Der deutsche Untertitel, „Tödliche Schreie“, ist vielleicht etwas missverständlich, aber ich darf beruhigen: Es geht in dem Film nicht um Tokyo Hotel. Vielmehr handelt es sich um eine weitere Phillip K. Dick-Verfilmung. Da ist der Anspruch natürlich hoch, zeichnet sich Dick doch auch für die literarischen Vorlagen von Filmen wie Blade Runner oder
A Scanner Darkly verantwortlich. Kann Screamers bei diesem Niveau mithalten? Wir werden sehen.
Planet Sirius-6B im Jahre 2078. Seit Jahrzehnten herrscht Krieg zwischen dem New-Economic-Block (NEB) und der Allianz, in dessen Verlauf der Planet in den Zustand einer post-apokalyptischen Wüste gebombt wurde. Schon am Rande der Niederlage entwickelte die Allianz die sogenannten Screamer. In der ursprünglichen Fassung handelt es sich dabei um kleine, kugelförmige Roboter, an deren Außenseite Sägeblätter angebracht sind. Damit können sie sehr effizient Menschen in ihre Einzelteile zerlegen, wie wir gleich zu Beginn bewundern können. Das ist allerdings nicht ihre einzige Stärke: Dank künstlicher Intelligenz können sie sich selbst modifizieren – Evolution auf maschineller Basis. Jemand, der so etwas entwickelt, müsste eigentlich auch genug Grips haben einen Aus-Schalter einzubauen. Die Betonung liegt hier allerdings auf dem Konjunktiv, sehr zum Leidwesen der verbliebenen Bewohner von Sirius-6B.
Der Film beg
innt mit einigen politischen Wirrungen, die allerdings für die weitere Handlung weitgehend irrelevant sind. Im Endeffekt geht es darum, dass Allianz-Kommandant Joe Hendricksson (Peter Weller!) doch einen plausiblen Grund braucht, um zum NEB-Hauptquartier aufzubrechen. Begleitet wird er dabei von einem jungen, unerfahreren Soldaten namens Jefferson (Andrew Lauer). Dieser ist in seiner Redseligkeit derart nervig, dass ich insgeheim die Vermutung hege, dass er die Inspiration für Jar Jar Binks war.
Auf ihrer Reise stellen sie fest, dass die Screamer leider noch raffinierter sind als bisher angenommen: Inzwischen gibt es menschenähnliche Versionen, die sich in die verbliebenen Basen einschleichen und dort ein Blutbad anrichten. Damit stellt sich die berechtigte Frage, ob im NEB-Hauptquartier überhaupt noch jemand am Leben ist. Und Filmkenner ahnen vielleicht auch schon, wieso die Funkverbindung zur eigenen Basis gestört ist...
Dieses Szenario sorgt vor allem in der ersten Hälfte des Films für enorme Spannung, mit dem NEB- Hauptquartier als Höhepunkt. Im weiteren Verlauf werden die Screamer jedoch gar zu inflationär eingesetzt und versetzen einen deshalb einfach nicht mehr in Angst und Schrecken. Etwas zuviel des Guten ist ohnehin das große Problem des Films. Habe ich oben Jefferson als übertrieben nervig beschrieben, so gesellen sich im weiteren Verlauf noch ein übertrieben ängstlicher Soldat (Charles Edwin Powell) und ein übertrieben cooler Soldat (Roy Dupuis) hinzu. Letzteres trifft bis zu einem gewissen Grad auch auf Hendricksson zu, allerdings kauft man Peter Weller das, im Gegensatz zu den anderen Schauspielern, nunmal gern ab. Wer würde es schon wagen an Robocop zu zweifeln?
Gerade Kenner der Vorlage „Second Variety“ könnten sich ebenfalls enttäuscht zeigen. Die Thematik menschenähnlicher Roboter ist in Screamers nicht Anstoß zu Fragen die menschliche Identität betreffend, sondern 'nur' der Spannung (und einigen Überraschungen) dienlich. Was bleibt ist ein unterhaltsamer Grusel-Sci-Fi Streifen, über den man im Endeffekt eigentlich nur sagen kann, dass er gut ist. Kein übersehenes Meisterwerk, aber solide Unterhaltung.
Die DVD ist bei Columbia TriStar erschienen und ungeschnitten. An Extras ist leider nur ein Audiokommentar und der Trailer enthalten, hier hätte man gerne dem ursprünglichen Prinzip etwas zu übertreiben treu bleiben können. Da man den Film inzwischen für weniger als zehn Euro bekommt, ist er allerdings sein Geld durchaus wert.