Vier Jugendliche geraten – wie könnte es anders sein – nach der Prom Night auf eine einsame Landstraße und gelangen in einen dunklen Wald. Ausgerechnet hier haben sie eine Autopanne und suchen Hilfe in der benachbarten Ortschaft, wobei sie jedoch nach und nach einem verrückten Familienclan in die Hände fallen und grausam gefoltert und schließlich massakriert werden.
Zahlreiche Fans von „Blutgericht in Texas“ haben „Texas Chainsaw Massacre – Die Rückkehr“ in der Luft zerrissen und kein gutes Haar an diesem Film gelassen. Offensichtlich haben viele nicht bemerkt, dass dieser nicht als eine weitere Fortsetzung, sondern vielmehr als ein persiflierendes Remake von Hoopers Original verstanden werden will. So spielen einige Mordszenen auf jenes Meisterwerk an, und Kennern werden auch die Gastauftritte der Cast des Originals - Marilyn Burns liegt hier als Patientin auf der Bahre, welche von Paul A. Partain geschoben wird, und John Dugan spielt den Polizisten, der Jenny (Renée Zellweger) im Krankenhaus interviewt – nicht entgangen sein. Dies ist auch nicht weiter verwunderlich, führte doch niemand anderer als der Drehbuchautor des Klassikers von 1974 Kim Henkel Regie.
Das Remake ist dabei zwar wenig spannend und schon gar nicht schockierend, übt aber dennoch eine morbide Faszination aus und weist viele humorvolle und satirische Elemente auf. Die Gewalt dieser Billigproduktion ist meist nur angedeutet (siehe das Ekel erregend
e Geräusch wenn Mr. ‚Beinprothese’ Vilmer [Matthew McConaughey] auf den Kopf des wimmernden Mädchen steigt und diesen langsam zerquetscht), und auf harten Splatter wartet man vergebens.
Kim Henkel gibt sich große Mühe seinen Film an den Look des Originals anzugleichen, und so dominieren ausgewaschene und verblichene, farblos Bilder den Film. Wie in „Blutgericht in Texas“ ist das Geschehen meist aus der Distanz gefilmt, und es gibt nur wenige Close-Ups, wobei Henkel im Gegensatz zu Hooper zu sehr mit billigen Klischees, wie ständiger Dunkelheit, Nebel, unheimlichen Geräuschen und schummriger Beleuchtung arbeitet.
Die Charaktere der mehr oder weniger unschuldigen Teenager sind extrem überzeichnet, verhalten sich, wie man dies von einem billigen Horrorfilm erwartet und werden noch dazu von den Schauspielern dementsprechend schlecht gespielt.
Das Hauptaugenmerk liegt ohnehin auf den Psychos, die in ihrer Unberechenbarkeit und ihrem abgrundtiefen Sadismus gut herausgearbeitet werden. Der diabolische und vollkommen durchgeknallte, sich und andere verstümmelnde Vilmer, der Philosoph und Schöngeist W.E. (Joe Stevens), die exhibitionistische Nymphomanin Darla (Tonie Perensky), und zu guter letzt der einmalige Leatherface (Robert Jacks) sind eine gute und erfrischende Neumischung, welche dem Anspruch des englischen Reissue-Untertitels („The Next Generation“) sehr gerecht wird. Auch der außenstehende Obermacker und Businessman Rothman (James Gale), der alle Fäden zu ziehen scheint, ist eine interessanter Einfall zumal seine Identität nie enthüllt wird. Bei der spaßigen Dinnerszene hat natürlich auch wieder Grampa (Grayson Victor Schirmacher), der sich offensichtlich einer Verjüngungskur unterzogen hat, seinen obligatorischen Auftritt.
Ein grandiose Idee, die in eine völlig neue Richtung geht und wohl viele Anhänger von Leatherface sehr verstören dürfte, ist die Darstellung des Kettensägenfetischisten als Transvestit, der zuerst die Rolle des Heimchen am Herd einnimmt, sich jedoch später als wahre Drag Queen entpuppt, die mit ihrem Schmollmund sogar Brigitte Bardot Konkurrenz macht, eine wahrhaft überspannte und launische Diva (siehe die Dinnerszene), die sich nur allzu gerne mit ihrer Motorsäge gebärdet und in Pose setzt.
Das Familienleben wird in „Texas Chainsaw Massacre – Die Rückkehr“ wieder hervorragend karikiert. So beschwert sich W.E. bei Grampa über die junge Generation, welche die familiären Werte nicht mehr zu schätzen weiß. Die Familienmitglieder haben sich immer wieder in den Haaren, wobei sie sich gegenseitig schon einmal ordentlich prügeln oder fast zu Tode würgen. Trotzdem halten sie zusammen wie Pech und Schwefel und können dadurch allen Bedrohungen von Außen widerstehen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Texas Chainsaw Massacre – Die Rückkehr“ eine gelungene Horrorsatire ist, die „Blutgericht in Texas“ liebevoll aufs Korn nimmt und sich über viele Klischees von Original und Sequels lustig macht. Die Story ist zwar bis auf ein paar wenige Einfälle und Änderungen nur wenig innovativ, liefert dabei aber eine groteske Unterhaltung, und somit gestaltet sich diese boshafte Neuverfilmung Henkels wesentlich interessanter und mutiger in Szene gesetzt als Michael Bays stromlinienförmiges Remake, ist deswegen ein Muss für jeden Fan von Trashigem Horror.