Breakdance – einfach cool!
Der Dokumentarfilm Planet B-Boy bietet eine gute Einführung in die Welt des Breakdance oder eben B-Boying: ein bisschen Geschichte, ein paar Hintergrundinformationen, viele Tanz-Ausschnitte und Interviews mit internationalen Tänzern. So erfährt man zum Beispiel, dass der Breakdance nur einer von vier Teilen der Hip Hop-Kultur ist neben dem DJ-ing, dem MC-ing und Graffitis. Mit diesen Mitteln kann sich Jeder auf seine eigene Art und Weise kreativ ausdrücken. Breakdance, entstanden auf den Straßen von New York Ende der 60er Jahre, ist Kampf. Aber nicht mit körperlicher Gewalt, sondern mit Tanz. Einflüsse, so heißt es, waren Kung-Fu-Filme, Turnen und die Musik und die Tanzschritte von James Brown. Auch der Film “Flashdance” soll einige Moves zeigen, die sogar die coolsten Jungs beeindruckt haben. Das B-Boying war geboren.
In Planet B-Boy geht es neben dem Background-Drumrum hauptsächlich um den weltweit größten Breakdance-Wettbewerb, den “Battle of the Year”, der jährlich abgehalten wird in: Deutschland. Wer hätte das gedacht? Seit 1990 gibt es diesen Contest, an dem aus jedem Land nur die besten Gruppen teilnehmen dürfen. In zwei Runden müssen die Teams beweisen, dass sie sowohl eine Tanz-Show als auch das sogenannte “Battlen” beherrschen. Beim Show-Auftritt werden Kriterien wie Choreografie, Bühnenpräsenz, Thema, Musik und Synchronität angesetzt. Die besten vier Teams dürfen dann im “Battle” gegeneinander antreten. Dabei geht es tatsächlich um Kampf: ein Team fängt an zu tanzen – mit Einzelmoves oder auch gemeinsam – und den Gegner zu provozieren. Dieser reagiert dann, so dass ein ständiges Hin und Her entsteht, so eine Art Streit-Gespräch. Dabei geht es mit sehr viel Aggressivität und Kraft zu. Überhaupt ist B-Boying sehr kraftvoll, sowohl vom Ausdruck als auch von der sportlichen Seite her. Also was die Jungs da für eine Höchstleistung bringen ist wirklich mehr als beeindruckend. Dazu die lässigen Klamotten! Mein Sohn lernt später mal Breakdancen…
Der Film zeigt das “Battle-of-the-Year 2005” und konzentriert sich auf die wichtigsten Gruppen aus Frankreich, Korea, Japan und den USA. (PS: Aktueller Titelverteidiger 2008 ist übrigens ein Team aus Russland.) Insgesamt ist der Film trotz seiner Länge recht lebendig, was den vielen Interviews, den Tanzeinlagen und der Musik zu verdanken ist. Von einigen Tänzern lernen wir die Familie kennen und ihre Probleme damit, dass der Sohnemann keinen ordentlichen Beruf erlernen, sondern tanzen will. Wir erfahren, dass es sehr schwierig für die B-Boys ist, mit dem Tanzen ihren Lebensunterhalt zu bestreiten und dass sie deshalb die Wettbewerbe als Sprungbrett brauchen, um für Tanzauftritte gebucht zu werden.
Das “Battle-of-the-year” findet in Braunschweig statt (wow, wie cool von Braunschweig!) vor einem mehr als 8.000-köpfigen Publikum. Eigentlich hätte man richtig Lust, dort auch mal vorbeizuschauen, denn die Stimmung scheint gigantisch zu sein. Die Tänzer geben alles, können auch viel und der Spaß, den sie beim Tanzen haben, scheint auf die Zuschauer überzuschwappen.
Kein Wunder, dass die Jungs allesamt extrem selbstbewusst sind, manche sind richtige Angeber. Hier geht es ums Gewinnen, um Leistung und Konkurrenz. Die Anderen sind gut, aber wir sind besser! Zeigen wir`s ihnen, yo yo yo Mann! B-Boying ist eine reine Männerdomäne. Kein einziges B-Girl kommt im Film vor – oder doch, in einer einzigen, kurzen Sequenz. Irgendwie scheint Breakdancing keine Ausdrucksform von Frauen zu sein. Ist das alles zu aggressiv? Haben wir zu wenig Kraft? Was ist denn da los? Wirklich schade! Frau jedenfalls wundert sich den ganzen Film über: wo sind die Mädels? Diese interessante und sich geradezu aufdrängende Frage wird leider mit keinem Satz thematisiert, der Film liefert also auch keine Antwort. Und dafür gibts einen Punkteabzug.