„If I were gonna haunt somebody, this would certainly be the house I'd do it in.”
Was bereits seit Jahrhunderten im Schauerroman funktioniert eignet sich auch als Schauplatz für den unheimlichen Film: das berühmt-berüchtigte Spukschloss oder ein angeblich von Geistern heimgesuchtes, verfluchtes Herrenhaus, abgelegen, weit entfernt von möglichen Helfern in der Not und bestenfalls durch irdische oder übernatürliche Kräfte abgeriegelt, sodass die nunmehr darin Gefangenen dem in der Dunkelheit lauernden Grauen nicht entkommen können. Eben diese Voraussetzungen erfüllt das Anwesen, welches als Bühne für die vorliegende Geschichte auserkoren wurde. Und so heißt es: Vorhang auf, Licht aus – das Unheil nehme seinen Lauf:
Der exzentrische Millionär Frederick Loren (Vincent Price) gibt für seine Frau Annabelle (Carol Ohmart) eine etwas ausgefallene Geburtstagsparty in einem angeblichen Geisterhaus. Er lädt fünf Gäste in das
House On Haunted Hill, in dem bereits mehrere grausame Morde stattgefunden haben. Der Eigentümer des Anwesens, Watson Prichard (Elisha Cook Jr.), Testpilot Lance Schroeder (Richard Long), Journalistin Ruth Bridges (Julie Mitchum), Psychiater Dr. David Trent (Alan Marshal) und die junge Nora Manning (Carolyn Craig), die in einer von Frederick Lorens Firmen arbeitet, sind trotz der unheimlichen Gegebenheiten und düsteren Gerüchte, welche sich um das Haus ranken, der Einladung gefolgt, eine ganz
e Nacht hier zu verbringen. Dass ihr Gastgeber jedem 10.0000 Dollar als Belohnung für dieses Wagnis angeboten hat, dürfte die Entscheidung etwas erleichtert haben. Doch worauf sie sich wirklich eingelassen haben, ist keinem der Fünf bewusst. Und als um Schlag Mitternacht die Eingangspforte und damit der letzte Weg nach draußen verschlossen wird, beginnt eine Nacht voller Schrecken, Intrigen und Rätsel, denn nicht nur die Geister der Vergangenheit, sondern auch die Arglist und Heimtücke der Gastgeber sind erwacht...
Der Film beginnt mit sehr klassisch wirkenden Stilelementen wie der Erzähler-Episode, die den Handlungsrahmen für den Zuschauer skizziert, und den
floating heads, schwebenden Köpfen, welche unterstützt von einer schauderhaften Geräuschkulisse eben diese Einführung vornehmen. Während wir in der sich nun entfaltenden Geschichte erwachsene Menschen statt Halbwüchsige durch das Dickicht an Rätseln geleiten, entwickelt sich jedoch vor unseren Augen eine Erzählstruktur, wie sie mittlerweile aus keinem Film des Genres mehr wegzudenken ist und gelegentlich sogar mächtig überstrapaziert wird: dazu gehört das Jeder-verdächtigt-Jeden-Spiel, die „Einer sieht was, keiner glaubt ihm“-Konstellation, unzählige Story twists und zahlreich eingestreute Schreckmomente. Zwar ist der Film sehr viel eleganter als sein fast 50 Jahre jüngeres Remake, erscheint in seiner Erzählweise aber dennoch oftmals merkwürdig vertraut und modern. So verwundert auf den ersten Blick auch die in heutigen Horrorstreifen so oft fehlende Charaktertiefe nicht, die ebenso
"DAS HAUS AUF DEM GEISTERHÜGEL" kennzeichnet. Mit dem entscheidenden Unterschied jedoch, dass das Weglassen der Figurenentwicklung hier in der Natur der Geschichte liegt, da der Zuschauer an dem sich auf dem Schirm entfaltenden Ratespiel um das Wer? Was? Wie? teilnehmen soll. Da wir keinen Einblick in die Intentionen der Partygäste haben, ist es für uns ebenso ungewiss, wer oder was hinter den Geschehnissen steckt, wie für die Protagonisten selbst. Die Figuren sind also nicht aus Mangel an Einfallsreichtum der Drehbuchautoren flach und eindimensional, sondern vielmehr gewollt undurchsichtig, da sie so eine gewichtige Rolle beim Gestalten der unergründlichen Geschichte spielen.
"DAS HAUS AUF DEM GEISTERHÜGEL" ("HOUSE ON HAUNTED HILL") ist Thriller, Krimi und Geistergeschichte in einem, intelligent inszeniert, gut besetzt und in einer einnehmend geheimnisvollen Atmosphäre erzählt. Leider haben sich ein paar Längen in die Erzählung eingeschlichen, welche den Spannungsbogen immer wieder zumindest kurzzeitig einbrechen lassen. Wenigstens aber haben die Macher hier noch nicht versucht, durch den großzügigen Einsatz der heutzutage im Horrorfilm so weit verbreiteten künstlichen Blut-und-Eingeweide-Suppe von diesem Manko abzulenken. Trotz einiger effektvoll eingesetzter Schockmomente liegt der Fokus darauf, die von Anfang an etablierte mysteriöse Grundstimmung aufrechtzuerhalten, den Zuschauer ebenso im sprichwörtlichen Dunkeln tappen zu lassen wie die Protagonisten selbst. Zumindest scheinen sich Regisseur
William Castle und Drehbuchautor
Robb White vorausschauend auch besonders Gedanken um die atmosphärische Wirkung des Films an sich gemacht zu haben, statt in eine gefährliche Falle zu tappen und sich nur auf das Gesamtspektakel im Filmtheater zu konzentrieren. Bei der ursprünglichen Aufführung nämlich wurde versucht, das Grauen unter den Zuschauern mit Hilfe von künstlichen Skeletten, die über die Köpfe des Publikums hinweg durch den Kinosaal schwebten, noch zu erhöhen. Die
Gimmick-lose Zeit nach diesen Aufführungen wurde aber offenbar während der Erschaffung des Filmes bereits mit bedacht, sodass er auch genauso ohne Showeinlage funktioniert.
Ein Manko aber, welches dem Zuschauer damals vielleicht weniger aufgestoßen ist als uns heute, bleibt: das sowohl stimmlich als auch mimisch sehr überzogene Spiel von
Carolyn Craig ("Studs Lonigan"). Anfangs mag die wie eine Reminiszenz an den frühen Film erinnernde Theatralik noch nostalgisch wirken, und kurzzeitig empfinden wir vielleicht Mitleid mit ihren unglaublich überstrapazierten Stimmbändern und Gesichtsmuskeln, doch beides weicht schon bald dem bohrenden Gefühl der Genervtheit. Angstvolles Kreischen gehört ja zu einer Horrorgeschichte, und welcher Gruselstreifen kommt noch ohne
Scream-Queen aus. Aber man kann es auch übertreiben. Damit ist es ausnahmsweise nicht
Vincent Price ("
Das Kabinett des Professor Bondi"), der aus der Darstellerriege hervorsticht. Bis auf die junge Dame mit der Vorliebe für den dramatischen Auftritt sind die Darbietungen nämlich allesamt auf hohem Niveau, der Meister des charismatischen Horrors sieht sich – vor allem Dank
Richard Long ("Nanny und der Professor") und
Elisha Cook Jr. ("
Electra Glide in Blue") – sanft eingebettet in eine Reihe ebenbürtiger Mitstreiter, die nur durch das over-acting eines Einzelnen durchbrochen wird. Es ist eben nichts perfekt. Schon gar nicht auf einer Party, die so mörderisch gut ist – nur nicht so wie geplant.
Chill-Skills
Gänsehaut-Faktor: 7 (mal verursacht durch die geisterhafte Atmosphäre, mal durch das markerschütternde Gekreische)
Splatter-Anteil: 2 (winzig kleine
Gore-Momente sind die Ausnahme)
Klassiker-Bonus: 8 (so wunderbar elegant und aus der Geschichte des Horrorfilms nicht wegzudenken)
Scream-Queen-Störfaktor: 8 (wie gesagt...)
Rätsel-Bonus: 7 (Wendungen und Überraschungen wohin man sieht)