Ein Geschäftsmann, der kurz vor der Scheidung steht und außerdem noch vollkommen pleite ist; ein Zahnarzt, der von seinem Sohn nicht ernst genommen wird und seine einst so wilde Jugend weit hinter sich gelassen hat; ein tollpatschiger Programmierer, der sich zwar nach Zweisamkeit sehnt, dem aber bei jedem Versuch, mit einer Frau zu reden, sämtliche Worte im Hals stecken bleiben; und schließlich ein glückloser Schriftsteller und Pantoffelheld, der von seiner dominanten Ehefrau wieder in seinen alten Job als Klempner zurückgedrängt wird. Woody (John Travolta), Doug (Tim Allen), Dudley (William H. Macy) und Bobby (Martin Lawrence) sind Männer im „mittleren Alter“, wie es im Film immer mal wieder so schön heißt, auch wenn sie das selbst nicht wirklich wahr haben wollen. Sie sind im Alltagstrott gefangen bzw. sehen ihre Lebensträume allmählich in weite Ferne entschwinden. Einzig ihre wöchentlichen Motorradtouren als Hobby-Gang
Wild Hogs in die nächste Biker-Bar reißen sie aus ihrem Alltag heraus. Und trotzdem reagieren seine Freunde zunächst mit Vorbehalt auf Woodys Vorschlag, endlich eine richtige Tour quer durchs Land zu machen. Doch schließlich können sich auch die anderen drei für die Idee begeistern.
Und so verlassen sie die spießige und ewig-gleiche Vorstadt-Szenerie und machen sich auf den Weg von Cincinnati zum Pazifik. Doch als sie bereits in der ersten Nacht den Großteil ihrer Ausrüstung verlieren, sich dann mit einem anhänglichen
Highway Polizisten auf der Suche nach körperlicher Nähe herumschlagen müssen und schließlich mit einer schlecht gelaunten Vollzeit-Rockerbande, den
Del Fuegos, aneinander geraten und deren Stammlokal niederbrennen (ganz aus Versehen, versteht sich), wird der Trip schnell um einiges abenteuerlicher als geplant…
Der amerikanische Traum von der Eroberung unendlicher Weiten und der Erfüllung der eigenen Träume, für die es kein Verfallsdatum gibt, wird in
Walt Beckers
"BORN TO BE WILD – SAUMÄSSIG UNTERWEGS" gefeiert und zugleich in amüsanter Weise auf die Schippe genommen. Ein radikaler Tapetenwechsel soll den vier Freunden aus der Midlife Crisis heraushelfen, doch was sich so einfach anhört, ist längst nicht so problemlos durchzuführen. Wütende Biker, schnaubende Bullen, endlos staubige Highways ohne eine Tankstelle in Sicht – das Quartett lässt kaum eine Gelegenheit aus, sich selber das Leben schwer zu machen. Und so wird dieser Trip definitiv zu einem einmaligen Erlebnis, wenn auch vielleicht in anderer Weise als ursprünglich beabsichtigt. Doch zumindest erlernen die Freunde auf dem Trip erneut die Bedeutung von Freundschaft, Zusammenhalt und Kampfgeist.
Natürlich gibt es die obligatorischen Referenzen auf frühere Werke ähnlicher Thematik. So wird beispielsweise "City Slickers – Die Großstadthelden" (1991) zitiert, in dem ein von der Midlife Crisis geplagter Großstädter von zwei Freunden auf ein waschechtes Abenteuer eingeladen wird, dass ihn aus seinem Alltagstrott herausholen und mit neu entfachtem Spaß am Leben zu seiner Familie zurückkehren lassen soll. Am deutlichsten aber ist natürlich der Bezug auf den Biker-Klassiker "Easy Rider" (1969), was spätestens mit dem Kurzauftritt von
Peter Fonda, der damals gemeinsam mit Dennis Hopper den Traum eines Road Trips zur Selbstfindung erlebte, klar wird. Allerdings hält
"BORN TO BE WILD – SAUMÄSSIG UNTERWEGS" eine deutlich heitere Atmosphäre für seine Zuschauer bereit, denn der ist Film ist vor allem eine schier eindruckvolle Aneinanderreihung von absurd komischen Situationen, schrägen Sprüchen und spleenigen Auftritten diverser Charaktere.
Das Schauspieler-Ensemble lässt kaum Wünsche offen, wenn es darum geht, die Figuren in dieser herrlich verrückte Atmosphäre zu präsentieren.
John Travolta ist schon mehrfach durch schräge oder witzige Rollen aufgefallen, so beispielsweise in "
Pulp Fiction" [1994] oder "Michael" [1996], und er versteht es immer wieder großartig, sich selbst auf die Schippe zu nehmen.
Tim Allen wurde zunächst als Stand-up Comedian und hierzulande dann vor allem durch seine Rolle des selbsternannten Heimwerkerkönigs Tim Taylor in der TV-Serie "Hör mal, wer da hämmert" bekannt. Sein komisches Talent hat er also bereits bewiesen, inzwischen auch mehrfach in diversen Kinofilmen. Ebenso ist
Martin Lawrence ("Bad Boys") ein alter Hase im Geschäft. Er ist zwar rund ein Jahrzehnt jünger als seine Biker-Kollegen, fügt sich jedoch ohne Schwierigkeiten in die Gruppe ein.
William H. Macy ("
Jurassic Park III") ist da vielleicht die größte Überraschung, da er zwar schon in früheren Produktionen einen gewissen Humor bewiesen hat, jedoch in der Regel eher als Charakterdarsteller und bei weitem nicht als in Komödien sesshaft gesehen wird. Und doch zeigt er hier ein komödiantisches Talent, mithilfe dessen er mitunter seinen Kollegen nahezu die Show stiehlt. Die vier Freizeitrebellen jedenfalls sind mit dieser Truppe erstklassig besetzt.
Ray Liotta ("Identity") als richtig fieser Anführer der
Del Fuegos,
Marisa Tomei ("
Real Love") als Maggie und
John C. McGinley ("Scrubs - Die Anfänger") als geradezu gruselig anhänglicher Highway-Polizist sind ebenfalls Teil des grandios zusammengestellten Ensembles und tragen enorm zum Unterhaltungswert der Produktion bei.
Der Film ist ein Mix aus Abenteuerlust und Wagemut, jeder Menge Humor und reichlich Schlamasseln für die Hauptfiguren. Dazu kommen ein Spritzer Romantik, der gelungene, obligatorisch rockige Soundtrack und eine Darsteller-Riege in Bestform. Kurzum:
"BORN TO BE WILD – SAUMÄSSIG UNTERWEGS" ist erfrischende Unterhaltung mit einigen wenigen Momenten, in denen der Biker-Truppe ein bißchen die Luft ausgeht. Einen besonderen Anspruch hat die Geschichte nicht, doch im Großen und Ganzen röhrt der Film so kräftig wie die Motoren auf der Straße, frei nach den weisen Worten von Steppenwolf:
“Get your motor runnin’, head out on the highway. Lookin' for adventure and whatever comes our way…”