Einst schmiedete der dunkle Herrscher Sauron im Lande Mordor einen Meisterring, um alle Völker Mittelerdes zu unterjochen. Nach einer langen und blutigen Reise fiel der Ring jedoch durch einen scheinbaren Zufall dem Hobbit Bilbo Beutlin in die Hände, welcher ihn an seinen Vetter Frodo weitergab.
Nachdem die neun Ringgeister sich auf die Suche nach dem verloren gegangenen Schatz Saurons gemacht haben, muss Frodo mit Hilfe des Zauberers Gandalf und begleitet von seinem treuen Freund Sam seine Heimat, das Auenland, verlassen, um den Ring vor Saurons Häschern zu verbergen. Doch das Abenteuer wird zu einer gefährlichen und verzweifelten Odyssee, die schon bald zu scheitern droht…
Bereits 1978 erschien eine Verfilmung der „Der Herr der Ringe“ Trilogie und zwar in Form eines Animationsfilms, bei dem Ralph Bakshi Regie führte. Obwohl diese Zeichentrickversion mit tollen Bildern und viel Kreativität trumpfen konnte, wurde sie (das Warum soll hier nicht diskutiert werden) zu einem großen Flop, weswegen Bakshi „Die Rückkehr des Königs“ nicht mehr verwirklichen konnte.
Danach galt der schwere und hochkomplexe Stoff lange Zeit als unverfilmbar, bis plötzlich ein kleiner und bis dato vorwiegend durch trashige Horror- und Splatterfilme („Bad Taste“, „Meet the Feebles“, „Braind Dead“, „The Frighteners“) bekannter neuseeländischer Regisseur auf der Bildfläche erschien. Tolkienleser quittierten dies natürlich mit großer
Skepsis, schließlich wagten sich nicht einmal namhafte große Hollywood-Regisseure an die Ring-Trilogie.
Doch Jackson erwies sich als eine ausgezeichnete Wahl. Sein Bemühen dem Geiste Tolkiens treu zu bleiben, und die Dramaturgie nicht durch billige Effekthascherei und unnötige Actionszenen künstlich aufzublähen sind ihm hoch anzurechnen.
Das Drehbuch von „Die Gefährten“ ist alles andere als das einer Großproduktion und hält sich – bis auf Peanuts - nicht an die Regeln eines Blockbusters, sondern wagt einen anspruchsvollen, langsamen Erzählfluss, der (bis auf Nebenstränge wie Tom Bombadil und die Hügelgräber) vollkommen buchgetreu übernommen wurde, was von großem Mute zeugt.
Der Zugang zum ersten Teil der filmischen Adaption von „Der Herr der Ringe“ ist sicherlich der schwierigste, hat dieser Teil doch die meisten Längen, die anspruchvollsten Dialoge, den größten Tiefgang und am wenigsten Actionszenen. Flach und oberflächlich ist dieser alternative Blockbuster damit auf keinen Fall, und die gelungenen Special FX und überzeugenden Computeranimationen werden selten zum Selbstzweck.
Vielleicht ist dies auch einer der Gründe warum der Film vom Mainstreampublikum als zu langatmig und überlang bezeichnet wird, während begeisterte Leser von Tolkiens Werken von den vielen langsamen Passagen und ausführlichen Dialogszenen gar nicht genug kriegen können und sich, ohne mit der Wimper zu zucken, auch in einen sechsstündigen „Die Gefährten“ hineinsetzen würden.
Natürlich drückt Jackson dem Ganzen seinen individuellen Stempel auf: man denke nur an die hassverzerrten Gesichter derjenigen, die nach dem Ring gieren, Bilbos Gesicht, das sich in eine dämonischen Fratze verwandelt, Galadriel als böse und kreischende Banshee, „Das Tänzelnde Pony“, das als eine miese und dunkle Spelunke im ‚Gothic-Look’ präsentiert wird und Gandalfs Schwarze Sprache von Mordor, die den Himmel über Imladris verdunkeln und Bruchtal zu einer grauenhaften Zwischenwelt machen. Jacksons Mittelerde ist fürwahr von einer sehr düsteren und bedrohlichen Atmosphäre geprägt. Das fällt für mich jedoch unter künstlerische Freiheit, und Kunst ist der Film in der Tat.
Die Schauspieler sind hervorragend besetzt, lediglich Elijah Wood als ein sehr ausdrucksloser und gelangweilter Frodo und Hugo Weaving, der zwar Talent besitzt, aber mit seiner dominanten, strengen und missmutigen Mimik in der Rolle des Elrond nur allzu sehr an einen biederen Schulmeister erinnert, bilden hier die Ausnahme.
Da die Schauspieler in unzähligen anderen Rezensionen bereits ausführlich gelobt und angemessen gepreist worden sind, möchte ich hier jene unsichtbaren Talente würdigen, die jeder als selbstverständlich hinnimmt, obwohl ein Großteil der Kinogeher nicht auf sie verzichten kann bzw. will, und mit denen die Qualität eines Films sehr stark steigt oder fällt: die Synchronsprecher! Denn was Timmo Niesner (Frodo), Joachim Höppner (Gandalf), Jacques Breuer (Aragorn), Dörte Lyssewski (Galadriel), Philipp Moog (Legolas), Otto Mellies (Saruman), Elisabeth Günther (Arwen) und alle anderen, die hier nicht genannt werden, leisten, sind erstklassige schauspielerische und sprechtechnische Leistungen, die nicht als selbstverständlich hingenommen werden dürfen. Manche Stimmen gefallen mir in der Synchronfassung sogar um einiges besser: so hat mich der Prolog mit Dörte Lyssewskis sonorer, bühnendeutscher Aussprache und ihrer samtenen, kühlen Stimme schon immer wesentlich mehr beeindruckt als Cate Blanchetts Interpretation. Aber auch Joachim Höppner spricht den Gandalf um vieles lebhafter und ausdrucksstärker als der zuweilen sehr nuschelnde Ian McKellen.
Die deutsche Sprachfassung selbst lehnt sich mit ihren vielen Archaismen sehr an die erste Übersetzung der Romanvorlage von Margret Carroux an und verleiht „Die Gefährten“ jene epische Breite, die im Tolkien-Englisch der Originalfassung so hervorragend vermittelt wird. Somit ist diese Synchronisation das Maß aller Dinge, und ich kenne keine andere, die auch nur annähernd an jene von „Der Herr der Ringe“ (das gilt für alle drei Teile) heranreicht, was das größte Lob ist, das ich als Purist, der sich Filme normalerweise nur in ihrer Originalsprache ansieht, machen kann.
Erwähnenswert ist auch der symphonische und gewaltige Score, der wohl einer der besten und vielseitigsten der letzten Jahre ist und an dem ein riesiges Orchester (London Philharmonic Orchestra, The New Zealand Symphony Orchestra), mehrere Chöre in allen Variationen (The London Voices, The London Oratory School Scola) und begnadeten Solisten (Edward Ross, Elizabeth Fraser, Enya und Mabel Faletolu) mitwirken.
Vom mittelalterlichen „Flaming Red Hair“ bis zum sehr östlich-asiatisch anmutenden „Lament for Gandalf“ oder dem mysthischen „The Passing of the Elves“ ist ein sehr breites und reiches Spektrum an Klängen vertreten.
Mittelerde klingt wie es Tolkien beschreibt: vielseitig, bunt und komplex wobei jedes Volk, jede Landschaft und Stimmung ein eigenes Thema hat, wenn auch das breite Leitmotiv der Gefährten mit schallendem Bläsereinsatz und das kindlich-verspielte Thema der Hobbits am häufigsten vertreten sind.
„Die Gefährten“ ist ein großer, epischer und dramatischer Film eines Tolkienanhängers für Tolkienanhänger, bei dem die Handlung und die sehr glaubwürdigen, facettenreichen Charaktere, aber auch unzählige Details und Anspielungen auf „Das Silmarillion“ und „Der kleine Hobbit“ sowie auf Handlungsstränge, die Jackson in seiner Trilogie nicht verwirklichen konnte (wie z.B. die Befreiung des Auenlandes), das Herz des Kenners höher schlagen lassen. Vieles wirkt dabei so authentisch, dass man sich immer wieder dabei ertappt, wie einem die Tränen der Rührung anlässlich dieses Meisterwerkes, das auch noch von kommenden Generationen hochgehalten werden wird, in die Augen treten. Denn „Die Gefährten“ ist die beste und einzig wirklich gelungene Umsetzung der „Der Herr der Ringe“ Trilogie, an den weder „Die zwei Türme“ noch „Die Rückkehr des Königs“ auch nur annähernd heranreichen.