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Nachtschwester müsste man sein

Nachtschwester müsste man sein

Ein Film von Mariano Laurenti

In einem Interview vom Juli vergangenen Jahres (hier zu finden) hat Ingo Trendelbernd, seines Zeichens Geschäftsführer von MIG, über die Sexy Comedy Collection gesagt, dass die drei Filme "Nachtschwester müsste man sein", "Der Idiotenzwinger" und "Helm auf, Hose runter" seine persönlichen Lieblinge aus dieser Reihe sind. Noch "besser" als die Flotten Teens? - Man darf gespannt sein. Da soviel filmische Brillanz natürlich nicht von einer einzelnen Kritikerseele verarbeitet werden kann, haben wir uns entschlossen, diese drei Zelluloidergüsse unter den Sachverständigen aufzuteilen. Neben mir wird sich Kollege Gernand und der staatlich anerkannte Italophilos Genzel dieser Filme in angemessener Weise annehmen. Ich persönlich durfte nun mit "Nachtschwester müsste man sein" meinen wohlverdienten Feierabend verbringen. Nunja, den Feierabendbierkonsum hat der Film jedenfalls gesteigert, was die Wirtschaft freut.

Lino Banfi steht als letzter in den Vorspanncredits, aber eigentlich ist das mal wieder sein Film. Er spielt die Hauptrolle des Zahnarztes Nicola Pischella, der so mehrere Probleme hat: ein Drachen von Frau, ein Weichei von Sohn, ein Vollidiot von Assistent - der allzeit nervige Alvaro Vitali natürlich. Nunja, schon nach wenigen Minuten folgt die erste Brüllerszene, in der Banfi erstmal den Postboten überzeugen muss, dass er der Zahnarzt ist
und daher ein Telegramm für die Praxis annehmen darf, auch wenn er nicht im Dienst ist. Zum Schreien komisch, ääääh schrecklich, diese Szene mit Jimmy il Fenomeno als schielendem Postler. Doch das war nur ein kleiner Vorgeschmack auf die Dinge die da noch kommen sollen. Nach 11 Minuten beginnt endlich die Haupthandlung - haha - des Films. Mario Carotenuto kommt als totkranker, aber stinkreicher Onkel in das Haus von Banfi, um dort seinen Lebensabend zu verbringen und dann sein Erbe zu überschreiben. Ab jetzt folgen Spoiler, wer sich die Handlung (...) also nicht versauen will, bitte aufhören zu lesen und den Film anschaffen. Optisch zwischen Leslie Nielsen und Moses wird sobald klar, dass Carotenuto ein Trickbetrüger ist, der einen Diamanten im Kronleuchter von Banfi stehlen möchte. Regisseur und Autor Mariano Laurenti ist zwar nichtmal in der Lage, den Film angemessen zu inszenieren oder eine einigermassen sinnige Geschichte zu schreiben, aber er flechtet tatsächlich noch eine Kriminalstory ein - sicherlich...

Nunja, was folgt sind die üblichen Schwachmatigkeiten die man von dieses Pappnasen ja schon kennt. Laurenti und Co brechen allerdings so viele Handlungsstränge an, dass es ihnen natürlich unmöglich ist, die Übersicht zu behalten und dem Film sowas wie eine Kontur zu geben. Nach ca. 20 Minuten wird der Film endlich seinem Titel gerecht und Leading-Woman Gloria Guida erhält ihre Stelle als Nachtschwester für den angeblich Sterbenden. Das wäre Handlungsstrang Nr.1. Nummer 2 folgt sogleich, Lino Banfi betrügt nämlich seine Frau in seiner Praxis, was dann noch ein halber Strang mehr wird, da sich sein Assistent Alvaro Vitali in die Dame verliebt. Strang Nummer 3 handelt dann von der Nachbarin, die unbedingt Banfis Sohn rummkriegen will, es aber nicht schafft - kein Wunder, die Dame schaut zwar ganz nett aus, könnte aber mal aufhören sich vormittags den italo-obligatorischen J&B reinzuhauen und sich dafür die Achseln rasieren. Strang Nummer 4 verbindet dann endlich mal zwei andere Handlungsstränge und handelt von der Romanze zwischen Gloria Guida und Banfis Sohn. Dann gibts da noch Nummer 5, das wäre dann die eigentliche Kriminalgeschichte. Das mal so als Auswahl. Überflüssig zu erwähnen, dass eigentlich keine Geschichte davon wirklich funktioniert.

Nach einer halben Stunde gibt es dann schon einen ersten düsteren Hinweis auf die Dinge die da kommen sollen: Guida und ihr Schatzerl gehen in eine Disco, wodurch der Zuschauer wieder mit trashiger Musik und epileptischen Zuckungen der Akteure gefoltert wird. Doch dann muss man Laurenti etwas zu Ehren halten: er ist ehrlich! Gaspar Noé blendet in seinem Film "Menschenfeind" Warntafeln ein, die dem Zuschauer die Möglichkeit lassen, den Film zu beenden. Ähnliches macht auch Laurenti: der DJ der Disse kündigt in Minute 52 einen Tanzwettbewerb an - wer "Flotte Teens und Sex nach Noten" gesehen hat, wird sich jetzt schon den Eimer holen. Immerhin bekommt man 5 Minuten Bedenkzeit, doch ab der 57er-Marke gibt es kein zurück mehr: ein Inferno aus mieser Musik, grellem Licht, Zuckungen als gäbe es nur noch Hirnschläge und mehr bannen den Zuschauer mit Grausen von der Bildschirm. Gloria Guida, optisch irgendwo zwischen Christina Applegate und Madonna, ist in ihrer roten Catsuit natürlich die Schau, ihr Tanzstil eine wilde Mischung aus Rhythmische Sportgymnastik, Duschgelwerbung und der jährlichen Obsternte. Nach "nur" 3 Minuten ist das Spektakel dann überstanden...doch, ohje liebe Zuschauerseele, ich warne dich: breche den Film nun ab, oder stehe deinem schlimmsten Alptraum gegenüber.

Natürlich gewinnt die Guida mit ihrem Partner den ersten Preis, doch der ist nicht nur Geld, sondern weil die Nachtschwester auch noch Hobbysängerin ist, darf sie doch glatt ein Stück zum besten geben - you have been warned. Glaubt man der imdb singt die Dame das gute Stück tatsächlich selbst, unglaublich dass man sowas in einen Film einbaut. Ok, singen wäre zu viel gesagt: Gloria rülpst und schreit ihr "La musica è" ins Mikrofon, streckt sich dabei Aerobic-mässig auf der Bühne, und die bezahlten Statisten finden das super. Diese Szene ist zwar mehr als grausam anzuhören und -schauen, quasi der Cannibal Holocaust unter den Musikeinlagen in der Filmgeschichte, aber allein durch die Skurilität kann sie für eine kranke Form der Erheiterung sorgen. Ja, Laurenti kotzt uns zuerst mit der Tanznummer ins Gesicht und stellt uns anschliessend benutzte Taschentücher zur Verfügung.

Daneben gibt es noch weitere schwer zu ertragende Szenen, z.B. Lino Banfi im Bademantel fummelt an Alvaro Vitali in Krankenschwesterklamotten herum (würg), nichts toppt aber die Gesangsnummer. Zugegebenermassen gibt es ein paar wenige gelungene Witze, auch wenn diese vielleicht nicht unbedingt beabsichtigt waren. Guida vögelt endlich fast mit Banfis Sohn herum, als der Onkel stürzt. Pflichbewusst rennt Frau Guida splitternackt zu ihm, hält sich dabei wenigstens den Mantel vor die blanke Brust. Überhaupt hat sie eine sehr luftige Arbeitskleidung, diese besteht aus einem weißen Mantel und einem weißen Höschen. Wenigstens hat sie keine Probleme sich vor ihrem Patienten auszuziehen - so ne Nachtschwester müsste man haben.

Kommen wir zum üblichen Rest: die Schauspieler sind eigentlich fast alle aus den hier bereits besprochenen Filmen bekannt. Alvaro Vitali, der ja ohnehin schrecklich ist, hat hier noch eine grausige Stimme verpasst bekommen. Minus mal Minus gibt zwar gemeinhin Plus, aber hier haben wir den Gegenbeweis. Auf DVD liegt der Film wieder von MIG vor, vielen Dank für die DVD! Erneut gibt es die deutsche Kinofassung und die italienische Originalversion, so dass das Spektakel noch länger dauert.

Famous last words: "Nachtschwester müsste man sein" ist schwer zu ertragen. Herr Trendelbernd hat scheinbar einen sehr exquisiten Filmgeschmack, man darf sich also auf die anderen Rezensionen durch die lieben Kollegen freuen. Man lacht diesmal eigentlich fast nie mit dem Film, sondern über den Film, wenn überhaupt. Meistens schüttelt man aber wahrscheinlich im Unglauben den Kopf über das Grauen auf der Leinwand. Der Film ist zwar kein Ärgernis im Sinne von "Dark Heaven" (ja, ich bin nachtragend), da er nicht das Potential wie dieser hatte, aber den Stern über der Mindestwertung gibts auch nur wegen Frau Guida, ihrer Gesangseinlage und körperlicher Vorzüge, sowie den vielen vielen Gläsern J&B die im Film getrunken werden. Achja, Vitali bekommt auch ständig eine gescheuert, und jede einzelne hat er verdient. Den Film retten kann das allerdings auch nicht. Masochist müsste man wohl sein.

Eine Rezension von David Kugler
(18. Januar 2008)
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Daten zum Film
Nachtschwester müsste man sein Italien 1979
(L'infermiera di Notte)
Regie Mariano Laurenti Drehbuch Franco Milizia, Mariano Laurenti
Produktion Dania Film
Darsteller Gloria Guida, Alvaro Vitali, Lino Banfi, Mario Carotenuto
Länge 90:19 FSK 16
Filmmusik Gianni Ferrio
Kommentare zu dieser Kritik
Damocles TEAM sagte am 19.01.2008 um 08:26 Uhr

Die tolle Musikeinlage "La musica è" hat es sogar auf youtube geschafft. Wer sich also von der stimmlichen Qualität von Frau Guida überzeugen will:
http://www.youtube.com/watch?v=LBRxIFd6_2Y
Genzel TEAM sagte am 19.01.2008 um 13:25 Uhr

Hihi, besten Dank für das "Diplom".

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