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Die Wildgänse kommen

Die Wildgänse kommen

Ein Film von Andrew V. McLaglen

von Asokan Nirmalarajah

Die im deutschen Titel Die Wildgänse kommen verlockend angekündigten Vögel des britischen Söldner-Abenteuerreißers The Wild Geese (1977) hatten noch nicht mal ihr jeweiliges Stelldichein gehabt, da ist bereits durchgesickert, dass der Zuschauer es hier mit einem absoluten Männerfilm zu tun hat, der im unerträglichen Heldenpathos versinken würde, wenn er nicht durch eine internationale Besetzung lustig verspielter Leinwand-Haudegen vor seiner stümperhaften Inszenierung und dem lachhaft didaktischen Drehbuch bewahrt werden würde. Denn einzig und allein der gänzlich desinteressierten Riege altersschwacher (Richard Burton, Richard Harris) bis ausdrucksschwacher Mimen (Roger Moore, Hardy Krüger) in den flachen Hauptrollen dieses politisch naiven, reaktionären, dilettantisch zusammengeschusterten Films ist es zu verdanken, dass man noch halbwegs unterhalten wird. Solide Leinwandpräsenz, aufgesetzte Selbstironie und reale Macho-Reputation dieser sympathischen Rabauken tragen diesen kommerziell recht erfolgreichen Klassiker des Söldnerfilms angesichts totaler filmischer Inkompetenz gar bis zum Finale.


Die unfreiwillige Komik dieses ambitioniert produzierten, um politische Aktualität bemühten Abenteuerfilms beginnt bereits mit der kitschigen Titelsequenz, die verzweifelt ve
rsucht, das Leid der durch Apartheid zerrütteten Bevölkerung Südafrikas mitsamt der bunten Exotik des Landes in einer sonderbaren Bildmontage zu einem pathetischen Titelsong zu verbinden. Der erste Auftritt eines völlig unmotivierten Richard Burton als gealterter Colonel Faulkner gibt einem da nur wenig mehr Hoffnung. Mit müden, bemühten Sprüchen nuschelt sich der feine Theatermime mit der wundervoll präzisen Aussprache von einst durch das erste Drittel dieser Geschichte, in der wir unsere Helden kennen lernen, bevor sie im Auftrag eines zwielichtigen Bankiers namens Matherson (Stewart Granger) ins afrikanische Zembala gesandt werden, um den dort gefangen gehaltenen einstigen Regierungschef Limbani (Winston Ntshona) zu retten. Vor der Abreise nach Afrika lernen wir in England auch den arroganten Fynn (Roger Moore) kennen, der von Ganoven gejagt wird, und müssen auch zusehen, wie der kriegsmüde Janders (Richard Harris) sich widerwillig von seinem nervtötend anhänglichen Sohn losreißt, um als Söldner das große Geld für eine bessere Zukunft für ihre leider mutterlose Zweisamkeit zu suchen…

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In Afrika gesellt sich zu dem Söldnertrupp, dessen Auftraggeber sich durch die Befreiung des politisch kontroversen Limbanis einen Handel mit dem örtlichen Kupfervorkommen erhofft, der weiße Afrikaner Coetze (Hardy Krüger), der sich nach auf der Flucht vor den Verfolgern und in Stich gelassen von den Leuten des gierigen Matherson mit Limbani zuerst rassistische, dann politische Wortgefechte liefert, bis er zu einer Läuterung kommt, die von seinem ersten Auftritt an abzusehen war. De facto kann man jede einzelne Wendung der Handlung und das Ableben der diversen Hauptfiguren in hier und da eingestreuten Kampfgefechten von Beginn ihrer Einführung an problemlos einschätzen. Zu dieser narrativen Lethargie gesellt sich eine gleich klischeehafte Charakterzeichnung, die auf Leinwandtypen zurückgreift, die man schon aus so ähnlich gestrickten, hochkarätig besetzten Actionabenteuer wie Das dreckige Dutzend (1967) kennt: Burton als dickköpfiger Kommandant auf seiner letzten Mission, Harris als dessen bester Freund, dessen böse Vorahnungen sich im letzten Drittel bestätigen, Moore als ewig grinsender Sonnyboy, und schließlich der arme Krüger (der sich bezeichnenderweise später von dem ideologisch problematischen Film distanzierte) als geläuterter Rassist, der den dick aufgetragenen politischen Subtext des Films explizit machen muss. Die politisch unkorrekte Naivität des Films mag fast schon charmant sein – zu Ethnophobie gesellt sich Homophobie mitsamt reaktionären Männlichkeitsriten – aber dafür ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Daniel Carney einfach zu peinlich und amateurhaft dahin geschmissen worden.

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Von größerem Interesse sind dagegen die lustige Entstehungsgeschichte des Films und der drollige Anspruch der Macher, die sich in den Extras der e-m-s-DVD-Edition äußern: nicht nur dass dem eher drittklassigen britischen Produzenten des Films, Euan Lloyd, mit der Dokumentation The Last of the Gentlemen Producers eine zweifelhafte Ehre zuteil kommt, das umfangreiche Bildmaterial zur heiteren Entstehung und aufwendigen Premiere des Films lässt ein Kinoepos sondergleichen erwarten. Doch da täuscht man sich gewaltig, denn diese Wildgänse sind oft viel zu müde, um überhaupt in die Luft zu kommen.

Eine Rezension von Asokan Nirmalarajah
(21. April 2007)
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Daten zum Film
Die Wildgänse kommen England 1978
(The Wild Geese)
Regie Andrew V. McLaglen Drehbuch Reginald Rose
Produktion Euan Lloyd
Darsteller Richard Burton, Roger Moore, Hardy Krüger, Richard Harris, Stewart Granger, Winston Ntshona, Jack Watson, Kenneth Griffith
Länge 134 FSK 16
Filmmusik Roy Budd
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