Tomas Milian und seine Kumpels haben sich mit den falschen Leuten eingelassen. Denn kaum haben sie ihren „Freunden“ geholfen eine beträchtliche Summe Gold zu erbeuten, finden sie sich am Rand von Gräbern wieder, die sie sich selbst schaufeln mussten.
Die ehemaligen Mitstreiter wollen nicht teilen und knallen die unliebsam gewordenen Verbündeten einfach über den Haufen.
Doch, oh Wunder, der gute Tomas aka „The Stranger“ überlebt - oder ist er gar von den Toten auferstanden?
Wie dem auch sei, nach seiner Wiederauferstehung beherrscht nur mehr ein Gedanke sein Dasein: Rache für das ihm angetane Unrecht, die entgangene Beute und nicht zuletzt für die umgekommenen Freunde.
Bis zu einem Ort namens “The Unhappy Place“ kann er die Verräter verfolgen.
Doch dann bricht im wahrsten Sinne des Wortes die Hölle los….
Seltsam, seltsamer, "Django Kill....If You Live, Shoot", wie der Film im Englischen heißt!
Das beschreibt den hier vorliegenden Spaghetti Western ganz treffend.
Denn was Regisseur Giulio Questi hier zeigt gleicht mehr einem Peyote-Trip als einem herkömmlichen Western italienischer Herkunft.
„Django Kill….“(wie immer hat Sergio Corbuccis (Original-) Django nix mit dem Streifen zu tun) ist eine filmische Tour de Force vom Beginn zum Schluss.
Die irren Kameraeinstellungen, die experimentelle Schnittfolge, die geniale Musik, die schräg-bösartigen Charaktere un
d die zur schau gestellten Perversionen suchen wahrlich ihres gleichen.
Es ist sicher nicht verfehlt, angesichts dieses Filmes von einem der brutalsten Italo-Western aller Zeiten zu sprechen - höchstens Sergio Corbuccis pessimistischer „Il Grande Silenzio“ kann da eventuell noch mithalten.
Nur eine Szene sei als Beispiel vorweggenommen. Tomas Milian schießt in diesem Film mit aus Gold gegossenen Pistolen-Kugeln. Als er einen seiner Feinde in einem Feuergefecht schwer verwundet, wollen ihn die „rechtschaffenen“ Dorfbewohner doch noch retten. Doch als sie merken was für Kugeln im Körper des Verwundeten stecken, reißen sie ihm mit bloßen Händen die begehrten Goldklumpen aus dem Leib.
Doch damit ist es für Giulio Questi, der in diesem Film sein Kriegstraumata verarbeitet, noch nicht genug.
In diesem Film findet sich eigentlich kein einziger sympathischer Charakter:
Tomas Milian ist ein absoluter Antiheld, der eigentlich das gesamte Geschehen des Films teilnahmslos beobachtet und nur in den seltensten Fällen eingreift.
Mehr als einmal erinnert er so an Clint Eastwoods Rolle in „High Plains Drifter“.
Die Dorfbewohner sind einer verkommener als der andere: Der eine ist ein Kinderschänder, der andere verrät seine Freunde um an mehr Profit zu kommen und überhaupt alle Einwohner vom „unhappy place“ engagieren sich bei der im Dorf scheinbar beliebten „Lynchjustiz“.
Einziger „Lichtblick“ scheint Ray Lovelock (hier in seiner ersten Rolle, einige werden ihn vielleicht aus „Tote pflastern seinen Weg“ kennen) zu sein, doch auch dieser ist nicht frei von Schuld, wie sich im weiteren Verlauf des Films herausstellt.
Man sieht also, leichte Kost ist „Django Kill“ wirklich nicht.
Gerade diese Sperrigkeit macht den Reiz des Films aus, wird jedoch vermutlich die meisten Italo-Western Fans vor den Kopf stoßen.
Ursprünglich wollte Regisseur Questi auch gar keinen Italowestern machen, sondern wurde von seinen Produzenten dazu gezwungen seinen Film in Wilden Westen anzusiedeln.
Umso bemerkenswerter ist es daher, dass „Django Kill.…“ einen wahren Genre-Meilenstein darstellt.
Um seinen Film noch ehr zu überhöhen, bedient sich Questi zahlreichen Metaphern und christlicher Symbolik.
Der Film wirkt in seiner Fiebertraum artigen Erzählweise zusammen mit der verstörenden Symbolik geradezu überbordend- und damit sind wir auch schon beim einzig echten Kritikpunkt:
Die wenig stringente Geschichte wird auf über 2 Stunden ausgewalzt.
Leider schafft es der Film aber nicht, den Zuschauer über die gesamte, epische Länge zu fesseln sondern hat, speziell im Mittelteil, einige echte Durchhänger.
Das liegt nicht zuletzt an der fragmentarischen Handlung, der ein wenig Straffung gut getan hätte.
Hinzu kommt der abrupte Schluss, der den Film dann zusätzlich etwas unfertig wirken lässt und so den Zuschauer mit einem zwiespältigen Gefühl hinterlässt.
Sehr passend und äußerst gelungen fand ich hingegen den wunderbaren Score des Films.
Wer „Friedhof ohne Kreuze“ von Robert Hossein kennt, dem wird der Soundtrack wahrscheinlich bekannt vorkommen.
Ist auch kein Wunder, schließlich wurde für die ursprüngliche deutsche Version einfach der Originalsoundtrack für „Friedhof….“ Durch den „Django Kill“ –Score ersetzt.
Als Kultfilm-Fan sollte man sich „Töte Django !“ also trotz der teils frappierenden Handlungsmängel nicht entgehen lassen, wer jedoch einen „Standard“-Western erwartet, wird enttäuscht werden.
!Update 19.08.2013!
Zeitlich wohl nicht von ungefähr mit dem Heimkino-Release von Tarantinos „Django Unchained“ koinzidierend, erfährt nun auch „Töte Django“ eine deutschsprachige Wiederveröffentlichung auf DVD - diesmal durch das Label FILM ART.
Die neue Version ist ungeschnitten (FSK 18) und auf lediglich 1000 Stück limitiert.
Trotz dieser Limitierung, de sich klar an eingefleischte Spaghetti Western-Fans und Sammler richtet, ist die Reissue nicht übertrieben luxuriös ausgefallen: ein weißes Standard Amaray Case im Schuber beherbergt die Disc und ein Booklet.
Dafür wurde der Streifen unter der Ägide von Regisseure Giulio Questi neu in HD remastert- was man als Zuseher auch merkt: denn besser hat man „Töte Django“ bislang nicht im Heimkino sehen können.
Beim Bonusmaterial gibt´s neben obligatorischen Bildergallerien und Trailern vor allem ein recht interessantes Featurette mit Ray Lovelock.
Fazit: Alles in allem wohl die bislang beste Variante dieses so einzigartigen wie eigenartigen Films.
Credit Coverfoto/Cover-Image:
FILM ART
Vertrieb: Media Target