Nach „Der Herr der Ringe: Die Gefährten“, der wohl einer der besten Fantasyfilme der Filmgeschichte und die gelungenste Adaption von Tolkiens Romanvorlage ist, blickten viele Tolkienleser voll Spannung und mit sehr hochgeschraubten Erwartungen auf „Die Zwei Türme“, den zweiten Teil der Trilogie, wurde doch ihre Geduld ein ganzes Jahr lang auf die Probe gestellt.
Schließlich war es soweit, und wir stürmten die Kinos, um zu sehen wie Frodo und Sam versuchen den Ring nach Mordor zu bringen, während Aragorn, Legolas und Gimli den Uruk-hais dicht auf den Fersen sind und Merri und Pippin zu befreien suchen.
Stilistisch gibt es am zweiten Teil der Trilogie nichts, aber auch gar nichts zu bemängeln, knüpft „Die Zwei Türme“ hierbei doch nahtlos an „Die Gefährten“ an.
Die Bilder wurden wieder stark verfremdet, was vor allem in der veränderten Farbgebung und den überhöhten Kontrasten am deutlichsten ersichtlich wird, und wohl eine Angleichung an die bildgewaltigen Illustrationen von John Howe und Alan Lee, die auch für Peter Jacksons Großprojekt gewonnen werden konnten und für das erstklassige Design der Film-Trilogie verantwortlich sind, ist.
Anders als George Lucas schwört Jackson nicht ganz so sehr auf sterile digitale Effekte. Das wird an den vielen aufwendigen Bauten (vgl. Edoras) und detailreichen Modellen ersichtlich und verhilft dem Film zu einer authentischen Optik.
In Punkto Epik, Größe, Dramat
ik und eindrucksvoller Bildgewalt wird sicherlich niemand enttäuscht sein, und die Special FX sind noch ausgereifter und perfekter als in „Die Gefährten“. Die genialen Kamerafahrten und Einstellungen, die seitdem oft kopiert worden sind, dürfen selbstverständlich auch wieder nicht fehlen.
Wie bereits im Vorgänger wählt das Drehbuch eine Erzählweise, die nicht immer chronologisch ist (vgl. der Einstieg mit Gandalfs Kampf gegen den Balrog oder die Vorwegnahme von Arwens Schicksal aus den Anhängen). Die Autoren zeigen hier in der Tat viel Geschick und Gespür und wählen eine Sprache, die der Tolkiens sehr nahe ist, wobei sie mit den Dialogen sehr spielerisch umgehen (z.B. darf Baumbart Tom Bombadil zitieren). Die Monologe Sarumans, Elronds, Galadriels und Sams aus dem Off wissen, verbunden mit einer guten Schnitttechnik, durchaus zu begeistern und zählen zu den großen Stärken des Films.
Das Script kann den Spannungsbogen aufrecht erhalten, und Jackson gelingt es eine Atmosphäre großer Bedrohung und Hoffnungslosigkeit (siehe die Stimmung vor der Schlacht um Helms Klamm) zu schaffen.
Kommen wir jetzt allerdings zu dem großen ABER des zweiten Teils:
Was sofort auffällt ist die Anbiederung an den Geschmack bzw. schlechten Geschmack der Massen. Nicht enden wollende Kämpfe sowie überladene Action Sequenzen nerven und langweilen den anspruchsvollen Filmfreund. Zusätzliche Scharmützel machen „Die Zwei Türme“ nur unnötig hektisch, lassen den Film in der Kinofassung kam noch zur Ruhe kommen und zerreißen die Handlung förmlich, weswegen er auch weit weniger abgerundet, homogen und so in sich stimmig ist wie sein Vorgänger.
Was fürchterlich plakativ wirkt ist die Darstellung Gimlis, der ständig stolpern, vom Pferd fallen oder zu klein sein muss und damit zu einer auflockernden und billigen Lachnummer herabgesetzt wird.
Darüber hinaus gibt es Änderungen, die niemand verstehen und nachvollziehen kann, wie der unnötige Scheintod Aragorns (wer soll den darauf reinfallen?) und das eigenartige Verhalten Faramirs.
Von der Kinofassung sollte man ohnedies besser die Finger lassen. Jackson hatte wohl schon die Auswertung als Extended Edition auf DVD vor Augen, die wesentlich besser ist und auch einige Fault-Pas wieder ausbügelt. Vor allem kommt der Handlung aber in der längeren Fassung eine stärkere Gewichtung gegenüber der Action zu, und Tolkiens Leser werden sich über die vielen Details freuen.
An den Referenzcharakter von „Die Gefährten“ kommt jedoch auch die Langfassung von „Die Zwei Türme“ bei weitem nicht heran, da der Trend zu herkömmlichem Mainstream, Anspruchslosigkeit und Effektorgien zu offensichtlich ist.