Filmkritiken - von Independent bis Hollywood
 
2008 Filmkritiken | 10468 Personen | 3323 Kommentare  
   
Bitte wählen Sie

Email

Passwort


Passwort vergessen

> Neu anmelden

Auch interessant



A Hole In My Heart
von Lukas Moodyson




Meist gelesen¹

1. 
Cannibal Holocaust (Nackt und Zerfleischt)  

2. 
Martyrs  

3. 
Auf der Alm da gibt's koa Sünd  

4. 
Troll Hunter  

5. 
Antikörper  

6. 
Das Zeiträtsel  

7. 
Supernatural  

8. 
Harry Potter und der Orden des Phönix  

9. 
Andromeda - Tödlicher Staub aus dem All  

10. 
Midnighters  
¹ gilt für den aktuellen Monat

  FILMSUCHE
  Sie sind hier: Filmkritiken > Gaëtan Brizzi, Paul Brizzi, Bob Hathcock, Clive Pallant, Mathias Marcos Rodric, Vincent Woodcock > Ducktales: Der Film - Jäger der verlorenen Lampe
Ducktales: Der Film - Jäger der verlorenen Lampe RSS 1.0


Ducktales: Der Film - Jäger der verlorenen Lampe

Ducktales: Der Film - Jäger der verlorenen Lampe

Ein Film von Gaëtan Brizzi, Paul Brizzi, Bob Hathcock, Clive Pallant, Mathias Marcos Rodric, Vincent Woodcock

„Everything smells delicious when you're rich – Even me!”

Gerüchte sind bekanntlich dafür da, um gestreut zu werden. So hielt sich bis vor einigen Jahrzehnten noch hartnäckig die Überzeugung, Walt Disney himself sei der Zeichner der ersten Comics um Donald Duck und Micky Maus gewesen, die ab 1952 auch in Deutschland in der zunächst monatlich erscheinenden Zeitschrift Micky Maus eine treue Lesergemeinschaft finden sollten. In Wirklichkeit arbeitete natürlich nicht Disney an den unzähligen Entenhausener Abenteuern, sondern eine Ansammlung der talentiertesten Zeichner.


Da seit einigen Jahren unter den jeweiligen Comics sowohl die Story-Geber als auch die die Story umsetzenden Zeichner aufgeführt werden, wissen heutzutage schon die Jüngsten, dass Paul Murry wunderbare Goofy-Geschichten und Don Rosa mit seinem Onkel Dagobert-Epos Sein Leben, seine Milliarden ein wahres Meisterwerk der modernen Comic-Kultur geschaffen hat. Ein Name verdient jedoch besondere Erwähnung in diesem Kontext, da viele heutige Zeichner ohne ihn, den großen, alten Duckman, nicht das wären, was sie sind. Der gute Zeichner, wie er sich selber nannte, und damit gewaltig untertrieb, schuf im Laufe von mehr als 25 Jahren Tausende von Comic-Seiten nach fast immer selbst geschriebenen Vorlagen und damit beinahe im Alleingang den Donald-Duck-Kosmos mit all seinen liebenswerten Bewohnern, der auch heute
noch seine Fans hat. Reich wurde der geniale Zeichner und Story-Schreiber Carl Barks (1901 – 2000) während seiner aktiven Schaffenszeit leider nie. Dafür wird sein Name wohl auf ewig mit Donald Duck und Entenhausen in Verbindung gebracht werden.


Die Figur des geizigen und schwerreichen Enterichs Scrooge McDuck, der von der kongenialen Übersetzerin Dr. Erika Fuchs letztlich seinen deutschen Namen Dagobert Duck bekam, entsprang der Phantasie des unvergessenen Barks und tauchte erstmals 1948 auf. Trotzdem war es zunächst nur die Person seines tollpatschigen Neffen Donald, die in unzähligen Kurzfilmen die komischsten Abenteuer erlebte. Die Augen des Betrachters sollten Bekanntes, Geliebtes zu Gesicht bekommen, und Donald war seit jeher nun mal die beliebteste Comicfigur, sogar noch vor der weltberühmten Maus. Filme über Familienangehörige – mal von kurzen Auftritten von Tick, Trick und Track und dem verfressenen Vetter Franz Gans abgesehen – passten nicht in das Konzept des Konzerns. So erklärt sich auch, dass die meisten der später produzierten, aufwendigen Disney-Serien wie „Die Gummibären-Bande“ oder „Darkwing Duck“ allesamt Titelhelden aufwiesen, die eigens für die jeweiligen Serien geschaffen wurden und so nicht einmal entfernt an dem Mythos der alteingesessenen Disney-Charaktere um Donald und Co. rütteln konnten.


Während in den Folgejahren immer neue, immer ausgefallenere Serien entstanden, jede für sich ein eigener kleiner Disney-Kosmos, rumorte es jedoch im Ur-Kosmos gewaltig. Die Figur des Dagobert Duck entwickelte ein auch für die Disney-Mitarbeiter nicht zu leugnendes beachtliches Eigenleben, das den Geizhals auf eine Stufe mit dem Mythos Donald Duck stellte. Ein Familienmitglied der Ente hatte auf einmal seine Fans gefunden! So wurde schließlich doch mit einer alten Tradition gebrochen und mit „Ducktales – Neues aus Entenhausen“ eine überaus erfolgreiche Serie geschaffen, die von den turbulenten Abenteuern der reichsten Ente der Welt handeln sollte. Der Erfolg gab dem Management bei Disney letztlich recht, weshalb nach der finalen Serienfolge direkt ein abendfüllender Spielfilm hinterher geschickt wurde. Alles andere als verschimmelte Entengrütze.


Der Schatz des legendären Collie Baba (ja, hier wird mal wieder Disney-typisch mit berühmten Namen gespielt) ist Aufhänger der spannenden Geschichte. Dagobert Duck macht sich zusammen mit seinen Großneffen Tick, Trick und Track, der kleinen Webby (die in der Serie aber eigentlich Nicky hieß) und Bruchpilot Quax (auch hier wurde von dem Namen in der TV-Serie [„Quack“] abgewichen) auf die Suche nach den Reichtümern. In der Wüste stoßen sie auf Hinweise und den leicht zurückgebliebenen Dijon, der sich ihnen als Gehilfe zur Seite stellt. Was die Truppe nicht weiß: Dijon ist der Gehilfe des bösen Zauberers Merlock, der sein ganz eigenes Ding drehen will. So kommt es, wie es kommen muss: die Ducks finden tatsächlich Gold und Schmuck, haben aber nicht lange Freude an den Reichtümern. Merlock und Dijon entkommen mit dem Schatz. Dass sie doch nicht mit leeren Händen nach Hause zurückkehren, entdecken die Ducks erst später. Die scheinbar wertlose Öllampe, die die kleine Webby vor dem Raub durch Dijon und Merlock von Onkel Dagobert abstauben konnte, entpuppt sich nämlich als die legendäre Wunderlampe, der der nicht minder legendäre Lampengeist innewohnt. Keine Frage, dass dieses hilfreiche Zauberutensil nicht lange geheim bleibt. Schon bald entdecken der böse Zauberer und sein Gehilfe, was sie damals in der Wüste haben so einfach entwischen lassen, und setzen selbstredend alles daran, die Wunderlampe nebst Lampengeist an sich zu reißen. Ein turbulentes, actionreiches Abenteuer nimmt seinen Lauf.


Bei aller Liebe, aber es ist einfach nur ärgerlich und unverständlich, dass einige bekannte Namen aus der Serie nicht auch für den Kinofilm übernommen wurden. Warum beispielsweise Nicky nur den englischen Originalnamen trägt, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass der Film vorwiegend für die Fans der erfolgreichen TV-Serie gemacht wurde, lässt sich nur schwer nachvollziehen. Wer auch immer an der Übersetzung mitgewirkt hat, kannte sich entweder nicht aus oder hat schlicht und ergreifend geschlafen. Ein weiteres Geheimnis bleibt wohl auch, warum die Qualität der Zeichnungen nur am Anfang kinoreif wirkt. Tolle Perspektiven und Landschaftsansichten wechseln sich in den ersten Minuten mit absolut überzeugenden Animationen der Figuren ab, die durch eine tolle Schattierung wunderbar plastisch wirken. Doch schon nach einigen Minuten glaubt man sich eher in einer TV-Produktion als in einem aufwendigen Kinofilm, ein Herstellungsteam von 500 Personen hin oder her. Es scheint fast so, als hätte die Produktionsfirma Disney Movietoons, von der man nach diesem Film auch nichts Bewegendes mehr zu hören bekam, bereits am Anfang das komplette zur Verfügung stehende Animationspulver verschossen. Schade.


Denn trotz der nur knapp 70 Minuten Laufzeit (einschließlich Abspann) ist „DUCKTALES: DER FILM - JÄGER DER VERLORENEN LAMPE“ ein überaus unterhaltsames, wenngleich vorhersehbares Zeichentrickabenteuer, das sich unverkennbar an den erfolgreichen „Indiana Jones“-Filmen mit Harrison Ford orientiert und diese gekonnt und liebevoll unter Zuhilfenahme der leicht abgeänderten Geschichte aus 1001 Nacht persifliert. Der letzte Feinschliff fehlt allerdings, weshalb Dagobert Ducks erster und bisher auch letzter Kinoauftritt im Endeffekt leider nicht mehr als „nur“ gutes, familientaugliches Mittelmaß mit Happy End ist. Die reiche Ente, für die im Grunde nur das Beste gerade gut genug ist, würde sich im wahren Leben wahrscheinlich nicht damit zufrieden geben. Schade, dass wir das nie erfahren werden. Sicher ist einzig und allein, dass die eingespielten 18 Mio. Dollar selbst einer aufgebrachten, aber geldverrückten Ente zumindest für kurze Zeit ein leichtes Glänzen in die Augen zaubern dürften. Manchmal unterscheiden sich Comic- und reale Welt gar nicht sonderlich viel.

Eine Rezension von Stefan Rackow
(12. August 2007)
    Ducktales: Der Film - Jäger der verlorenen Lampe bei ebay.de ersteigern


Kommentar schreiben | Einem Freund empfehlen

Daten zum Film
Ducktales: Der Film - Jäger der verlorenen Lampe USA, Frankreich 1990
(DuckTales: The Movie - Treasure of the Lost Lamp)
Regie Gaëtan Brizzi, Vincent Woodcock, Mathias Marcos Rodric, Clive Pallant, Bob Hathcock, Paul Brizzi Drehbuch Alan Burnett (animation screenplay), Ken Koonce, David Weimers (additional material), Carl Barks (Charaktere)
Produktion Disney Movietoons
Darsteller Alan Young, Russi Taylor, Rip Tailer, Christopher Lloyd
Länge 71 Minuten FSK ohne Altersbeschränkung
Filmmusik David Newman
Originale / deutsche Sprecher Alan Young / Joscha Fischer Antze (Dagobert Duck), Russi Taylor / Ranja Bonalana (Tick, Trick und Track), Rip Tailer / Santiago Ziesmer (Dschinn), Christopher Lloyd / Raimund Krone (Merlock)
Kommentare zu dieser Kritik

Kommentar schreiben | Einem Freund empfehlen

 

Impressum