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von Eddy Saller




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Top Gun - Sie fürchten weder Tod noch Teufel

Top Gun - Sie fürchten weder Tod noch Teufel

Ein Film von Tony Scott

„I feel the need - the need for speed!"



Jeder Filmfreund hat wohl in seinen jungen Jahren ein besonderes Erlebnis mit den bewegten Bildern gehabt, welches sie oder ihn zu weiteren Streifzügen durch die Videotheken oder zahlreichen Kinobesuchen animiert hat.

Für den Verfasser dieser Zeilen hat - neben etwa diversen Horrorklassikern wie John Carpenters „Halloween - Die Nacht des Grauens“ - Tony Scotts Flieger-Actioner „Top Gun“ den definitiven Startschuss dargestellt.

Auch wenn seit dem ersten Ansehen inzwischen fast zwei Dekaden vergangen sind und sich altersbedingt der Blickwinkel auf den kritikwürdigen Inhalt des Werkes verändert hat, strahlt der kommerzielle Megahit immer noch einen unverwechselbaren, wenn auch fast gefährlich naiven, Charme aus.
Top Gun - Sie fürchten weder Tod noch Teufel
Top Gun - Sie fürchten weder Tod noch TeufelTop Gun - Sie fürchten weder Tod noch Teufel
Und ganz offensichtlich hat dieser seinerzeit viele Zuschauer in seinen Bann gezogen – „Top Gun“ spielte mit seinem Budget von 15 Millionen US-$ an den weltweiten Kinokassen über 300 Millionen US-$ wieder ein und ist von den Hörern des Londoner Radiosenders Capital FM unlängst auf Platz 3 der „Must See Movie of all time“-Liste gewählt worden.

Die platte Story um Heldentum und Kameradschaft bei der US-Navy und die kuscheligen Stunden zwischendurch ist dabei nicht das wirklich faszinierende Element des Films - es ist die Art, wie der britische Regisseur Tony Scott, der sich zuvor für das Vampirdrama „Begierde“ (1983) verantwortlich gezeichnet hat, sein Publikum mit ästhetischen Bildern erschlägt, die allein schon fast über den mangelnden Tiefgang hinwegtäuschen.

Da das Filmteam bei den Dreharbeiten zudem tatkräftig von der Navy mit echten Kampfjets und fachlicher Kompetenz unterstützt worden ist, sollte es niemanden wirklich wundern, dass das Resultat in Bezug auf deren Tätigkeit wenig kritisch ausgefallen ist.

Wobei es sich bei der letzten Aussage sogar um einen Euphemismus handelt:
„Top Gun“ glorifiziert den Job der Kampfjetpiloten geradezu und ist demzufolge auch völlig zu Recht von vielen Seiten für seine Werbetauglichkeit für das Verteidigungsministerium attackiert worden – nach dem Kinorelease stiegen dann bezeichnenderweise auch die Rekrutierungsraten sichtbar an.
Dieser Umstand ist allerdings noch durch die Tatsache geschürt worden, dass vor den größeren Kinos Stände der Navy errichtet worden sind, um noch während des laufenden Abspanns die soeben euphorisch gestimmten Besucher für eine Ausbildung zu begeistern.

Negativ zu werten ist in dem Zusammenhang mit Sicherheit die Art und Weise, wie den Zuschauern im Film die Karriere der Piloten angepriesen wird.
Durch die Figur des rebellischen Draufgängers Lt. Pete „Maverick“ Mitchell (Tom Cruise in seiner wohl populärsten Rolle), der zusammen mit seinem Waffensystemoffizier „Goose“ (Anthony Edwards) zu der titelgebenden Elite-Ausbildungsstätte auf Miramar versetzt wird, wird das Publikum recht rasant in das scheinbar coole Leben der Luftkämpfer – welches offensichtlich größtenteils aus ungestraften Gehorsamsverweigerungen, heißen Flirts mit weiblichen Vorgesetzten, Strandvolleyball und romantischen Schauplätzen zu bestehen scheint - eingeführt.

Zumindest gewinnt man zunächst nicht den Eindruck, dass sich diese smarten Jungs mit ihren stählernen „Riesenspielzeugen“ durch irgendetwas ihre gute Laune und Partystimmung vermiesen lassen würden – von einigen internen Konkurrenz-Zickereien mal abgesehen.

Das große Drama des Films ereignet sich dann auch nicht während eines echten Gefechtes, sondern in einer Luftübung (Achtung: ab jetzt folgen Spoiler!): Wegen eines Triebwerkschadens müssen „Maverick“ und „Goose“ einen Schleudersitz-Ausstieg unternehmen, welcher Letzterem das Leben kostet.

Getrieben von Schuldgefühlen, will „Maverick“ seinen Job zunächst an den Nagel hängen, doch sowohl die von Meg Ryan verkörperte Witwe seines Partners („Er ist so gern mit dir geflogen. Aber er hätte weiter gemacht, wenn es dich erwischt hätte – er hätte es gehasst, aber er hätte es getan!“) als auch Chefausbilder „Viper“ (Tom Skerritt), der überraschenderweise die Wahrheit über den heldenhaften Gefechts-Tod von dessen Vater kennt, und seine neue Flamme, „Charlie“ (Kelly McGillis), versuchen ihn von einem vorschnellen Entschluss abzubringen.

Pünktlich zum großen Finale, steigt „Maverick“ doch noch erneut an Bord der F-14-„Tomcat“ und hilft seinen Kameraden im Ernstfall, einige feindliche MiG-28-Maschinen vom Himmel zu fegen – ein Unterfangen, welches in den eigenen Reihen scheinbar weniger Menschenleben fordert, als die Ausbildung an sich…
Top Gun - Sie fürchten weder Tod noch TeufelTop Gun - Sie fürchten weder Tod noch TeufelTop Gun - Sie fürchten weder Tod noch Teufel
Ob man die patriotische, überlebensgroße Heldenballade nun wegen ihrer moralischen Fragwürdigkeit zwangsläufig als schlechten Film abtun muss, sei dahingestellt.

„Top Gun“ funktioniert als absolut oberflächlicher Macho-Kracher vor allem bei jüngeren Zuschauern mehr als ordentlich – mal ehrlich: Wer wollte als 12-jähriger nicht gern wie „Maverick“ und Co. am Steuer eines Kampfjets sitzen und gleichzeitig die heißen Mädels auf dem Stützpunkt vernaschen? Im Umkehrschluss dürften die von Tony Scott in nahezu glühenden Aufnahmen eingefangenen Piloten auch die weiblichen Zuschauer in Entzückung versetzt haben.

Natürlich ist der Streifen eigentlich eine Lüge. Oder besser: Eine Blendung der Zuschauer.
Wer sich allerdings eine derart verantwortungsvolle und lebensgefährliche Aufgabe real ähnlich lässig wie im Film vorstellt, ist irgendwo auch selbst schuld. Willkommen in Hollywood!
Der abschließende Luftkampf ist zwar schweißtreibend und packend in Szene gesetzt worden, wirkt aber in Anbetracht der tödlichen Bedrohung eher wie ein sportliches Meisterschaftsspiel.

Letztlich begeistern Tom Cruise und die übrigen Darsteller (u.a. der junge Val Kilmer als „Iceman“) mit ihrem Charisma, aber der heimliche Star von „Top Gun“ ist sein Regisseur.
So wie Scott die Männer mit ihren Maschinen in Bildern festhält, könnte man dabei fast an einen Flugzeug-Porno denken: Jets steigen vor malerischen Sonnenauf- oder Untergängen in die Luft, während die in Bomberjacke gehüllten Piloten das Panorama betrachten und sehnsüchtig auf die nächste Machtübernahme am Steuer warten.

Den wahren Kick für „Maverick“ stellt dann selbstverständlich auch nicht das Techtelmechtel mit seiner attraktiven Ausbilderin dar, sondern die Zeit, in der er über den Wolken halsbrecherische Tricks zum Besten geben kann oder kopfüber Polaroids feindlicher Flieger macht.

Irgendwie beschleicht einen sogar gelegentlich das Gefühl, dass der Einzelgänger mit der obligatorischen, schweren Vergangenheit seine geliebte F-14-„Tomcat“ mit seiner weiblichen Beziehung betrügt – in einer solch harmonischen Symbiose wie in „Top Gun“ hat man Fleisch und Stahl selten auf der Leinwand gesehen…

Damit bleibt unter dem Strich ein leidlich unterhaltsamer Mix aus stumpfer Heldenromantik, schmachtender Liebesgeschichte (sowohl zwischen Männern und Frauen, als auch Männern und Flugzeugen) und vorbildlichem 80’s-Flair, der neben dem Riesenerfolg „Beverly Hills Cop“ (1984) maßgeblich zur Karriere der Blockbuster-Ikone Jerry Bruckheimer (der damals mit seinem inzwischen verstorbenen Partner Don Simpson zusammen produzierte) beigetragen hat.

Dass man den Film aufgrund seiner Werbefunktion angreifen kann, ist ja bereits erwähnt worden. Eine pazifistische Grundeinstellung kann man ihm demzufolge auch nicht gerade attestieren – aber zumindest in dieser Hinsicht steht er nun weiss Gott nicht allein da.
Top Gun - Sie fürchten weder Tod noch TeufelTop Gun - Sie fürchten weder Tod noch TeufelTop Gun - Sie fürchten weder Tod noch Teufel
Da „Maverick“ in der letzten Szene die Möglichkeit, als Ausbilder zu Top Gun zurückzukehren, nicht ausschließt, wäre in einer Zeit, wo selbst ein alternder Harrison Ford noch Peitschen-schwingend seinen „Indiana Jones“ zum Besten gibt, eine Fortsetzung fast schon interessant.

Man stelle sich das so vor: Tom Cruise humpelt als angegrauter Fluglehrer am Krückstock durch den Klassenraum und zwinkert der hübschen, jungen Kadettin (z.B. dargestellt von Megan Fox) ein „Na, Zuckerschnecke! Hab ich dir schon die Story von meinem Kopfüber-Polaroid erzählt?“ zu, worauf diese dann unbeeindruckt mit einem „Nö, Opi Sir!...und was ist überhaupt ein Polaroid??“ kontert…

Ach ja...im Eifer des Gefechts hat der Rezensent tatsächlich vergessen, einige Worte über den Soundtrack zu verlieren - der ist natürlich (wie der Film) nach wie vor Kult!

Eine Rezension von Bastian G.
(27. Juli 2010)
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Daten zum Film
Top Gun - Sie fürchten weder Tod noch Teufel USA 1986
(Top Gun)
Regie Tony Scott Drehbuch Jim Cash & Jack Epps Jr. (inspiriert von dem Artikel "Top Guns" von Ehud Yonay)
Produktion Paramount Pictures Kamera Jeffrey L. Kimball
Darsteller Tom Cruise, Kelly McGillis, Val Kilmer, Anthony Edwards, Tom Skerritt, Michael Ironside, John Stockwell, Barry Tubb, Rick Rossovich, Tim Robbins, Meg Ryan, James Tolkan, Clarence Gilyard Jr., Whip Hubley, Adrian Pasdar
Länge 110 min. FSK ab 16 Jahren
Filmmusik Harold Faltermeyer, Giorgio Moroder
Der Original-Song "Take My Breath Away" von Giorgio Moroder und Tom Whitlock ist 1987 mit dem Oscar ausgezeichnet worden.
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