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Männer sind Schweine

Männer sind Schweine

Ein Film von Howard Deutch

Romantische Komödien gibt es wie Sand am Meer. Man könnte sich sogar ohne Gefahr so weit aus dem Fenster lehnen und vollmundig behaupten, dass sie nicht gerade selten sind. Dies trifft in gewisser Hinsicht auch auf die Verehrer dieser Filmgattung zu, denen es überraschenderweise wenig bis gar nichts ausmacht, vor Beginn des jeweiligen Films schon das Ende zu kennen, denn die Liebe findet immer ihren Weg, wie jeder weiß. Widerstand gegen diese Ansicht regt sich einzig auf Seiten der Gegner, welche nicht müde werden, allenthalben fehlenden Realitätsbezug und viel zu breitgetretene Pfade anzuprangern. Eine Schlichtung dieses Streits ist äußerst fernliegend, denn über unterschiedliche Geschmäcker lässt sich bekanntermaßen nicht sonderlich gut verhandeln. Und so existieren die sogenannten Rom-Coms munter weiter, ohne dass jemand etwas dagegen... aber halt: pirscht sich da mit „MÄNNER SIND SCHWEINE“ etwa klammheimlich die ultimative Anti-Rom-Com an, um im Interesse der Gegner für frischen Wind im eingestaubten Liebeszirkus zu sorgen? Vielleicht ist ja nach zügiger Klärung der Fakten die Sachlage etwas klarer:


Tank (Dane Cook) ist ein Unsympath sondersgleichen. Und ein erfolgreicher dazu. Denn seine Masche, Frauen wie den letzten Dreck zu behandeln, hat sich bisher gut bezahlt gemacht. Mittlerweile nutzt er seine Fähigkeit als Nebenjob, indem er den Ex-Freundinnen seiner ihn buchenden Klienten das mieseste Date aller Z
eiten beschert, damit diese nach überstandener Qual geläutert zu ihren Ex-Freunden zurückkehren. Alles streng geheim, versteht sich, um den Erfolg nicht zu gefährden. So macht auch Tanks Mitbewohner und bester Freund Dustin (Jason Biggs) eines Tages von dem Dienst Gebrauch, als seine Traumfrau Alexis (Kate Hudson) ihm nach nur fünf Wochen Beziehung den Laufpass gibt. Doch das Geschehen entwickelt sich in diesem speziellen Fall gänzlich anders als geplant...

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Aha. Es geht also um eine Frau, genauer gesagt um die Frau, für die man(n) alles tun würde. Zum Beispiel seinen besten Freund engagieren, um mit einer äußerst klugen Idee die Angebetete wieder zurück in jene starken Arme zu locken, denen sie gerade noch so elegant entfleucht ist. Schon klar. Warum verwundert es nicht, dass gerade ein von Jason Biggs gespielter Charakter auf diesen tolldreisten Einfall kommt? Vielleicht aus dem einfachen Grund, dass er seit „American Pie“ [1999] immer wieder gerne als charmanter wie auch irgendwie hilfloser Verlierer-Typ-Sidekick besetzt wird, der stets alles erreichen möchte, jedoch mit diesem Unterfangen (und nicht etwa der Traumfrau) mehr als nur einmal baden geht, während sich das Publikum in gemeiner Schadenfreude übt. Dabei ist Biggs ein durchaus vielseitiger Schauspieler, wie er etwa 2003 in Woody Allens „Anything Else“ eindrucksvoll bewiesen hat. Wenn wie hier seine Rolle aber von vornherein mit Füßen getreten wird und die Filmfigur eine unglaubwürdige Wendung nach der anderen vollziehen darf, bevor sie plötzlich nonchalant aus dem Fokus des Geschehens gestoßen wird, sollte mit Lobpreisungen lieber hinter dem Berg gehalten werden.


Die eigentliche Hauptperson ist sowieso ein anderer: Schauspieler und Comedian Dane Cook („Der Glücksbringer“ [2007]) gibt Fiesling Tank, der bei jeder sich bietenden Gelegenheit zeigen darf, wie überraschend wandlungsfähig er ist. Mal ist er obszön, mal vulgär, hier und da frauenfeindlich und / oder sexistisch – kurzum: kein Mann, dem die Frauen vertrauen sollten und damit eigentlich ein guter Aufhänger, um mit eingefahrenen Genreklischees gehörig aufzuräumen. Wer hätte beispielsweise gedacht, dass auch ein Mann vom Schlage Tanks eine Träne verdrückt, wenn „Ghost – Nachricht von Sam“ [1990] sich dem Ende nähert? Dieses interessante Bestreben wird jedoch schon recht früh im Keim erstickt. Dass sich überhaupt jemand mit Klasse auf einen solchen Typen einlässt – geschenkt. Dass am Ende versucht wird, einen evident unsympathischen Charakter zum Sympathieträger zu stilisieren, gräbt der vermeintlichen Anti-Rom-Com hingegen vollends das Wasser ab. Weder Fisch noch Fleisch, mäandert „MÄNNER SIND SCHWEINE“ konstant wie ein Vogel ohne Orientierungssinn zwischen den Extremen, ohne sich jemals wirklich für eine Seite zu entscheiden. Und alles nur wegen der Herzensdame Kate Hudson („Almost Famous“ [2000]), die selbst einem Widerling den Kopf vernebelt?


Regisseur Howard Deutch („Pretty in Pink“ [1986]) versucht erst gar nicht, das entstandene Liebes-, Gefühls- und Genregewirr zufriedenstellend aufzulösen, weshalb seiner derben Komödie bereits vor Erreichen des „Höhepunkts“ die Luft ausgeht. Wirklich beständig ist bis hierhin nämlich einzig die sich aus Schimpfwörtern, ausführlichen Sexgesprächen und krudem Wortwitz ernährende Dauerbeschallung, bei der mitzuwirken sich selbst ein gestandener Hollywood-Star wie Alec Baldwin („Wenn Liebe so einfach wäre“ [2009]) nicht zu schade ist. Nennen wir das Kind ruhig beim Namen: „MÄNNER SIND SCHWEINE“ ist unter dem Deckmantel seiner offenkundigen Derbheit nichts anderes als eine verkappte und zu allem Überfluss schlichte wie humorlose Liebeskomödie, die sich nur zu gern gegen den Trend stellen möchte, auf ihrer Marschroute aber allzu viele unsinnige Haken schlägt, um am Ende doch wieder da anzukommen, von wo man sich eigentlich mit weitem Abstand distanzieren wollte. Ironie des Schicksals? Denn gewissermaßen bleibt der Film damit seiner eigens aufgestellten Prämisse treu, wonach man erst in den sauren Apfel beißen muss, um zu erkennen, dass dies keine ernstzunehmende Alternative zum zuvor infrage gestellten Original ist.

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Fazit: Howard Deutch möchte mit krudem Vulgärhumor, groben Anspielungen und einem Unsympath als Hauptperson in gewisser Weise den bösen Zwilling der Rom-Com präsentieren, verfällt aber recht schnell in ebenjenes Schemenraster, das er eigentlich vorführen wollte. Wäre er konstant auf der eingangs gewählten Schiene geblieben, hätte der Zug zumindest ansatzweise (und auch nur mit reichlicher Verspätung) sein Ziel erreicht. So jedoch muss man „MÄNNER SIND SCHWEINE“ schlichtweg ankreiden, dass er nicht den Mut gehabt hat, sein Ding komplett durchzuziehen. Denn außer vulgären Obszönitäten (manch einem soll dies durchaus genügen) hat der Film im Grunde für die breite Masse nichts Neues oder gar Dekonstruierendes vorzuweisen, was zu der einzig wahren Erkenntnis führt, dass nicht nur die hier gescholtenen Männer (hört, hört), sondern zuweilen auch Filme unehrlich in Bezugnahme auf ihr wirkliches Wesen sein können.


Zusatzbemerkung: Der Film ist ab 24.1.2011 im Verleih bzw. ab 22.2.2011 im Verkauf auf DVD und Blu-ray bei CircleThree erhältlich. Neben dem Hauptfilm (ungeschnittene Langfassung) in Deutsch und Englisch (DD 5.1 mit zuschaltbaren deutschen Untertiteln) finden sich zudem noch Audiokommentare von Regisseur, Cast & Crew, entfallene / erweiterte Szenen, 4 Featurettes und diverse Kinotrailer auf der Einzel-DVD.



Eine Rezension von Stefan Rackow
(26. Januar 2011)
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Daten zum Film
Männer sind Schweine USA 2008
(My Best Friend's Girl)
Regie Howard Deutch Drehbuch Jordan Cahan
Produktion Lionsgate / Management 360 / Terra Firma Films / Superfinger Entertainment / New Wave Entertainment Kamera Jack N. Green
Darsteller Dane Cook, Kate Hudson, Jason Biggs, Alec Baldwin, Lizzy Caplan
Länge ca. 108 Minuten (ungeschnittene Langfassung) FSK ab 16 Jahren
Filmmusik John Debney
Rezensionsexemplar freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Ascot Elite und CircleThree.
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