Der orientierungslose junge Erwachsene Marco (Dominic Darceuil, "Die Invasion der Barbaren") lebt gemeinsam mit seinen Freunden vor sich hin, dröhnt sich regelmäßig zu und dreht hin und wieder das ein oder andere Ding. Sein Ziel ist die Aufnahme in die mafiöse Biker-Gang "Dark Souls", was er nach einer kurzen Zeit der Bewährung auch umsetzen kann. Schnell bewahrheiten sich die Warnungen von Marcs Mutter, die selbst eine dunkle Vergangenheit in der Szene hat. Schon bald ist Marc in knallharte Überfälle und Bandenkriege verwickelt und muss seine Moral immer mehr ablegen um in dieser Welt bestehen zu können.
Es gehört zu den Traditionen des Biker-Films, der seine kurze und einzige Blütezeit in den späten Sechzigern bis in die frühen Siebziger erlebte, dass die Motorrad-Freaks als ungehobelter Haufen von Kriminellen skizziert werden, als Anarchos, die ohne Respekt vor dem geltenden Gesetz höchstens einem eigenen Kodex folgen. Der in Kanada entstandene Erstlingsfilm "Hochelaga" schlägt in die gleiche Kerbe wie seine unzähligen Vorläufer. Dabei versucht er aber, das Sujet ausgesprochen freudlos und düster abzulichten und verrennt sich dabei öfter in peinlich konservativen Sodom-und-Gomorrha-Vorstellungen. Zwar beruht die Handlung auf angeblich genauen Recherchen über das Milieu in Montreal, dennoch gelingt es dem Film nie, eine adäquate Bildsprache dafür zu finden.
Es bleibt bei dem Versuch, dem Genre die infantilen Mätzchen ausz
utreiben und einen stockernsten Trübsalblaser zu präsentieren, der mit hässlichen, ungeheuer stumpf aussehenden Einstellungen jede Identifikationsmöglichkeit ausschließt. Das gilt allerdings auch für die eigentlichen Motivationen der Figuren: So ist Marcs Mutter sehr zart besaitet, bedenkt man ihren Background als harte Biker-Braut, ihre Rettungsversuche sind allesamt offensichtlich wirkungslos. Marc selbst scheint zu ahnen, das er seine Seele verkauft mit einem Beitritt in die Gang, so richtig glücklich scheint er nie zu sein - die Verführung durch das Milieu bleibt aus, da es ohne Umschweife als kaltblütig, skurpellos und unromantisch gebrandmarkt wird.
Solche Schnitzer und die doch recht holzschnittartigen Dialoge, welche von den wie schlaftrunken geführten Darstellern herunter genuschelt werden, torpedieren die angestrebte psychologische Glaubwürdigkeit. Auch die zunehmend nervöser wirkende Kamera unterstützt Marcs unaufhaltsamen Abstieg, clevere Bildideen findet der Film allerdings nur selten. Selbst das trostlos arrangierte und gar nicht mal verkehrte Schlussbild reißt da nichts mehr raus, da sich der Weg dorthin nach einem soliden Start schnell zur langatmigen Tortur erweist. Kein Wunder, das Regisseur Michel Jette nur noch einen weiteren, ebenso unbekannt gebliebenen, mutmaßlichen Rohrkrepierer inszenieren durfte.
Bleibt zu sagen, das die deutsche Fassung des Films im Prinzip unbrauchbar ist - nicht nur klingt die Synchronisation als wäre sie in einer überdimensionalen Blechdose angefertigt. Zudem liegt nur ein mehr als dreißig Minuten gekürzter Torso vor, aus dem ganze Sequenzen sichtbar grobschlächtig herausgerissen wurden. Ob "Hochelaga" in der Komplettfassung ein entscheidend besserer Film sei ist damit natürlich nicht gesagt, denn schon die kurze Version ist spannungsarm ausgefallen. Das ein Film unter diesen Umständen dennoch kaum fair bewertbar ist dürfte dennoch klar sein.