Tom Sawyer (Johnny Whitaker) verbringt seine Tage lieber auf Ausflügen mit seinem Freund Huckleberry Finn (Jeff East), als in der Schule zu hocken oder den ständigen Forderungen seiner Tante Polly (Celeste Holm) nach Ordnung, Disziplin und Sauberkeit nachzukommen. Er ist gewitzt genug, sich vor den meisten Arbeiten, die üblicherweise eine Strafe für irgendeines seiner Vergehen darstellen, zu entgehen. Von seinem Freund Huck, der außerhalb jeglicher gesellschaftlicher Kreise lebt, kann aber auch er noch Einiges lernen. Und so ist es auch Huck, der Tom auf einen nächtlichen Streifzug zum Friedhof mitnimmt, wo sie mithilfe einer toten Katze ein paar Warzen loswerden wollen. Doch zu diesem Experiment kommt es gar nicht. Stattdessen beobachten sie, wie Doc Robinson (Richard Eastham), der städtische Trunkenbold Muff Potter (Warren Oates) und der Bandit Indiana Joe (Henry O’Brien) ein Grab plündern, um an einen dort vermuteten Schatz zu gelangen. Dabei geraten der Doktor und Indiana Joe in einen Streit, welcher für den Doc tödlich ausgeht. Den Mord schiebt Indiana Joe Muff Potter in die Schuhe, während Tom und Huck einen Pakt schließen und feierlich schwören, niemandem zu verraten, was sie gesehen haben. Doch Tom hat Muff gegenüber ein schlechtes Gewissen, und als Muff sogar der Galgen droht, entschließt sich Tom, doch die Wahrheit zu sagen. Leider ist er aber nun ob Indiana Joes Rachegelüsten in Lebensgefahr und muss sich außerdem mit den Schwierigkeiten der erst
en Liebe herumschlagen...
Die Titelrolle in dieser Musical-Adaption des Romanklassikers von Mark Twain wird gespielt von
Johnny Whitaker, der als Kinderstar vor allem durch sein Rolle in den 5 Staffeln der U.S. Sitcom "Lieber Onkel Bill" (Im Original "Family Affairs") Ende der 60er bekannt wurde. Die Besetzung des Tom mit einem rothaarigen, sommersprossigen Jungen, der zu jeder Zeit ein schelmisches Grinsen im Gesicht trägt, scheint zwar ideal für die Rolle des Lausbuben. Doch gerade diese typisierte Zeichnung nervt auf Dauer gehörig. Während er auf eine geradezu penetrante Art und Weise, die selbst für die Titelrolle übertrieben scheint, in den Vordergrund gerückt wird, ist der Großteil der übrigen Charaktere eher flach und eindimensional angelegt, und ihre wichtigste Funktion scheint mitunter lediglich das Ausfüllen der freien Flächen auf der Leinwand zu sein.
Die Figur des Tom ist von Anfang an in einem bestimmten Charakterbild festgelegt und entwickelt sich kaum weiter. Selbst nach dem Tod von Doc Robinson scheint er sich kaum zu wandeln. Da Johnny Whitaker sich im Vorfeld so ungeheuere Mühe gegeben hat, als unbeschwerter Lausbube zu überzeugen, während die nun folgenden Bemühungen, bedrückt und grüblerisch zu erscheinen, höchstens halbherzig wirken, nimmt man ihm die Charakterwandlung kaum ab. Und dass schließlich ausgerechnet er seinem Freund Huck eine Predigt über Verantwortungsbewusstsein hält... Naja, diese Charakterentwicklung ist zwar in der literarischen Vorlage angelegt, aber im Film nicht wirklich überzeugend dargestellt und daher irgendwie nicht nachvollziehbar.
In
"TOM SAYWERS ABENTEUER" finden sich reihenweise beschwingt fröhliche Szenen, wie sie in einem klassischen Musical oft vorherrschen. So zum Beispiel das Streichen des Zaunes, das Tom trickreich auf die anderen Jungs der Stadt abwälzt. Dass sie Tom doch Arbeit und kein Vergnügen abgenommen haben, begreifen sie erst pünktlich zum Schluss der Streichorgie, wenn der Zaun bereits in schönstem Weiß erstrahlt. So ist sichergestellt, dass im Anschluss ein fröhliche Verfolgungsjagd auf den Übeltäter Tom stattfinden kann.
Oftmals wirkt diese Heiterkeit jedoch völlig fehl am Platz. Dass der stadteigene Trunkenbold beschwingt und fröhlich darüber singt, dass wir früher oder später eh im Sarg landen, sodass man sich auch gemütlich zurücklehnen und abwarten kann, während er eine Flasche nach der anderen nach einem übrig gebliebenen Tropfen Alkohol untersucht, hinterlässt einen eher unguten Eindruck.
Außerdem können die Gesangseinlagen den Unterhaltungswert des Films leider nur unzureichend steigern. So verliert der Film spätestens ab dem Mord auf dem Friedhof gehörig an der ohnehin nicht übermäßig vorhandenen Fahrt und wird erst gegen Ende wieder etwas aufregender. Der Showdown gegen den mordlüsternen Indiana Joe ist dabei allerdings auch mehr als dürftig.
Ein letzter Kritikpunkt: In der deutschen Synchronfassung sind die Texte der Lieder nur teilweise und mitunter recht frei übersetzt, und gerade letzteres wurmt denjenigen, der die Texte auch so beim Zuhören versteht, irgendwann gewaltig.
Fazit: Die literarische Vorlage bietet jede Menge Potenzial, das viele Verfilmungen gelungen umsetzen konnten. Die Musical-Version
"TOM SAWYERS ABENTEUER" gehört jedoch nicht zu diesen Vorzeigefassungen und kann, obwohl sie sich bemüht, leider nicht überzeugen.