Man könnte fast meinen, daß der vorliegende Film den Titel "Oh Gott!" trägt - genau das äußert nämlich jeder, der die DVD in Händen hält. Stattdessen heißt der Film aber DIE NEUEN ABENTEUER DES SANITÄTSGEFREITEN NEUMANN, und auf der DVD prangen noch die Slogans "Da glühen die Alpen", "Sex der Seventies" und - oh Gott! - "Peter Steiners Sex-Stadl". Herr Steiner und sein Schnauzbart sind auf dem Cover auch schon dabei zu beobachten, wie sie selig lächelnd eine blanke Brust kneten. Das kann ja heiter werden!
Der Film spielt Anfang 1945 - also kurz vor Ende des zweiten Weltkrieges - in einer abgelegenen Kaserne irgendwo in den bayrischen Alpen. Es zeigt sich schon während der Titelsequenz, daß die kleine Kompanie, die hier stationiert ist, für das Kriegsgeschehen völlig unbrauchbar ist - die schlappen Mannen sind schon mit Befehlen wie "20 Kniebeugen!" oder "Rechts um!" heillos überfordert. Weil es nun also so rein gar nichts zu tun gibt außer dem gelegentlichen Exerzieren, haben die Männer viel Zeit, sich ihrer Libido zu widmen. Derweil ist nur eine Frau auf dem Stützpunkt stationiert - die Frau des Oberkommandanten Peter Steiner - und die fühlt sich von ihrem Mann schwerst vernachlässigt, weil der immer nur an den Krieg denkt. "Glaubst du denn, dein Führer rammelt nicht?", fragt sie ihn herausfordernd. Zum Glück stößt der Sanitätsgefrei
te Neumann zur Kompanie, und der schmuggelt geschickt ein paar weitere Frauen in die Kaserne, um einen Militärpuff zu eröffnen. Den Fortlauf der Handlung können wir eigentlich nur vom Klappentext der DVD zitieren: "In Reih und Glied wartet der Stoßtrupp auf neue Abenteuer". Übrigens hat der Plot in diesem Text schon mehr Platz eingenommen als im Film selbst.
Eine Großzahl der zwischenmenschlichen Begegnungen, die im Film gezeigt werden, finden übrigens in der Missionarsstellung statt, was den Effekt hat, daß es ständig bleiche und behaarte Männerhintern zu begutachten gibt. Auch Steiner selbst darf mitsamt behaartem Rücken und ebensolchem Hinterteil ausgiebig betrachtet werden. Daß das, räusper, Vergnügen in züchtigen Softsex-Einstellungen gezeigt wird, liegt übrigens weniger an der Zurückhaltung der Filmemacher, sondern eher darin, daß in der DVD-Fassung die Hardcore-Szenen herausgeschnitten wurden (die Nahaufnahmen von Steiners Szene wurden seinerzeit offenbar mit einem Double gedreht). Aber ehrlich, so richtig detailliert würde ich den naturbelassenen Körpern dann eh nicht zusehen wollen.
Wenn das Gebalze schon nicht erotisch ist, so ist der Streifen wenigstens hemmungslos albern: Steiner pulvert und poltert als überforderter Kommandant in derbstem Bayrisch umher, und bei einem kurzen Bombardement bleibt der einzige Schaden seine heruntergerutschte Hose. Die Rekruten krachen beim "Theorieunterricht" von den Stühlen, als sie aufgerufen werden, und rennen spastisch ineinander, wenn sie auf dem Kasernenhof marschieren sollen (besagter Hof ist übrigens weniger Kasernen- als Bauern-, aber wer nimmt das schon so genau). Ständig werden bescheuerte Zoten gerissen, und wenn dann die beiden eingeschmuggelten Frauen sich als Ornithologinnen ausgeben, muß man auch nicht lange auf den sehr offensichtlichen Witz warten (immerhin gönnt sich der Film dann auch noch einen zweiten Witz, wenn Steiner die beiden als "Pornithologinnen" beschimpft). Gleich zu Beginn kommt eine Frau in die Kaserne, die sich dann, während sie darauf wartet, daß irgendjemand erscheint, ein wenig selber befingert. Zwei gelangweilte Soldaten helfen ihr dann ein wenig, werden aber noch abkommandiert, bevor sie zum Zuge kommen, woraufhin die Frau seufzt: "Dann warte ich halt auf den Feind". Eben: Wenn schon beknackt, dann wenigstens richtig.
Daß das Setting der letzten Kriegstage so richtig geschmacklos ist, darf getrost als Zeitgeist gewertet werden: 1978 lagen die Studentenunruhen zwar schon einige Jährchen zurück, aber die jüngere Generation versuchte immer noch, sich vom Nazimief der Vergangenheit freizusprechen. Entsprechend dürfen dann auch hier unfähige Soldaten vom Endsieg brabbeln, Hitlerbilder poltern von der Wand, und eine blonde Frau keucht beim Orgasmus ein "Heil Hitler". Da das Niveau ohnehin schon ganz unten angesiedelt ist, kann dem infantilen Tabubruch freien Lauf gelassen werden.
Und nur 69 Minuten später sind Krieg und Film zu Ende. Nach kurzem Kontrollblick aus dem Fenster muß ich aber feststellen, daß die Alpen gar nicht glühen. Puh.