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Batman hält die Welt in Atem

Batman hält die Welt in Atem

Ein Film von Leslie H. Martinson

Vergeßt Nolan, Burton und auch den heiteren Herrn Schumacher: Das hier ist der wahre Batman. Weder Keaton, Kilmer, Clooney, noch Bale haben den maskierten Rächer so nachhaltig geprägt wie Adam West, der stocksteif im lilafarbenen Strampelanzug durch diesen Film und die dazugehörige Fernsehserie rannte, stets in treuer Begleitung des pfadfinderähnlichen Teenagers Robin, der in knackig kurzen Shorts neben der Verbrechensbekämpfung wichtige Lebenslektionen lernen durfte.

Gewissermaßen ist diese quietschbunte Parade das exakte Gegenstück zu Nolans Film: Wo letzterer Batman so ernst erzählt, wie man eine Geschichte über einen Mann, der sich ein Fledermauskostüm anzieht, nur erzählen kann und ihn dabei grandios als von Rachegefühlen zerfressenen Einzelkämpfer inszeniert, zeichnet BATMAN HÄLT DIE WELT IN ATEM die Geschichte exakt so albern, wie die Prämisse tatsächlich ist. Die beiden Filme sind quasi zwei Seiten ein und derselben Münze, und man kann Nolans epische Neukonfiguration nicht vollständig verstehen, wenn man nicht zuvor dieses grell-infantile Theater des Absurden gesehen hat, das am anderen Ende des Spektrums mit ebensolcher Kreativität operiert.

Batmans Welt ist ein durchexerzierter Fetisch, dabei angefangen, dass sich da zwei eigentlich erwachsene Menschen in hautenge Kostüme quetschen und mit diesen in der Öffentlichke
it spazieren gehen. Nur Schumacher hat den sexuell aufgeladenen Charakter dieses Universums erkannt und wieder aufgegriffen – in seinen Filmen hat das Fledermauskostüm sogar extra angebrachte Leder-Nippel. Aber nur in BATMAN HÄLT DIE WELT IN ATEM steht Batman ein junger Knabe mit Gesichtsmaske und nackten Beinen zur Seite, nur hier räkelt sich die frühere Miss America Lee Meriwether vor lauter Bosheit in ihrem latexähnlichen Katzenkostüm mit dünner Taille und spitzen Brüsten unter permanentem Kreisen ihrer Hüften, und nur hier tauschen Batman und Catwoman verhüllte sexuelle Anspielungen aus ("Marry me, Batman!" – "But what about Robin?").

Batman hält die Welt in AtemBatman hält die Welt in AtemBatman hält die Welt in Atem
Natürlich ist die Geschichte ebenso hanebüchen wie sinnfrei. Vier von Batmans stärksten Gegnern – der Pinguin, der Riddler, der Joker und eben Catwoman – tun sich zusammen, um mittels einer Dehydriermaschine (die einen Menschen so sehr dehydriert, dass nur ein paar Brösel übrig bleiben) eine Reihe von Delegierten einer den Vereinten Nationen nicht unähnlichen Organisation zu kidnappen. Batman – tagsüber der reiche Millionär Bruce Wayne, zur restlichen Zeit maskierter Verbrechensbekämpfer – und sein treuer Gehilfe Robin stolpern eigentlich rein zufällig in die Geschichte, weil die Superbösewichter so davon überzeugt sind, Batman beseitigen zu müssen, damit ihr Plan aufgehen kann, dass sie ihn mit ihrer Beharrlichkeit direkt auf ihr sinistres Vorhaben stoßen. Freilich funktioniert Batmans Universum auch unter der stetigen Annahme, dass man einen Menschen unmöglich erkennen kann, auch nicht an der Stimme, sobald auch nur ein Teil seines Gesichts bedeckt ist (eine Tradition, die sich beispielsweise in ROBOCOP fortgesetzt sieht).

Batman hält die Welt in AtemBatman hält die Welt in AtemBatman hält die Welt in Atem
Der Film funktioniert dabei exakt so wie die Fernsehserie: Als bunter Pop-Comic mit überdreht chargierenden Verbrechern, dessen Optik von tatsächlichen Comicstrips, farbenfroher Sechziger-Ästhetik und den berühmten, eingeblendeten Geräusch-Wörtern (Pow! Kapoff! Splash!) bestimmt wird. Der Film nimmt sich an keiner Stelle ernst – Batman und Robin stehen regungslos in der Gegend herum und erklären sich gegenseitig im Nachhinein, wie sie gefährliche Situationen bestehen konnten; saudumme Wortwitze führen zu keinesfalls nachvollziehbaren logischen Schlussfolgerungen; es gibt für jede auch noch so haarsträubende Gelegenheit ein eigenes Gerät, das die Bezeichnung auch auf einem Schild daran trägt (das berühmte Anti-Bat-Haifisch-Spray, eine passend im Bat-Labor herumstehende Rehydrierungsmaschine); und es bleibt auch in der dringendsten Verbrecherjagd stets Zeit, eine Lektion anzubringen (auch wenn hier nie die Brillanz einer der Fernsehfolgen erreicht wird, wo Batman inmitten der Verfolgung eines Schurken Geld in die Parkuhr wirft). Die größte schauspielerische Leistung von Adam West und Burt Ward ist dabei, dass sie ihr Gesicht bei all dem Unfug nie bewegen.

Mitunter erreicht der kindische Klamauk ungeahnte Höhen – zum Beispiel in einer Szene, in der Batman eine Bombe (ein kugelrunder grauer Ball, der oben wie eine Sylvesterrakete brennt) gefahrlos entsorgen will und überall auf Hindernisse stößt: Nonnen, Kinderwägen, eine Drei-Mann-Blaskapelle, küssende Pärchen in Booten und sogar eine kleine Entenfamilie. Wer einmal gesehen hat, wie ein Mann im veilchenfarbenen Pyjama – mit der Unterhose über dem Anzug getragen! – verzweifelt durch ein Dock rennt, während er mit beiden Armen eine Bombe wie aus einem Bugs-Bunny-Cartoon vor sich herträgt, sieht alle nachfolgenden Batman-Interpretationen – vor allem die von Schumacher! – gewiß mit anderen Augen.

Eine Rezension von Christian Genzel
(11. Januar 2008)
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Daten zum Film
Batman hält die Welt in Atem USA 1966
(Batman)
Regie Leslie H. Martinson Drehbuch Lorenzo Semple Jr.
Produktion 20th Century Fox / William Dozier Productions / Greenlawn Productions
Darsteller Adam West, Burt Ward, Burgess Meredith, Lee Meriwether, Cesar Romero, Frank Gorshin
Länge 103 FSK 6
Filmmusik Nelson Riddle
Kommentare zu dieser Kritik
Yama sagte am 11.01.2008 um 13:39 Uhr

ja, west ist der wahre batman. der film, wie natürlich auch die serie sind spitzenklasse und ich kann hier nur allem zustimmen....bis auf die sternewertung, da geb ich maximum :).
da kann selbst mel brooks noch was von lernen :).
ich kann wirklich nur mit 2 batmanfilmen was anfangen und das ist zum einen dieser hier und zum anderen batman begins....wie erwähnt ists eine münze mit zwei total unterschiedlichen seiten....der rest dazwischen ist meines erachtens höchstens durschnitt und nicht erwähnenswert (inkl joels).
schwarzygesetzlos sagte am 15.01.2008 um 12:59 Uhr

Ein grandioses Review zu einem grandiosen Film. Besonders wenn man sich den Film schon mehrmals in illustren Runden zu Gemüte geführt hat, liest man gern Hintergrundinfos wie dass es sich bei der Catwoman-Darstellerin um die frühere Miss Amerika gehandelt hat.

Man sollte aber auch nicht vergessen die moralische Überlegenheit dieses Adam West Batman in den Vordergrung zu stellen! Während alle Nachfolger bei ihrem Treiben mitunter recht rüde zu Werk gehen ist der Adam West Batman der perfekte Gutmensch!

So geht es ihm bei der Verbrechensbekämpfung nie um Rache, er will nur die Schurken der Legislative übergeben. Einer evzl. Resozialisation steht nichts im Weg. Er scheint sich auch Catwomans Heiratsangebot ernsthaft zu überlege, ihre Delinquenz ist aber doch ein zu großes Hindernis für ihn - und so läuft prinzipiell garnichts, Miss Amerika hin oder her. Er hat stets weisen Ratschlag für alle Hilfesuchenden auf Lager und setzt sein Leben sogar für eine Entenfamilie aufs Spiel.
Damocles TEAM sagte am 24.01.2008 um 11:06 Uhr

Die phantastische Wie-werde-ich-die-ACME-Bombe-los-Szene gibt es übrigens bei youtube inkl. pathetischem deutschen Ton.

http://youtube.com/watch?v=ygzKtHeKFDA
schwarzygesetzlos sagte am 07.02.2008 um 08:01 Uhr

Oh, sehr schön! Danke für den Link.

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