakates bzw. auf die Rückseite des DVD-Covers zu drucken. Dann könnte das eher junge und mit Sicherheit in der Mehrheit nicht unbedingt reiche Klientel sein Geld für die Eintrittskarte für einen besseren Streifen sparen.
Am Schluss soll jetzt noch der Pranger folgen, an dem allerdings nur zwei Beteiligte stehen müssen, da größenteils „No Names“ an dieser 12 Millionen $ (!)-Produktion („
Saw“ hat gerade mal knapp 1,5 Millionen $ gekostet…) beteiligt und vielleicht einfach mit ihrer ersten Großproduktion überfordert gewesen sind. Die Schauspielerin Julia Ormond kennt man allerdings aus einigen erfolgreichen Filmen, die Mitte der 90er entstanden sind, und wo die Mimin eindeutig mehr Talent gezeigt hat – so z.B. in „Nostradamus“ und „Legenden der Leidenschaft“ (beide 1994)! Der zweite im Bunde lautet auf den Namen John R. Leonetti („
Dead Silence“) und zeichnet sich bei dem Machwerk für die – zudem noch gelangweilte – Kameraführung verantwortlich. Leute, ein kleiner Tipp: Lest nächstes Mal VORHER das Drehbuch, bevor ihr irgendwann nur noch ECHTE DVD-Premieren runterkurbelt…