Die Softpornos, die Samstags auf VOX laufen, sind gelegentlich eine gute Möglichkeit, die Nacht ausklingen zu lassen. Filme, die keine Handlung haben, oder deren Handlung lediglich den nächsten Sex vorbereitet, konfrontieren den Zuschauer nicht mit Kopfarbeit - es gibt schlicht keinen Raum für einen gesellschaftskritischen Moment, der vielleicht sogar auf den Zuschauer zurückfällt. Mit anderen Worten: sie geben etwas, verlangen dafür aber keine Gegenleistung. Clerks 2, der selbstverständlich kein Softporno ist, gleicht dieser Art von Unterhaltung aber trotzdem durchaus in einiger Hinsicht.
Die Geschichte von Kevin Smith beginnt 1994 mit seinem Debut Clerks: Dante Hicks und Randal Graves treten zum ersten Mal auf - im Quickstop stehen sie, diskutieren über Star Wars und Sex, eine richtige Handlung gibt es nicht und trotzdem: mit diesem Film konnte Smith sich den Grundstein für seine Karriere legen. Clerks, der heute in Deutschland lediglich auf VHS mit Untertiteln oder als Import-DVD(ohne deutsche Tonspur oder deutsche Untertitel!) verfügbar ist, ist dabei der erste Teil seiner Jersey Trilogie, die aus Clerks, Mall Rats und Chasing Amy besteht.
Die Handlung von Clerks 2 ist schnell aufgerollt: Randal(Jeff Anderson), der den Quickstop abgefackelt hat, arbeitet inzwischen mit Dante(Brian O'Halloran) bei Moobys. Es ist Dantes letzter Arbeitstag. Danach wird er mit seiner Verlobten fortziehen und ein neues Leben beginnen. Aber Dante hat die
Rechnung ohne Randal und Becky(Rosario Dawson) gemacht...
Die schlechte Nachricht: Clerks 2 bietet einen sehr dünnen Plot, dessen Ende schon mit dem Auftreten von Becky feststeht. Die gute Nachricht: Kevin Smith nutzt das, um sich ganz seinen legendären Dialogen zu widmen. Die dünne Handlung ist hierbei tatsächlich nur eines: eine Art störendes Beiwerk. Anders als in einem Softporno, der den nächsten Sex vorbereitet, benutzt Smith die Handlung um den nächsten Gag vorzubereiten - und um die nächsten Lacher lose miteinander zu verbinden.
Umso ärgerlicher sind die tatsächlichen Schwächen, die der Film zu bieten hat, und das ist, neben einer unnötig vulgären Sprache, die Rolle von Jennifer Schwalbach. Das Problem: sie kann sich nicht ins Geschehen einfügen. Unter diesem Gesichtspunkt verkümmert ihre Rolle zu einer inneren Beschreibung Dantes. Sie hat, als Dantes Verlobte, den dominanten Part in ihrer Beziehung - den man ihr allerdings nur selten abnimmt. Das beschreibt nicht sie oder die Beziehung, sondern fällt vielmehr auf Dante zurück, der es, ohne es zuzugeben, eher wie Randal ist - ein sympathischer Typ, der lieber zu wenig als zu viel macht, ohne dabei dessen politische inkorrekte Art anzunehmen.
Randal hat - meistens wenn er mit seinen Mitarbeitern diskutiert oder die Kundschaft beleidigt -, die meisten Pointen auf seiner Seite. Trevor Fehrman ist aber die größte Überraschung. Mit seiner Darstellung des Elias, dessen Universum aus Gott, den Transformers und diversen Trollen besteht, schafft er es nicht nur einen von Smiths witzigsten Charakteren Leben einzuhauchen, er schafft es auch ohne weiteres alle Sympathien auf sich zu ziehen. Smith überspannt den Bogen hier bewußt - und erzielt den größtmöglichen Effekt.
Die meisten Zuschauer allerdings werden auf etwas anderes warten: die Performance von Smiths Kultcharakteren Jay und Silent Bob - dargestellt durch Jason Mewes und Kevin Smith. Ihre Auftritte dabei sind relativ kurz, peitschen aber am Ende die Handlung voran. Und natürlich dealen sie vor dem Fast Food Tempel oder tanzen. Beide machen genau das, was man von ihnen gewohnt ist, haben aber auch eine kleine Entwicklung durchgemacht. Seine Charaktere hat Kevin Smith schon immer mit größter Sorgsamkeit behandelt - genau wie seine Filme, die immer wieder durch kleine Anspielungen erwähnt werden, aber auch die typischen Gastauftritte von einigen Schauspielern, die er schonmal besetzt hatte, sind dabei. Wenn auch nicht so exzessiv, wie in Jay und Silent Bob schlagen zurück. Besonders interessant ist der Auftritt von Jason Lee, der in seinem Earl Hickey Look auftritt und damit etwas Werbung für seine Sitcom My Name is Earl macht - die allerdings den deutschen Zuschauern verborgen bleibt. My Name is Earl wurde zum einen ins Nachtprogramm von RTL gepackt, zum anderen aber auch nach ein paar Folgen wieder abgesetzt.
Clerks 2 ist kein großes Kino, will es aber auch gar nicht sein. Kevin Smith bleibt vielmehr seinen Wurzeln treu und weiß wie er etwas präsentieren muss, damit es Spaß macht. Clerks 2 ist dabei vorallem eines: ein Film, der in der Gruppe unheimlichen Spaß bringt, obschon er alleine vielleicht etwas an Qualität verliert. Seine Fehler kann man ihm verzeihen, auch in Hinblick auf den Soundtrack, der perfekt passt, allerdings muss man auch wissen: hier wird geflucht und beleidigt. Wer sich davon angegriffen fühlt, sollte den Film meiden. Das ist vielleicht ein Unterschied zu den Softpornos auf VOX.