Aus heutiger Sicht mag man staunen über die Popularität von Hallervordens grenzwertigem Klamauk NONSTOP NONSENS, und so neigt man auch dazu, den Stellenwert dieses Publikumsrenners zu unterschätzen. Zumal der Titel so sehr Programm ist, daß das Zusehen teils weh tut, und die einzelnen Sketche obendrein bei nochmaligem Ansehen nicht einmal so gut sind wie in der Erinnerung. Aber in den Siebzigern war Hallervorden einer der beliebtesten Komiker überhaupt - und vielleicht allein deswegen, weil die Konkurrenz dünn gesät war. Otto Waalkes zelebrierte Sprachnonsens und hauptsächlich sich selbst, Loriot bediente die Intellektuellen. Ansonsten gab es niemanden, und schon gar nicht einen Komiker, der so publikumsnah die Unterschicht in halsbrecherich verzerrte Szene setzte.
Zu den Zeiten seiner NONSENS-Höhenflüge, noch vor seinem Start als Kinostar und in einer langen Strecke zwischen seinen frühen und späten Tagen als bissiger politischer Beobachter entstand der etwa 40-minütige Fernsehfilm HERR S. KOMMT NICHT ZUM ZUGE (zu finden als Bonus in der zweiten DVD-Box von NONSTOP NONSENS). Während die Aneinanderreihung von Sketchen hier eine gewisse Handlung vorgaukeln mag - Didi verpaßt seinen Zug und stolpert unfallgefährdet durch den Münchner Hauptbahnhof, während er auf den nächsten wartet - handelt es sich doch um eine Reihe mehr oder weniger willkürl
icher Szenen, die wie auf einer Perlenschnur aneinandergereiht sind.
Beim NONSENS wie auch hier ist der Humor streckenweise sehr bemüht, und jeder Sketch hangelt sich von Satz zu Satz. Aber wo die TV-Serie immer wieder in ihrem Wahnwitz alles probierte, um in einem Slapstick-Schlenker Lacher herauszukitzeln, bleibt HERR S. merkwürdig zahm. Es bieten sich Ansätze - eine Szene im Postamt beispielsweise, in der Didi einen Beamten in den Wahnsinn treibt ("Wieviel kostet die 50-Pfennig-Marke?") - aber das von immerhin fünf Autoren zusammengestückelte Drehbuch kneift immer da, wo eine Pointe sitzen müßte, und lotet die Möglichkeiten der einzelnen Situationen überhaupt nicht aus.
Es bleiben ein paar witzige Momente - Roberto Blanco im Bahnhofsschließfach, Gerhard Wollner als fanatischer Reiseplaner - aber nichts davon ergibt ein schlüssiges Ganzes. Man verzeihe uns den müden Wortwitz - passend zum Film - aber der Humor kommt hier einfach nicht zum Zuge. Schade.