Ein einsamer Mann reitet durch die Prärie.
Die Hitze um ihn herum ist förmlich spürbar.
In dieser kargen Umgebung scheint er ganz allein zu sein.
Doch plötzlich vernimmt man aus dem Off ein Pfeifen. Eine Waffe wird durchgeladen und wenig später zerreißt ein Schuss die flirrende Luft.
Die Kugel verfehlt ihr Ziel nicht und reißt den Reiter vom Sattel.
Runter auf den staubigen Boden, wo er auch - tödlich getroffen - sein Ende findet.
So beginnt „Für ein Paar Dollar mehr“, ein „Sequel“, das den Kassenerfolg des Erstlings sogar noch toppen konnte. Der Film gilt als eine der erfolgreichsten italienischen Produktionen überhaupt.
Dabei wäre der Film beinahe gar nicht zustande gekommen.
Regisseur Sergio Leone wollte zunächst keinen weiteren Western drehen, sondern sich in anderen Genres umsehen (einer seiner Pläne umfasste ein Remake von Fritz Langs „M“ mit Klaus Kinski in der Rolle Peter Lorres - schade, dass das nie verwirklicht wurde).
Zudem dachte er, von Selbstzweifeln geplagt, nicht, dass er ein dem Vorgängerfilm ebenbürtiges Werk abliefern könnte.
Ein gewitzter Drehbuchentwurf, an dem unter anderem auch Fernando di Leo beteiligt war, konnte ihn jedoch umstimmen.
Glücklicherweise, muss man sagen - Denn „Für ein paar Dollar“ steht dem ersten Teil in nichts nach.
Die Handlung folgt wieder dem schon aus „Für eine Handvoll Dolla
r“ bekannten und von Clint Eastwood verkörperten schweigsamen Gunman , der jedoch diesmal nicht mehr Joe sondern Monco heißt.
Er ist ein ebenso skrupelloser Kopfgeldjäger wie sein Kollege Col. Mortimer , der mit einem ganzen Arsenal an ausgeklügelten Waffen durch den Westen reist um seinem tödlichen Handwerk nachzugehen.
Zwei Charaktere die sich auf den ersten Blick nicht unähnlicher sein könnten, jedoch mehr gemeinsam haben als man zunächst glauben mag: Denn Eastwoods und Van Cleefs Charaktere stehen in einer Art Vater-Sohn Beziehung ,in der der Ältere die Rolle des „Lehrers“ bzw Mentors einnimmt: eine Konstellation die der von Burt Lancaster und Gary Cooper in Robert Aldrichs Western-Klassiker „Vera Cruz“ ähnelt.
Obwohl die beiden Headhunter in ihrem Berufszweig quasi Konkurrenten sind, müssen sie sich wohl oder übel zusammenraufen um die Banditenbande um den Pot rauchenden Irren El Indio (Gian Maria Volonté, bekannt aus „Vier im roten Kreis“) auszuheben.
Der Col. hat dabei jedoch noch ein ganz persönliches, abseits von pekuniären Aspekten gelegenes Interesse am Ableben des El Indio……
„Für ein paar Dollar mehr“ ist der erste Film der alle Leone-typischen Trademarks in sich vereint: Immerhin sind hier zum ersten Mal die charakteristischen Flashbacks vertreten. Eine Technik die der Regisseur auch später in „Spiel mir das Lied vom Tod“ und „Es war einmal in Amerika“ häufig einsetzen wird.
Größter Wert wurde wieder auf die ideale Besetzung selbst der kleinsten Rolle gelegt - Nur wenige Regisseure konnten derart viele interessante Gesichter in einem Film vereinen wie Leone: von den schmutzigen, unrasierten Gesichtern der Banditen bis hin zum Habicht-Profil Van Cleefs.
Für den bedeutete der Film den zweiten Frühling, war er doch nach einem langen Krankenhausaufenthalt nicht mehr im Filmbusiness tätig.
Leone ,der Van Cleef noch aus erfolgreichen US-Western wie zB aus „High Noon“ kannte, konnte ihn jedoch überreden noch einen Film zu drehen, woraufhin der Darsteller mit dem markanten Gesicht geradezu ein Stammgast im italienischen Film wurde.
Besondere Erwähnung im Hinblick auf die Besetzung verdient auch die Gastrolle Klaus Kinskis als leicht reizbarer, buckliger Wild an dessen Rücken sich Col. Mortimer ein Streichholz anzündet um sein Pfeife zu befeuern.
Komponist Morricone tritt aus dem Schatten seines Pseudonyms Dan Savio und komponiert diesmal unter eigenem Namen den hervorragenden Score: besser wurden J.S. Bach Motive nie mit mexikanischem Deguello verquickt.
Passend zur traumhaften, opernartigen Musik wird auch die richtige Optik geboten, immerhin befinden wir uns im kunstsinnigen italienischen Westen - Bilder wie aus einem Gemälde-nur wenige konnten das so gut wie Leone: Der Mittelteil der Dollar-Trilogie ist ein Fest für Augen und Ohren.
Bei aller optischen Schönheit muss man aber auch sagen, dass der Film Italowestern-typisch recht hart ist - was dem Film seinerzeit auch einige Freigabeprobleme bescherte.
Denn angesichts der teils sadistischen Brutalität zückten die Zensoren nur allzu gern die Schere.
Jetzt gibt es den Film jedoch in all seiner Pracht auf DVD und das noch dazu in remasterter Qualität.
Fazit: Einer der besten Filme, die das Genre zu bieten hat- wer sich nur ein wenig für Western interessiert, muss diesen Film gesehen haben.