Was „American Pie“ zum Vorreiter einer Generation gemacht hat, waren nicht nur die grotesken Situationen und nahezu immer unter der Gürtellinie liegenden Scherze. Es war vor allem auch die Respektlosigkeit und die fehlende Moral. Die unverblümte und einfache Message war „Tu das was Du für richtig hältst und nicht das was andere von Dir erwarten!“.
„American Pie: Die nächste Generation“ ist der nunmehr vierte Teil der Reihe, dabei eher Spin-Off als Fortsetzung und will an diese Tradition anknüpfen.
Matt Stifler (Tad Hilgenbrinck), kleiner Bruder des legendären Steve Stifler, hat es nicht leicht: Nachdem er bei einem Konzert an seiner Highschool Pfefferspray auf die Instrumente des Orchesters gesprüht hat, wird er vom Schulpsychologen Chuck „The Sherminator“ Sherman (Chris Owen) dazu verdonnert, den gesamten Sommer im berühmt-berüchtigten Band Camp „Tall Oaks“ zu verbringen. Anstatt sich dort allerdings an die Regeln zu halten und das Musizieren zu lernen, stellt Matt nur weiteren Blödsinn an. Während der Camp-eigene Konfliktregelungs-Officer (Eugene Levy) - auch bekannt als Jim’s Dad - und die Orchester-Leaderin Elyse (Arielle Kebbel) versuchen, ihm Manieren beizubringen, hat Matt ganz eigene Pläne: Er will ein Homevideo erstellen, dass die hübschen Musikerinnen (und auch das Aufsichtspersonal) in allerhand schmutzigen Posen zeigt…
Der Film hat es in vielen Belangen nicht einfach, dem Namen „American Pie“ gerecht zu werden. Das fällt schon bei der Releaseplanung auf: Waren die Vorgänger noch Kino-Blockbuster wurde „American Pie: Die nächste Generation“ von Anfang an als reines Video-Release geplant. Dementsprechend mickrig fiel natürlich auch das Budget aus. Wohl auch dadurch bedingt sind von der Besetzung der Originalfilme nur noch zwei Charaktere übrig geblieben, nämlich Eugene Levy als Jim’s Dad und Chris Owen als Chuck Sherman. Der Rest des Feldes wurde mit neuen, größtenteils unbekannten Schauspielern besetzt. Auch das Drehbuch stammt aus der Feder eines bisher gänzlich unbekannten Vertreters seines Faches: Brad Riddell.
Mit diesen negativen Vorzeichen ist es nicht weiter verwunderlich, das „American Pie: Die nächste Generation“ weder an den Erfolg noch an die Originalität seines berühmten Urvaters anschließen kann. Dabei krankt es noch nicht einmal an den jungen Schauspielern, gerade Tad Hilgenbrinck und Arielle Kebbel spielen ihre Rolle ordentlich und auch – soweit überhaupt möglich – authentisch. Das Problem liegt mehr an der Erwartungshaltung der Zuschauer und dem direkt gegensätzlich entwickelten Drehbuch.
Die schlüpfrigen Scherze sind – wenn auch lange nicht in der Anzahl der Vorgänger – immer noch vorhanden und machen auch nach wie vor Spaß. Es scheint aber, als ob Riddell den eigentlichen Kern der Kinofilme nicht ganz aufnehmen konnte: Statt „Tu das, was du willst“ heißt es hier viel öfter „Tu das, was du musst“. Er versucht American Pie „Political Correctness“ beizubringen. Dass dies nicht funktionieren kann dürfte klar sein. Es wirkt grotesk, wenn Matt Stifler (dessen großes Vorbild sein eigener Bruder Steve ist!) auf einmal die den Schwanz einzieht und alles tut, was man von ihm verlangt. Wäre dies nicht schon genug, wollte der Autor wohl auch unbedingt ein Happy-End einbauen, in dem Matt endgültig zum Liebes-Softie mutiert. Spätestens hier werden echte American Pie-Fans einen Stich im Herz spüren.
FAZIT: „American Pie: Die nächste Generation“ ist eine gut gemeinte Teenie-Komödie, die aber keinesfalls mit den anderen Filmen der Reihe mithalten kann und viel zu oft an reine Geldmacherei mit dem Filmkonzept erinnert. Für einen Abend wird trotzdem ganz akzeptables - aber eben nicht berauschendes Popcorn-Kino geliefert. Echte American Pie-Fans sollten aber in jedem Fall einen großen Bogen um den Film machen.