Der thailändische Nationalsport ist Thai-Boxen. Eine sehr harte Sportart, bei der mit Allem – außer dem Kopf – zugeschlagen werden darf. Das traditionelle Muay Thai Boran ist eine der ältesten Kampfsportarten der Welt und wurde schon zur Zeit der Kriege um Ayutthaya vor vielen hundert Jahren angewandt. Es kommt von den Soldaten, die sich auch ohne Waffen verteidigen mussten. Bezeichnend sind Kicks und der Einsatz von Ellebogen und Knie. Das heutige Muay Thai wird nicht mehr im altertümlichen Stil gelehrt und läuft inzwischen nach anderen Regeln ab. Die traditionelle Kampfkunst ist deshalb nur mehr selten zu sehen. Der Regisseur Prachya Pinkaew wollte die ursprüngliche Form des Thai-Boxens wieder aufleben lassen und drehte den Film
Ong-Bak (2003).
Die Story ist schnell erzählt und tritt eher in den Hintergrund: Ting, ein junger Mann vom Land, soll das gestohlene Heiligtum des Dorfes, einen Buddha-Kopf, finden und zurückbringen. Die Suche führt ihn nach Bangkok, wo er auf kriminelle Kunsthändler, Dealer und Wetthaie trifft und sich seinen Weg freikämpfen muss.
Anders als in den meisten westlichen Kampfsport-Filmen legte Regisseur Pinkaew Wert auf Echtheit. In fast allen Hollywood-Streifen werden Schläge nur angedeutet, aber nicht wirklich ausgeführt. Mit einer geschickten Kameraführung und einem entsprechenden Schnitt kann dieser Fake allerdings verdeckt werden, so dass es dem Zuschauer nicht auffällt. In
Ong-Bak h
ingegen ist keine Szene gestellt, hier geht es richtig zur Sache. Alle Schläge wurden tatsächlich mit Körperkontakt ausgeführt. Natürlich ging das nicht ohne Verletzungen über die Bühne, aber das war es den Stuntmen und Schauspielern wert.
Hauptdarsteller Tony Jaa ist absoluter Mittelpunkt des Films. Das ganze Projekt wurde um ihn und seine Fähigkeiten herum entwickelt. Er war bereits Kung-Fu-Kämpfer und erlernte für
Ong-Bak das Muay Thai in seiner ursprünglichen Form. Dafür trainierte Jaa drei Jahre vor Start der Dreharbeiten jeden Tag acht Stunden. Um die Choreographien und seine Beweglichkeit optimal darstellen zu können, trainierte er auch Krabi Krabang (Kampf mit Handwaffen), Turnen und Akrobatik. Jaa ist also eher Sportler und weniger Darsteller, sein Schauspiel ist deshalb entprechend einseitig. Allerdings stört das den Zuschauer nicht, denn seine Rolle als treuer Kämpfer erfordert auch nicht viel mehr. Die sportliche Leistung, die er in diesem Film erbringt, ist jedenfalls unbestritten sensationell und einmalig.
In einem Interview erklärte Regisseur Pinkaew, dass in
Ong-Bak der Unterhaltungsgrad nicht zu kurz kommen sollte und deshalb der bekannte Filmkomiker Mum Jokmok (Petchtai Wongkamlao) für die männliche Nebenrolle engagiert wurde. Er brachte viele Ideen ein und gibt dem Film einen lustigen Touch. Die gewollte Übertreibung ist manchmal allerdings auch nervig.
Das größte Problem bei den Vorbereitungen und bei den Dreharbeiten war die Authentizität der Kämpfe. Jaa musste über absolute Körperbeherrschung verfügen, um seine Kollegen nicht ernsthaft zu verletzen. Er selbst riss sich bei einem Sprung die Fuß-Sehne und musste den Dreh für zwei Wochen unterbrechen. Für jeden Filmproduzenten natürlich ein Alptraum, jedoch bei dieser Arbeitsweise ein unumgängliches Risiko.
So schlicht die Handlung ist, so vielfältig sind die Kämpfe und die Verfolgungsjagden. Statt aufgemotzten BMWs sind hier die Fahrzeuge thailändische Tuk-Tuks, wie charmant! Auch die Verfolgungen ohne Autos sind spektakulär. So flieht Ting durch einen belebten Markt und nimmt alle Hindernisse mit mehrfachen Saltos und Spagats mit Leichtigkeit. Auch der Kampf im Fight Club, in den Ting ungewollt hineingerät, ist beachtlich. Nachdem er einen Gegner platt gemacht hat, möchte er den Club verlassen, wird aber gezwungen noch gegen viele weitere zu kämpfen, da Wetten abgeschlossen werden. Die Gegner haben alle ihren eigenen Kampfstil und Ting muss sich schnellstens anpassen.
Da
Ong-Bak in Thailand und auch außerhalb der Grenzen mit großem Erfolg gefeiert wurde, haben sich Regisseur Pinkaew, Tony Jaa und Mum Jokmok ein weiteres Mal zusammengeschlossen und das Nachfolgeprojekt
Tom Yum Goong (deutscher Titel:
Revenge of the Warrior) gedreht.
Ong-Bak 2 ist auch auf dem Markt.