Taking Lives - Für dein Leben würde er töten
Ein Film von D. J. Caruso
Die göttliche Angelina Jolie ist diesmal eine verletzliche, zierliche FBI-Agentin, Illeana Scott, deren Riecher sie so gut macht, dass man sie zu einem Fall nach Montreal ruft, wo mancher sie fast für eine Hexe hält. Hier treibt ein Serienkiller sein Unwesen, der sich die Identität seines Opfers einverleibt, eine Weile darin lebt und sich dann ein neues Opfer sucht. Costa (Ethan Hawke), ein Passant, stört den Killer bei seiner letzten Tat und macht darüber eine Aussage, die ihm keiner so recht glauben will.
Inzwischen findet Illeana im Keller des Hauses von Mrs. Asher, die meint, ihren vor Jahren verstorbenen Sohn Martin eben auf einer Fähre gesehene zu haben, das Versteck eben dieses Sohnes. Natürlich könnte der Typ, der die Agentin hier plötzlich aus dem Hinterhalt überrascht, auch der andere Sohn der Frau sein, der Zwillingsbruder von Martin, der vor Jahren in der Kindheit nur angeblich bei einem Bootsunfall umgekommen ist, oder eben nicht. Angelina stößt sich leider den Kopf und kann ihren Angreifer zudem nicht erkennen, weil er eine Strumpfmaske trägt. Sie wird aber von ihm verschont und bleibt uns für den weiteren Verlauf des Films erhalten.
Bei aller Verwirrung deutet zu diesem Zeitpunkt doch einiges darauf hin, dass der gesuchte Serienkiller wahrscheinlich einer der beiden Söhne von Mrs. Asher ist, sehr wahrscheinlich sogar jener, der den lange vergangenen Bootsunfall tatsächlich überlebt hat und nicht in der Kindheit ertrunken ist.
/>
In der Zwischenzeit laufen Costa und Illeana einander ständig über den Weg, Costa wirkt verdächtig, das wird dann aber immer unsicherer. Es taucht ein Käufer für eines von Costas Bildern auf – er ist Galerist –, legt ihm einen Zettel hin und will sich mit ihm am Klo treffen: Es ist Jack Bauer, der Leibhaftige Kiefer Sutherland.
Nun beginnen die Spekulationen erst recht. Es wäre nicht das erste Mal, dass Kiefer einen Mörder spielt, es könnte aber auch eine Finte sein und Ethan ist doch der Mörder. Oder ist die Mutter Mrs. Asher vielleicht sogar ihr eigener, gut verkleideter Sohn!?
Jedenfalls ist Angelina von Ethan inzwischen so angetan, dass sie ihren Job nicht mehr richtig machen kann, ohne feucht zu werden. Da taucht Kiefer in der Galerie auf und läuft wieder weg, als er die Polizei entdeckt; also muss er der Mörder sein. Obwohl: Das tut Kiefer als Jack Bauer in 24 auch dauernd. – Fernsehen kann so verwirrend sein!
Jedenfalls ist es sehr schön zu sehen, wenn Angi mal nicht nur cool ist, sondern so richtig verletzlich. Vom Inhalt mag man da halten, was man will, Schauwere hat der Streifen.
Gegen Ende werden erwartete „A-ha“-Momente leider immer mehr zu „Eh-nur“-Erklärungen, die Auflösungen werden der aufgebauten Spannung nicht gerecht. Das liegt wohl nicht nur daran, dass D. J. Caruso normalerweise in Hochglanz-TV-Serien Regie führt, wie etwa Dark Angel, Smallville, Martial Law und in letzter Zeit Over There und The Shield, denn seine Regiearbeit ist solide und die Inszenierung holt an Spannung durchaus einiges aus der Story raus.
Die Geschichte selbst aber fügt sich nahtlos in eine ganze Reihe von Hollywood-Blockbustern der späten 90er Jahre ein, die versuchten, eine gute Story durch einen möglichst klugen Twist noch besser zu machen. Leider haben die Macher von Taking Lives nicht mitbekommen, dass dieser Zug mittlerweile nun schon lange abgefahren ist, und so fällt der zu spät kommende Trittbrettfahrer mit dem Schluss seiner Geschichte doch etwas auf die Schnauze.
Dennoch kann man den Film durchaus empfehlen, vorzugsweise für einen kuscheligen Abend zu zweit mit einem Glas alkoholischen Aphrodisiakums dazu. Man stelle sich vor, die Frau im eigenen Arm sei mit jener auf dem Bildschirm ident, (weibliche Zuschauer können selbiges Gedankenspiel mit einem der durchaus nicht unattraktiven männlichen Leinwandhelden treiben) und die Show eine Zeit lang genießen, sich sozusagen der Vertiefung dieser Phantasie widmen. Man bestaune die wunderschönen Aufnahmen von Quebec-City, (die Stadt, die Montreal eigenartigerweise doubeln muss), bis man so weit von der Handlung verwirrt ist, dass man sich der eigenen Gegenwart zuwenden kann. Ab hier sollte man den Film nur noch als Farb- und Geräuschkulisse laufen lassen und sich der partnerschaftlichen Realität widmen. Wer nach einiger Zeit der gemeinsamen Selbstbeschäftigung den Höhepunkt (sic!) nicht verpassen will, der sollte allerdings langsam wieder ein Auge gen Leinwand werfen, denn auch da geht es spät aber doch zwischen Ethan und Angelina endlich zur Sache – ideal als Verstärkung für den Abschluss eines gelungenen Fernsehabends. Den Rest der Geschichte kann man dann ruhig verschlafen.
All jene, die Singles sind und sich daher Taking Lives nicht zu zweit unter einer warmen Decke anschauen können, seien daran erinnert, dass sie sich gefälligst den Film anschauen sollen! Hier haben sich einige Leute wirklich Mühe gegeben, also lasst euch gefälligst unterhalten, verdammt nochmal!
Kommentar schreiben | Einem Freund empfehlen
|