Den Zigarillo lässig im Mundwinkel, die Augen zusammengekniffen und den Poncho über die Schulter geworfen.
Das ist Clint Eastwood, das ist der „Man with no Name“ ,der Prototyp des Italo-Westernhelden.
„Für eine Handvoll Dollar“ ist der erste Film in dem Eastwood, damals mehr oder minder erfolgreicher Seriendarsteller(ua. in „Rawhide“),eine Hauptrolle zugesprochen bekommt.
Wie schon oft in der Vergangenheit und besonders in der (damaligen)Zukunft ist Italien bzw. Europa das Auffangbecken für glücklose oder gerade nicht angesagte Darsteller aus den USA.
Sergio Leone, außerhalb Italiens weitgehend unbekannt, engagiert den schlaksigen Clint für seinen ersten wichtigen Film, einen Western.
Leone, der bis jetzt als Second Unit-Director für Ben Hur und als Regisseur von Sandalenepen Erfahrungen sammeln konnte, möchte eine neue Art von Western drehen. Inspiriert von den kurz zuvor sehr erfolgreich gelaufenen „deutschen“ Western(Winnetou etc.) will er seine ganz persönliche Version des alten Westens, des alten Amerikas, inszenieren und dabei gleich eine Hommage an das Kino schaffen, dass ihn schon seit seiner Kindheit fasziniert und geprägt hat.
Die Handlung beruht auf dem Buch „Rote Ernte“ von Dashiell Hammett bzw. Akira Kurosawas „Yojimbo“ (Wobei Akira Kurosawas Film schon eine Verfilmung des Hammett-Stoffs ist und Leones Film mehr mit der Handlung des Buches gemein hat. Folgerichti
g ist die originalgetreuste Verfilmung des besagten Stoffes „Last Man Standing“ mit Bruce Willis).
Zum Plot: Ein Fremder kommt in eine Grenzstadt, die von zwei rivalisierenden Banden kontrolliert wird. Für eine Handvoll Dollar spielt er die beiden Parteien gegeneinander aus, umso aus dem Untergang der beiden Gruppen Profit zu schlagen.
Bemerkenswert ist, dass gleich der erste „echte“ Leone(-film) ein genre-definierendes Meisterwerk geworden ist.
„Für eine Handvoll Dollar“ ist zwar historisch gesehen nicht der erste Western aus Italien, wohl aber der erste von Bedeutung und zudem der Erste, der die genretypischen Merkmale in sich vereint.
Bei Leone wird nicht ,wie es zB in der heutigen europäischen Filmlandschaft häufig der Fall ist, einem unerreichbaren Vorbild sinnlos nachgeeifert oder gar kopiert- Leone zeigt einen Westen, wie ihn uns die meisten Us-Westerner unterschlagen haben: Vorbei ist die Zeit der strahlenden Helden. Statt Idealen gibt es Gier und Rachsucht . Dieses pessimistische Bild ist jedoch sicherlich auch das realistischere.
Hinzu kommt, die völlig neue Inszenierweise Leones: Der opernhafte Aufbau seines Stücks, die tollen Bilder, die ausgeklügelten Kameraeinstellungen und natürlich nicht zuletzt die traumhafte Musik Ennio Morricones, der damals noch wenig bekannt war und unter dem Pseudonym Dan Savio in den Credits auftaucht..
Bis dato hatte es diese Kombination nicht gegeben und zurecht wurde „Für eine Handvoll Dollar“ zu einem der wichtigsten Filme dieses Genres.
Mit dem Erfolg hatte man in Leones Heimat Italien wohl nicht gerechnet , erwarteten die Produzenten doch nur eine weitere billige Kopie bekannter US-Streifen.
Doch es kam anders, ganz anders: So trat der erste Teil der sog. Dollar Trilogie eine regelrechte Lawine von Nachahmern los.
Da die italienische Filmindustrie schon immer geradezu mafiös verbandelt war, kam es auch zu regem Austausch zwischen den federführenden Regisseuren (unter anderem zwischen den 3 großen Sergios des Italowesterns-Leone,Corbucci und Sollima): Beispielsweise beriet Sergio Corbucci mit Leone, wer ein passender Darsteller im Stile Eastwoods für einen Film namens „Django“ wäre( auf wen die Wahl fiel, wissen wir glaube ich alle).
Die Geschichte von „Für eine Handvoll Dollar“ ist somit immer auch eine Geschichte des Italowesterns an sich .
Trotz dieser großen Bedeutung, muss man aber sagen, dass der Film einfach perfekte Unterhaltung bietet und eigentlich von jedem Fim- bzw. Westernfan gesehen werden sollte: Deshalb 6 Punkte!
Anmerkung: Dieses Review findet seine direkte Fortsetzung in der Besprechung des Sequels „
Für ein paar Dollar mehr“.