Hach, wunderbare Naivität der Kindheit: Als ich
Wizards of the Lost Kingdom, der 1994 als
Der Zauberring auf RTL lief, im zarten Alter von 8 Jahren sah, da kam er mir gar nicht so schlecht vor, ja zeitweise fand ich ihn sogar richtig spannend. Zugegebenermaßen war dies eine etwas karge Zeit für minderjährige Fantasy-Fans, aber trotzdem schäme ich mich ein bisschen für eine derartige Fehleinschätzung. Wobei, unterhaltsam fand ich ihn auch beim zweiten Ansehen, wenn auch aus anderen Gründen als damals...
Wizards of the Lost Kingdom beginnt mit einer relativ uninspirierten Einleitung, die mit der folgenden Handlung in etwa soviel zu tun hat, wie der Film
Der Todesjäger, aus dem die gezeigten Szenen eigentlich stammen: (fast) nichts. Gut, es gibt nach wie vor Magie, Krieg und verzauberte Ringe, aber damit könnte
Wizards of the Lost Kingdom ebenso die lange erwartete Fortsetzung zum
Herrn der Ringe-Zeichentrick sein. Im Endeffekt geht es darum, dass Roger Corman, Produzent dieses Fantasy-Epos, halt weiß, wie man sein Material richtig ausschlachtet.
Es folgt die unspektakuläre Einführung unseres Hauptcharakters, Simon, der konsequent versucht, die Annäherungsversuche der hübschen Prinzessin Alma zu ignorieren. Wer braucht schon Königswürde und eine attraktive Frau, wenn er auch... was auch immer haben kann. Lange bleibt den beiden Turteltauben ohnehin nicht Zeit, denn schon greift der schurkisc
he Zauberer Shurka an. Simons Vater, ein mächtiger Weißmagier, lässt seinen Sohn zu sich rufen, erklärt ihm, dass Schurka mit seinem Zauberring besiegt werden kann, und schickt Simon samt Ring weg. Definitiv eine der dümmsten Ideen, seit Elrond damals Isildur den Einen Ring überließ. Leider geht das verzauberte Schmuckstück Simon beim magischen Transport auch noch verloren, und liegt nun unscheinbar in einer Ecke der inzwischen von Shurka besetzten Burg. Besser kanns doch kaum laufen, oder?
Aber halt, ich habe vergessen Simons Begleiter und eigentlichen Star des Films zu erwähnen: Gulfax. Hinter diesem obskuren Namen verbirgt sich ein rund zwei Meter großes, weißes Geschöpf, das wohl der unheiligen Verbindung von Chewbecca, dem Yeti und einem zufällig vorbeikommenden Schaf entsprungen ist. Außerdem lassen bräunliche Flecken auf seinem Bauch darauf schließen, dass der Schauspieler irgendwann versucht hat, in dem Kostüm Kaffee zu trinken - sichtlich ohne großen Erfolg. Gulfax macht nun eigentlich nicht viel, steht meist dekorativ in der Gegend herum und kommentiert Simons Pläne mit einem Grunzen. Von Zeit zu Zeit rappelt er sich sogar auf, einem gerade vorbeikommenden Bösewicht eins über die Rübe zu ziehen, aber das wars dann auch schon. Sein tolles Kostüm, die brillanten Dialoge und seine an Studienkollegen erinnernde Trägheit haben mich den Schafsmann sofort ins Herz schließen lassen.
Zu Zweit wären die Beiden wohl dennoch aufgeschmissen, aber glücklicherweise treffen sie auf den vorüberziehenden Krieger Kor, gespielt von Trash-Veteran Bo Svenson. Dieser hat sichtlich Spaß an der Rolle des schwertschwingenden Superhelden und Dummbatzen – wenn er sich auch nicht ganz so ins Zeug legt wie David Carrandine im zweiten Teil. Kor zeigt sich anfangs gar nicht begeistert ohne Besoldung für das Gute zu kämpfen, rund 2 Minuten und einen plötzlichen Gesinnungswandel später schließt er sich den Beiden jedoch an.
Es folgt eine Aneinanderreihung von Abenteuern, die sehr, sehr wenig mit der eigentlichen Handlung zu tun haben und eher wie die Zufallskämpfe in Videospielen wirken. Da wird Simon von einer Spinne in Menschengestalt verführt, Kor besäuft sich mit einem Gnomen-Magier und Gulfax grunzt verärgert. Simon und Kor marschieren durch eine „Höhle der Selbstmörder“, da dies der kürzeste Weg zum Schloss ist, und dann taucht noch eine Meerjungfrau auf, um den (sehr niedrigen) Faktor leichtbekleideter Frauen zumindest ein wenig zu erhöhen. Währenddessen verliebt sich der pädophil veranlagte Shurka in Prinzessin Alma und versucht nun diese zu verführen, d.h. zu hypnotisieren, ganz wie damals Alf Lucky: „Du bist ein Krapfen, du bist ein Krapfen...“.
Schließlich gelangen all unsere Helden in die Burg und dürfen nochmal zeigen, was sie am besten können. Kor erschlägt Wache um Wache, Gulfax grunzt, knurrt und verprügelt den ebenso haarigen Sidekick von Shurka, und Simon findet tatsächlich den einen Ring und stellt sich seinem Rivalen zum Duell. Dieses ist graphisch wenig beeindruckend, die Effekte wirken als hätte man mit Filzstift auf die Filmrolle gemalt. Schließlich trifft einer von Simons blauen Energiebällen den bösen Magier, woraufhin sich dieser in Luft auflöst. Simon bekommt die Hand der Prinzessin, Kor zieht weiter und Gulfax behält sich Schurkas kleinen Kumpanen, um ihn nach Lust und Laune verprügeln zu können. Ende gut, alles gut.
Nach normalen Maßstäben gemessen versagt
Wizards of the Lost Kingdom voll und ganz. Wie auch anders, wenn die größte Attraktion ein riesiges Schaf ist? Im Bereich Trash handelt es sich allerdings um einen Einäugigen unter Blinden. Die obskure Handlung nimmt sich selbst nicht ganz ernst und bietet durch die in Episoden gegliederte Struktur zumindest etwas Abwechslung und Action. Dadurch hält sich der Leerlauf in Grenzen. Zusammen mit den billigen Effekten und Kostümen und den heraushängenden schauspielerischen Leistungen kommt zumindest keine Langeweile auf, man wird ständig unterhalten. Und mehr kann man von einem solchen Film ja wirklich nicht erwarten.