Harry Houdini, Amerikaner mit europäischen Wurzeln, war einer der bekanntesten Zauberkünstler der Welt. Besonders beeindruckend waren seine Befreiungs-Tricks: Aus Zwangsjacken, aus Handschellen oder aus Wasserbehältern, in denen er kopfüber und gefesselt hing. Er tourte durch Europa und fand angeblich in Deutschland sein größtes Publikum. Sein Ruf: eine cholerische Persönlichkeit mit großem Geltungsdrang. Überliefert ist auch, dass er sehr an seiner Mutter hing und ihren Tod nur schwer verwinden konnte. Filmemacher suchen ständig nach neuen Geschichten und deshalb verwundert es nicht, dass das schillernde Leben eines mutigen Entfesselungskünstlers mit schwierigem Charakter immer wieder die Basis für neue Filme bietet. Eine Mischung aus Fiktion und historischen Eckdaten ist auch
Tödliche Magie – als Ganzes gut gemacht, aber ohne Zauber.
Die Geschichte spielt im Edinburgh der 20er Jahre. Harry Houdini (Guy Pearce) feiert große Erfolge in Europa. Besonders beim Kunststück in der „Chinesischen Wasserfolterzelle“ spielt er mit den Nerven der Zuschauer – kopfüber und unter Wasser muss er sich von Handschellen befreien. Houdini ist reich, aber einsam. Er lässt Andere nicht an sich heran. Nur sein Manager Sugarman (Timothy Spall) begleitet ihn auf seiner Tournee.
Houdini setzt ein hohes Preisgeld aus für den Menschen, der weiß, welche Worte seine Mutter ihm am Sterbebett sagte. Als Kämpfer gegen falsche Geisterbeschwörer will er das Experiment wissenschaftlich und unter polizeilicher Beaufsichtigung durchführen. Es muss nur noch der richtige Bewerber kommen: Mary (Catherine Zeta-Jones). Sie schlägt sich mit ihrer Tochter Benji (Saoirse Ronan) als Hellseherin in Varieté-Theatern durch. Dafür beklauen sie Leute, recherchieren über deren Vergangenheit und geben vor, mit den toten Angehörigen in Kontakt zu treten. Viel Geld bringt das zwar nicht ein, aber es geht ums Überleben. Marys Plan ist, Houdini auszuspionieren und dadurch die Worte seiner Mutter zu erraten. Ihr geht es anfangs nur ums Geld.
Houdini und Mary kommen sich näher. Beide versuchen zwar, ihre Liebe zu unterdrücken, doch sie müssen sich eingestehen, dass sie für einander mehr empfinden als jemals zuvor für einen Menschen. Von Sugarman (der die beiden Betrügerinnen schnellstens wieder loswerden will) erfährt Mary, dass Houdini beim Tod seiner Mutter gar nicht anwesend war. Es gibt keine letzten Worte. Der große Auftritt kommt und obwohl Houdini weiß, dass ein Trick im Spiel ist, bezahlt er Mary die hohe Summe. Ihre Wege trennen sich, denn seine letzte Show führt ihn nach Kanada. Houdini stirbt an einem Blinddarm-Riss.
Tödliche Magie ist schwierig zu beurteilen. Viele Aspekte sind sehr gelungen. Der Cast zum Beispiel, besonders das Nachwuchstalent Saoirse Ronan. Sie spielt nicht übertrieben, wird aber auch nicht von den Stars Guy Pearce (
Memento, L.A. Confidential) und Catherine Zeta-Jones (Chicago, Ocean`s Twelve) in die Ecke gedrängt. Guy Pearce soll sich sehr gründlich auf seine Rolle vorbereitet haben: körperliches Training, Recherchen zum realen Houdini und das Ausführen von Zaubertricks. Auch die Szenen- und Kostümbildner schaffen eine glaubwürdige Nachempfindung der 20er Jahre. Die Stimmung im Film ist gut, was ja für sehr hochwertige und teure Kinoprojekte durchaus nicht selbstverständlich ist.
Eine Geschichte zu basteln, die zum Teil historische Daten und Charaktere verarbeitet, ist nicht leicht. Man muss sich in die realen Figuren hineindenken und ein Gespür für die damalige Zeit entwickeln. Nur so wird das Drehbuch stimmig. In
Tödliche Magie ist das ziemlich gut gelungen. Aber trotz kreativem Flow und solider Story fehlt etwas Wichtiges: Schwung. Irgendwie ist der Film langweilig. Das ist wirklich schade, denn alles drum herum ist sympathisch und eigentlich würde man den Film gerne gut finden.
Der deutsche Titel "Tödliche Magie" ist irreführend, reißerisch und falsch. Im Film geht es um todesmutige und gefährliche Tricks (eben "death defying acts"). Aber da Houdini so ein begnadetes Talent ist, stirbt er ja gerade nicht. Mehr daneben kann ein Titel eigentlich nicht liegen.
Die DVD ist dafür umso besser. Vor allem die Interviews mit den Hauptdarstellern, der Regisseurin, der Kostümbildnerin, der Szenographin und den Drehbuchautoren.