„Ein in allen Belangen unerquicklicher Film, in dem Sensationslust und spekulative Gesinnung eine widerliche Verbindung eingehen“ urteilt das Lexikon des internationalen Films über Sergio Martinos „Torso“.
Und recht haben sie ;-), bis auf das „unerquicklich“……
Die Universitätsstadt Perugia wird in Angst und Schrecken versetzt. Ein irrer Killer geht um und hat es auf Studenten abgesehen – besonders auf die der Kunstgeschichte.
Die junge amerikanische Gaststudentin Daniela verdächtigt ihren etwas seltsamen und zudringlichen Verehrer Stefano.
Unter den Kommilitonen herrscht Angst und Schrecken- von den an der Fakultät üblichen Vergnügungen wie Sexorgien lassen sie sich jedoch nicht abbringen.
Was einige von ihnen schon bald teuer bezahlen müssen, denn der Kommilitonen-Killer schlägt erbarmungslos immer und immer wieder zu.
Das ist zu viel für Jane und ihre Freundinnen. Sie flüchten in eine abgelegene Villa um den Kopf frei zu bekommen und dem mörderischen Treiben zu entgehen:
Gaaaaaaaaaaaanz schlechte Idee!
Sergio Martino war schon immer ein Akkordarbeiter, haute in den frühen Siebzigern einen Giallo nach dem anderen heraus, meist in Zusammenarbeit mit dem genialen, wenngleich ungerechtfertigterweise relativ unbekannt gebliebenen Drehbuchautor Ernesto Gastaldi.
Trotz dieser hohen Schlagzahl zählen diese Gialli zu den besten Werken des Genres.
Auc
h „TORSO“ bildet da keinerlei Ausnahme, wenngleich der Film noch sleaziger und etwas trashiger ist als die anderen Gialli Martinos.
Mit der doppelbödigen und schon fast absurd wendungsreichen Handlung des Martino- Referenzwerks Der Killer von Wien kann der Film zu keiner Zeit mithalten.
Torso ist ungleich derber und setzt voll auf die Sex und Gewalt-Schiene.
Der Werbespruch für den Film „where whores meet saws“ scheint da ganz passend.
Jedenfalls wird im Film mindestens so viel gemordet wie gevögelt.
Gut, der Sex-Faktor war zwar schon durch die gute Edwige Fenech im [film=Der Killer von Wien]Killer von Wien[/film] recht hoch- Dennoch punktet „Torso“ mit hohem Exploitationfaktor und einer beklemmenden Atmosphäre, die mit zunehmender Spielzeit immer mehr zu nimmt.
Wie im Genre üblich, werden die Mordszenen regelrecht zelebriert.
Zwar geht Martino dabei nicht so „kreativ“ wie Kollege Argento zu Werke, doch allein die gruselige Szene im von Nebelschwaden verhangenen Moor ist eine stilistische Meisterleistung.
Zudem findet man bereits alle Merkmale die später das (amerikanische) Slashergenre ausmachen sollten.
Der Killer ist jetzt nicht einfach eine im Schatten verborgene Gestalt die bevorzugt die schwarzen Lederhandschuhe um die Gurgel eines potentiellen Opfers legt, sondern ein hünenhafter Schlitzer mit einer Maske. Die bevorzugten Opfer sind nicht „nur“ mehr Mitglieder der italienischen Schickeria sondern leicht bekleidete Studentinnen im Hormonrausch. Die Opfer werden bei der schnellen Nummer auf dem Rücksitz eines Autos aus der POV-Perspektive beobachtet…… etc...etc….
Wenn man bedenkt dass all diese Elemente, die natürlich teilweise schon in früheren Gialli zum Vorschein kamen hier jedoch auf die Spitze getrieben werden, schon im Jahre´ 73 verwendet wurden, wird einem klar: Martinos Film war sicher einer der wesentlichsten Einflüsse auf die durch „Halloween“ und später „Freitag der 13.“ losgetretene Welle des US- bzw. Teenieslashers. Besonders das Stalking und plötzliche Auftauchen und Wieder-verschwinden des Torso-Maskenmörders erinnert frappierend an Michael Myers.
Der von „Dr. Shivago“ Carlo Ponti produzierte Film hat einen ordentlichen Cast mit Suzy Kendall („Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe“)in der weiblichen Hauptrolle und Luc Merenda(Auge um Auge). Für die musikalische Untermalung zeigen sich die De Angelis-Brüder verantwortlich. Doch halt, es kann Entwarnung gegeben werden. Obwohl die beiden den grausamen Keoma-Soundtrack verbrochen haben, sind die einzelnen recht klischeehaften Stücke gar nicht mal so schlecht.
Auch die an den Haaren herbeigezogene Auflösung wird den Fan aber vermutlich nicht allzu sehr stören. Sowas ist man schon von zahlreichen anderen einschlägigen Werken von Fulci etc gewohnt. Torso ist die Arbeit eines Routiniers. Die zahlreichen Genreversatzstücke wie die schiefgelaufene Erpressung, die Verdächtigung eines Unschuldigen kommen einem bekannt vor.
Bemerkenswert ist an Torso besonders das irre Finale. Keine Sorge, ich verrate nichts, nur so vieles sei gesagt: Diesen Klimax muss man gesehen haben.
So einfach gestrickt die erste Hälfte des Films ist, so beeindruckend ist die zweite.
Das ist einfach Suspense pur, die ein bisschen an Hitchcock erinnert.
Der Streifen gehört also trotz der oben beschriebenen Mängel sicher zum sehenswertesten des Genres. Wer keine so perfide Handlung wie in anderen Martino-Gialli erwartet, wird sich mit diesem Reißer vorzüglich unterhalten.
„Die Säge des Todes“ kann man sich ua. in der englischen Version von Shameless Films in der ganz in Gelb gehaltenen Hülle ins Haus holen.
Denn obwohl es weitaus blutigere Vertreter des an Leichen nicht gerade armen Giallo-Genres gibt, muss man den Film unbedingt in der vollständig ungeschnittenen Fassung genießen.
Chill-Skills:
Splatter-Anteil: 7 (Keine Lucio Fulci-Blutbäder, von der im Titel erwähnten Säge wird jedoch reichlich Gebrauch gemacht)
T & A -Faktor: 9 (Die Blusen bleiben selten zu, die Höschen selten angezogen)
Suspensefaktor: 7 (besonders zum Schluss stark gesteigert)
Credit und Copyright Coverfoto/Coverimage:
Shameless Screen Entertainment