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Santa Clause - Eine schöne Bescherung

Santa Clause - Eine schöne Bescherung

Ein Film von John Pasquin


Die Wurzeln des modernen Weihnachtsfestes und seiner gutmütigen Galionsfigur im roten Gewand liegen in verschiedensten Traditionen und mythologischen Überlieferungen. Eine der wichtigsten Inspirationen lieferte dabei der Heilige Nikolaus von Myra, der als Bischof im 4. Jahrhundert Christlichkeit und Nächstenliebe lebte und predigte und vor allem als guter Geist der Armen, die er der Legende nach mit großzügigen Geschenken bedachte, bekannt war. Aus „Saint Nick“ wurde im Laufe der Jahrhunderte unter dem Einfluss verschiedener, sich nach und nach lokal entwickelnder Traditionen und Erzählungen jene beliebte Gestalt, die als Weihnachtsmann, Santa Claus, Father Christmas, Kerstman und unter unzähligen anderen Namen DAS (weltliche) Symbol des Weihnachtsfestes schlechthin darstellt.
Aber was, wenn diese sachlichen Theorien über die Entwicklung der Legende eigentlich doch vollkommen daneben liegen und Kinder mit ihrem unbedingten, unschuldigem Glauben an die tatsächliche Existenz dieser für Erwachsene nur mythisch anmutenden Figur viel näher an der Wahrheit leben, als wir es uns vorstellen können? Und was, wenn wir erkennen müssten (oder vielmehr dürften), dass unsere Realität und die Welt der Mythen und Geschichten manchmal viel enger miteinander verbunden sind, als wir glauben? Ein Mann, jedenfalls, wird in John Pasquins "SANTA CLAUSE – EINE SCHÖNE BESCHERUNG" unfreiwillig einer eben solchen Umerziehung unterworfen, und sein bisher so
felsenfest in Rationalität verankertes Weltbild gerät ordentlich ins Wanken:

Geschieden, praktisch nur auf seine Arbeit fixiert und eher unbedarft im Umgang mit seinem kleinen Sohn Charlie (Eric Lloyd, "Jesse") ist Scott Calvin (Tim Allen, "Born to be Wild - Saumäßig Unterwegs", "Hör mal, wer da hämmert") alles andere als ein weihnachtlicher Märchenonkel. Doch als Charlie Heiligabend bei seinem Vater verbringt, setzt ein Poltern auf dem Hausdach eine Reihe von wundersamen Entwicklungen in Gang, die das Leben der beiden gehörig verändern wird. Denn als sie der Ursache für die nächtliche Störung auf den Grund gehen, schrecken sie einen rotgewandeten älteren Herren auf, der auf dem Dach zugange ist. Von seiner Entdeckung überrascht stürzt dieser in den Vorgarten hinunter und bleibt bewusstlos auf dem schneebedeckten Rasen liegen. Allerdings nur für einen kurzen Moment, denn plötzlich verschwindet der alte Herr spurlos und lässt nur sein rot-weißes Gewandt und eine Visitenkarte zurück. Letztere fordert den Finder der Karte auf, das Kostüm anzulegen und sich in die Obhut der Rentiere zu begeben, die noch immer oben auf dem Dach warten. Auf Charlies Drängen hin streift Scott tatsächlich das für ihn um einige Nummern zu große Kostüm über und bevor er richtig weiß, wie ihm geschieht, findet er sich mit seinem Sohn in einem fliegenden Rentierschlitten und beim Verteilen von Geschenken in unzähligen Häusern wieder. Nach dem letzten Stop steuern die Rentiere schließlich ihre Heimat an, und so landet Scott verwunderter denn je am Nordpol in der Spielzeugfabrik des Weihnachtsmannes, wo ihm der Oberelf Bernard (David Krumholtz, "10 Dinge, die ich an dir hasse", "Numbers") offenbart, dass er mit dem Anlegen der „Uniform“ den Posten des Santa Claus übernommen hat, so wie es im Kleingedruckten auf der Visitenkarte festgehalten ist:

„In putting on the suit and entering the sleigh, the wearer waives any and all right to any previous identity, real or implied, and fully accepts the duties and responsibilities of Santa Claus, in perpetuity, until such time as the wearer becomes unable to do so, by either accident or design.”

Erschöpft, verwirrt und seiner Zukunft ungewiss legt sich Scott schließlich schlafen. Am nächsten Morgen erwacht er in seinem eigenen Haus und winkt das Geschehene zunächst als seltsamen Traum und nach Charlies Beteuerung, dass alles wirklich passiert sei, als schlechten Scherz ab. Trotz des langsam überhand nehmenden Bartwuchses, des schneeweißen Farbtones, den seine Haare allmählich annehmen, seines stetig wachsenden Bauches und dem festen Glauben seines Sohnes, dass S. C. demnächst alljährlich zur Weihnachtszeit schwer mit dem Erfüllen unzähliger Kinderwünsche beschäftigt sein wird, weigert sich Scott zunächst, seine neue Bestimmung als real anzunehmen. Doch wenn nicht einmal der Weihnachtsmann selbst von der tatsächlichen Existenz seines Jobs überzeugt werden kann, wie sollen dann Andere ihren irgendwann in der Kindheit verlorenen Glauben an den bärtigen Geschenke-Bringer wiederfinden?! Und so muss Scott sich nicht nur mit seinen eigenen Zweifeln herumschlagen, sondern sich auch vor seiner Umwelt in Acht nehmen, welche ihm vor allem in Gestalt seiner Exfrau Laura (Wendy Crewson, "Air Force One") und deren neuem Ehemann Neal (Judge Reinhold, "Beverly Hills Cop") das Leben schwer machen. Dummerweise ist Neal nämlich Psychiater von Beruf und sieht in den Veränderungen, die Scott nach außen hin mit der Zeit immer verschrobener wirken lassen, eine gefährliche Psychose, sodass es für ihn und Laura notwendig erscheint, Scott das Sorgerecht für seinen Sohn streitig zu machen.
Im überwältigenden Strudel all der Veränderungen und des ganzen damit verbundenen Ärgers scheint die Zeit wie so häufig wie im Fluge zu vergehen. Und so rückt das nächste Weihnachtsfest beständig näher – und mit diesem die Gewissheit, dass Scott in diesem Jahr an den Festtagen eine viel größere und wichtigere Rolle spielen wird, als er es je für möglich gehalten hätte...

Den eigenen Vater als Weihnachtsmann im wahrhaftigen Glöckchen-behangenen Rentierschlitten umherfliegen zu sehen, dürfte für jedes Kind die ultimative Weihnachtserfahrung darstellen. Ein wahrgewordener Traum, der im Falle von "SANTA CLAUSE – EINE SCHÖNE BESCHERUNG" vielleicht nicht unbedingt für Scott, aber doch zumindest für den Zuschauer größtenteils vor allem urkomisch daherkommt und schließlich zu einem für (fast) alle Beteiligten besinnlichen Happy End führt. Das Treiben in der kunterbunten, spielzeugartigen Welt der von Elfen betriebenen und von viel Wärme erfüllten Werkstatt inmitten der eisigen Weiten des Nordpols wirkt wie eine liebevoll verabreichte Kur gegen den zynischen, stressbeladenen Kommerz, der so oft beklagt und als den eigentlichen Geist der Weihnacht zerstörend empfunden wird. Sogar eine so sehr in der magiearmen Wirklichkeit verankerte Figur wie die des Scott Calvin wird durch das Strahlen in den Kinderaugen, in denen noch das wahre Weihnachtsgefühl durchscheint, bekehrt.
Und was lehrt uns diese Geschichte nun? Glauben ist erlaubt, Träumen ist erwünscht und das Wiederentdecken seines eigenen kindlichen Herzens kann einem zufriedenen Erwachsenen in einen glücklichen und erfüllten Erwachsenen verwandeln. Und das allerwichtigste: auch der Weihnachtsmann muss sich an Verträge halten und die Weihnachtsklausel (im Original "The Santa Clause" – womit wir auch den scheinbaren Schreibfehler im Titel erklärt hätten) hält ebenso viele Überraschungen wie Verpflichtungen bereit. Daher gilt: immer das Kleingedruckte lesen! Selbst zu Weihnachten.


Weihnachtsskala (1=sehr niedrig; 6=sehr hoch)

°Besinnlichkeitsfaktor: 4
°Sing-along-Faktor: 4
°Familientauglichkeit: 6
°Klassiker-/Kultpotenzial: 4
°Schnee-Anteil: 3
°Rentier-Bonus: ja!

Eine Rezension von Nicole Goldstein
(20. Dezember 2007)
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Daten zum Film
Santa Clause - Eine schöne Bescherung USA 1994
(The Santa Clause)
Regie John Pasquin Drehbuch Leo Benvenuti, Steve Rudnick
Produktion Rick Messina, Richard Baker, James Miller u.a. (Walt Disney Pictures) Kamera Walt Lloyd
Darsteller Tim Allen, Eric Lloyd, Wendy Crewson, Judge Reinhold, David Krumholtz, Peter Boyle, Paige Tamada, Larry Brandenburg
Länge ca. 97 Min. FSK Ohne Altersbeschränkung
Filmmusik Michael Convertino
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