Matrix war visionär, Matrix war intelligent, Matrix war bombastisch, Matrix war perfekt, Matrix war einfach nur geil. Ja, das alles war Matrix, ein Stück Filmgeschichte, die das Kino in eine neue Richtung lenkte und die Messlatte für kommende Actionfilme recht hoch platzierte.
Wie es bei den meisten kommerziell erfolgreichen Filmen so ist, kommt in der Regel immer eine Fortsetzung. So lautet das Dogma des Kinos, und es wurde auch immer eingehalten. Während man bei diversen Sequells von American Pie und Co nur mit den Augen rollen kann, schaut die Sache bei einem Meilenstein wie Matrix schon ganz anders aus. Die Vorfreude ist gigantisch und wird lediglich von ignoranten Kritikern getrübt, die immer fest darauf behaaren, dass keine Fortsetzung dem Original das Wasser reichen kann.
So in etwa war ich gestimmt, als ich mich im Jahre 2003 auf der Premiere befand. Aufgeregt wie ein kleines Kind vor Weihnachten, mit großen und erwartungsvollen Augen saß ich nun im Kino. Dann ging es los und mit zunehmender Dauer verwandelte sich mein euphorisches Gesicht, in eine leicht verärgerte Fratze. Als der Film nun zu Ende war, musste ich mir selbst eingestehen, dass ignorante Kritiker doch fast immer Recht haben, und dass Matrix Reloaded eine mittelschwere Enttäuschung war.
Neo (Keanu Reeves) hat sich mittlerweile zu einem richtigen Helden gemausert, in Zion wird
er gefeiert und die meisten Einwohner stehen hinter ihm. Seine Selbstzweifel sind aber immer noch vorhanden. Er ist sich nicht ganz sicher, ob er es schaffen wird Zion zu retten, denn die Bedrohung ist präsenter denn je. 250.000 Wächter haben den Auftrag bekommen die unterirdische Stadt zu zerstören und alle Menschen dort zu vernichten. So begibt sich Neo, zusammen mit Morpheus (Laurence Fishburne) und Trinity (Carrie-Anne Moss) , wieder auf den Weg in die Matrix, um dort Antworten auf seine Fragen zu finden.
In der Matrix angekommen trifft er auf alte bekannte, allen voran den abtrünnigen Agent Smith (Hugo Weaving). Schon bald muss Neo eine schwerwiegende Entscheidung treffen, von der das Schicksal von Zion abhängt.
Nein, schlecht ist der Film auf keinen Fall, es ist einfach nur der große qualitative Unterschied zum Original. Zugegeben, es ist sehr schwer zwei Meilensteine hintereinander zu kreieren. Sehr schwer, aber nicht unmöglich.
Und in Sachen Action steht Reloaded seinem Vorgänger wirklich in nichts nach. Perfekt gestylte, saucoole und einfach nur atemberaubende Bilder werden einem hier aufgetischt. Die Verfolgungsjagd am Highway hat im Jahr 2003 alles Dagewesene in den Schatten gestellt. Sie ist ganz klar der Höhepunkt des Filmes und lässt dem Zuschauer keinen Platz für eine Verschnaufpause, auch der separate Fight im Anwesen des Merowingers ist genial inszeniertes Kino. Leider ist der hohe Adrenalinpegel nicht konsequent im Film vorhanden. Die restlichen Actioneinlagen sind wieder mal gut gemacht, aber weit davon entfernt revolutionär zu sein.
Besonders ärgerlich ist der Kampf gegen Agent Smith. Das ist einer dieser Fälle, welcher sich am Papier cool anhören mag, aber nicht wirklich in der Realität funktioniert. Denn wenn die hunderten Smithkopien allesamt auf Neo eindreschen, kann der Film die Herkunft aus dem Computer nicht mehr leugnen. Mann merkt an allen Ecken und Enden, dass es sich hier nicht um Schauspieler handelt, sondern lediglich um (teilweise) recht dürftig animierte Computergestallten. Das wäre bei jedem Film verkraftbar gewesen, aber nicht bei Matrix, denn gerade der Erstling hat mit dem „Bullet–Time“-Effekt das Action Kino so sehr bereichert. Da kann man sich vom zweiten Teil doch halbwegs realitätsnahe Charakterzüge erwarten. So wirkt die Smithszene mehr wie eine Sequenz aus einem Computerspiel, als eine ernstzunehmende Actioneinlage.
Zwischen dem Geballere und Geprügle wird die Story weitergesponnen, was leider auch auf eine sehr seltsamen Art und Weise passiert. Eigentlich könnte man fast behaupten, dass die ganze Zeit nicht wirklich was weitergeht. Man erfährt, dass die Maschinen kurz davor sind Zion anzugreifen, und dass Neo und Trinity ihr Techtelmechtel zu einer ernsthaften Beziehung ausgebaut haben. Nebenbei hält Morpheus eine höchst fragwürdige Rede in einer Steinhöhle, welche dann mit wildestem Geschreie abgeschlossen wird. Um dem allen was draufzusetzen, gibt’s dann noch eine Tanzeinlage, welche aus der neuen H&M Kampagne stammen könnte.
Selbst wenn es dann wieder in die Matrix geht, bleibt der Film seinem Muster treu. Ein bisschen Herumgeschwafel hier, ein paar seltsame Charaktere dort, das ganze einmal umrühren und schon hätten wir den Plot von Matrix Reloaded.
Natürlich macht das alles seinen Reiz aus, wenn Neo und Konsorten im Anwesen vom Merowinger nach dem Schlüsselmeister suchen und nebenbei auf ein paar „Vampire“ treffen, wirkt das Geschehen schön skurril und nicht hollywoodlike. Nur dann sollte man die diversen Charaktere auch ordentlich etablieren und deren Funktion genau erläutern, denn so lässt man den Zuschauer mit einem dicken Fragezeichen zurück.
Erst gegen Ende hin entwickelt sich der Plot voran, die Schlüsselszene mit dem Architekten klärt ein paar Fragen, wirft aber wieder neue auf. Die ganze Information wird lediglich auf 5 Minuten zusammengepresst, was dazu führt, dass der Rezipient am Ende mehr verwirrt ist als er es eigentlich schon war. Das erweckt den Anschein, dass sich Matrix Reloaded klüger gibt als er eigentlich ist, denn während man anfänglich noch rätselt, was der mysteriöse Architekt so von sich gibt, wird einem beim wiederholten Anschauen klar, dass diese Information weitaus simpler ist als gedacht.
Als recht dreist könnte man den Cliffhanger am Ende bezeichnen, die Wachowski Brüder lassen den Film in mitten einer Szene enden. Da bekommt man noch mal zu spüren, dass Matrix Reloaded eigentlich nur das Überbrückungsstück der Trilogie ist, was ja nicht heißen soll, dass das ein Nachteil sei, nur wäre eine nicht ganz so grobes Ende um einiges löblicher gewesen.
Von der schauspielerischen Seite gibt es eigentlich nicht wirklich was zu meckern. Keanu Reeves spielt den Auserwählten recht ordentlich, auch wenn er manchmal zu lange mit dem gleichen Gesichtszug herumläuft. Auch die restlichen Matrixjünger bringen ihre Charaktere gut rüber. Heimlicher Star des Filmes ist aber Hugo Weaving, alias Agent Smith, mit seiner stets coolen und herablassenden Art ist er ein mehr als ebenbürtiger Gegner für Neo und stiehlt ihm auch bei den gemeinsamen Szenen die Show.
Zugegeben, wenn es den ersten Teil nicht gegeben hätte, dann würde Matrix Reloaded bei mir vielleicht ein bisschen besser abschneiden. Es ist ganz einfach nur die Enttäuschung, über das verschwendete Potential, es hätte so viel mehr aus der genialen Matrixwelt gemacht werden können, man hat es aber versäumt die Story vernünftig weiter zu erzählen.
Was soll’s Matrix Reloaded ist kein Totalausfall und unterhält auch die ganze Laufzeit hindurch, mehr aber auch nicht, und das ist im Vergleich zum Original schon recht ernüchternd.
Den Vogel haben die Wachowski Brüder dann aber mit
„Matrix Revolutions“ endgültig abgeschossen. Warum, könnt ihr
hier herausfinden.