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Oase der Zombies

Oase der Zombies

Ein Film von A.M. Frank (= Jess Franco)

Das mußte ja so kommen: Wieder einmal fühlen sich Menschen trotz ausdrücklicher Warnung durch eines meiner Reviews motiviert, sich absolut schnoddrigen Schrott anzusehen. Diesmal traf es die weltreisende Kollegin Anita, die sich nun nicht nur frohen Mutes den SUMPF DER LEBENDEN TOTEN ausgeliehen hat, sondern auch in optimistischer Begeisterung den anderen Film über Nazizombies ansehen will: OASE DER ZOMBIES, inszeniert vom Vielfilmer (und oftmaligem Wenigkönner) Jess Franco. Franco sollte auch schon beim SUMPF Regie führen, wurde dann aber in letzter Minute durch Jean Rollin ersetzt, weil ihm das Budget für den Film zu niedrig erschien. Nun denn: Mit nur drei Peseten mehr wäre schon damals der vorliegende Film dabei herausgekommen, der im Englischen den unschlagbaren Alternativtitel BLOODSUCKING NAZI ZOMBIES trägt.

Noch vor dem Vorspann wissen wir, daß das Unheil an der Oase um die Ecke lauert. Zwei junge Studentinnen (eigentlich nur nicht näher definierte Frauen, aber durch die Tatsache, daß sie eine Karte mit sich führen und trotzdem nicht wissen, wo sie sind, schlossen wir darauf, daß es sich um Geographiestudentinnen handeln muss) legen eine kurze Erkundungspause an einer Oase in der Wüste ein. Während die Kamera in einer liebevoll langen Einst
ellung ihre beiden Hintern abfilmt, hören wir auch schon lautes Schnarren und sehen unter dem herumliegenden Geröll ein Hakenkreuz. Nachdem wir uns ein wenig gegruselt haben (achtet auf mein Auge: ich zwinkere), schießen ein paar Arme aus dem Boden und halten eines der beiden Mädels fest. Böse Bontempi-Orgelmusik kündigt das Grauen an, aber neben ein wenig Geschrei bekommen wir nur den Vorspann serviert.

Dann entspinnt sich langsam die Hintergrundgeschichte. Man sieht viele Menschen über den Bildschirm laufen, manche schießen, andere sterben, und irgendwer sagt dann, daß alle tot sind, obwohl dann wieder sehr viele Menschen irgendwo herumlaufen und schießen und sterben. Anita zeigt sich hochgradig verwirrt über die gezeigten Entwicklungen, aber eigentlich ist alles ganz einfach: Da ist Krieg, und da gibt es Soldaten. Und die sterben. Angeblich gibt es einen Schatz, und der liegt bei der Oase, wo alle sterben, und nur Kleingeister würden jetzt fragen, warum wir weder einen Schatz sehen noch eine Oase, oder warum die meisten der Kriegsszenen aus irgendeinem anderen Film herauskopiert wurden (ohne tatsächlich an das neu gedrehte Material wirklich dranzupassen).

Ein bärtiger Mann trifft sich mit einem anderen bärtigen Mann und plant, den Schatz zu heben. Dann - der summende Synth telegraphiert die Ankunft des Überraschungsmoments schon meilenweit voraus - sticht der eine Mann dem anderen in die Hand, und der stirbt dann. Ich erinnere mich, daß wir bei der Sequenz gelacht haben, aber der genaue Grund ist mir entfallen.

Eine Gruppe von Studenten unter Leitung des Sohnes des Verstorbenen kommt nun ins Oasenland, um nach dem Schatz zu suchen. "Sechs Millionen Gold", sagt er seinen Freunden mit Ehrfurcht und glaubt vielleicht, sich in einem Rollenspiel zu befinden, aber eine blonde Kommilitonin erklärt ihm: "Geld ist nicht alles". Jaja, es ist mal wieder schlecht bestellt um das Niveau unserer Bildungselite.

Oase der ZombiesOase der ZombiesOase der Zombies
Der böse Mann mit Bart ist mittlerweile bei der Oase angekommen und schlägt dort munter sein Zelt auf, während er einen seiner Henchmen mit einer Spitzhacke buddeln läßt. Dabei drängen sich verschiedene Fragen auf: 1) Woher wissen die Jungs, daß sie an einer Oase angekommen sind, wenn weit und breit kein Wasser zu sehen ist? 2) Warum glaubt der Helfer, daß eine Spitzhacke der effektivste Weg ist, im Sand zu buddeln? 3) Wieso hören wir beständigen Wind, obwohl sich kein Palmenwedel rührt? Und: 4) Warum tut jeder so, als wäre es mitten in der Nacht, obwohl die Sonne nachweislich am Himmel zu sehen ist?

Dann passiert es wieder: Lautes Scharren ertönt auf dem Soundtrack. Womit machen die Zombies das Geräusch doch gleich? Knirschen die mit den Zähnen? Dann sehen wir wieder eine sinister aus dem Geröll herausragende Naziwaffe, dann das Hakenkreuz. Plötzlich stehen modernde Gestalten herum und machen sich über die beiden Helfer her, die im Angesicht der Gefahr geistesgegenwärtig schreien, die Arme hochreißen und stehenbleiben, bis die Zombies zu ihnen herübergestapft sind. Der böse Mann mit Bart klettert aus seinem Zelt heraus und steht seinen beide zombifizierten Mitarbeitern gegenüber, die sehr plötzlich auch schwer vermodert aussehen. "Ich bin's", ruft er ihnen entgegen, aber vielleicht waren die beiden ohnehin nie völlig mit ihrem Dienstverhältnis einverstanden. Der Mann mit Bart kann fliehen, nachdem ihm ein flinker Zombie in den Hals gebissen hat. Die Frau an seiner Seite, die bislang keine Funktion erfüllt hat, darf sich nun nackt von den Zombies auffressen lassen.

Im nahegelegenen Dorf sind mittlerweile die Studenten eingetrudelt, und sie besuchen einen Scheich, der mal mit dem Vater des jungen Mannes befreundet war. Der redet ein wenig von Reichtum und Flüchen, und er schafft es, dabei ständig so auszusehen, als würde er den Text direkt vom Teleprompter ablesen. Unter großem Gehampel taucht der bärtige Mann auf, sagt ein paar Mal "Ich bin's" und stirbt dann unter Aufwendung seiner gesamten Gesichtsmuskulatur. Flugs wird er verbrannt, bevor er sich zum Zombie verwandeln könnte, und die Studis freunden sich mit einem dahergelaufenen Dokumentarfilmteam an, mit dem sie sich dann auf die Fahrt in die Wüste machen - freilich erst, nachdem der miesepetrige Student mit der Beatles-Frisur noch ein bißchen mit der nackten blonden Dokuteam-Frau unter einer Wüstenpalme Kennenlernspiele veranstaltet hat.

Machen wir's kurz: Die Studenten fahren zur Oase, buddeln dort ebenfalls mit einer Spitzhacke herum, und dann kommen nachts haufenweise Zombies, es gibt einen großen Showdown, fast alle sterben, die Zombies verbrennen, Ofen und aus. Das mag nun auf dem Papier (bzw. Monitor) recht aufregend klingen, aber genaugenommen war es nur Anlaß zur Heiterkeit: Die Zombies scharren wieder wie eine Horde Schweine mit Verzerrer, der Wind heult ohrenbetäubend, obwohl sich kein Grashalm bewegt, und der Soundtrack steigert sich vom endlosem Synth-Gedudel zu einer Art lärmigem Wummern. Die Zombies sind ungefähr so schnell wie fußlahme Riesenschildkröten, und der Film verbringt zehn Minuten damit, Zombies dramatisch aus dem Boden steigen und über den Wüstensand wanken zu lassen, während der als Wache abgestellte Student mit verwundertem Gesicht herumläuft und offenbar an einer anderen Oase patrolliert, weil er von der Zombieinvasion nicht das Geringste mitkriegt.

Für Begeisterung sorgt auch der Beatles-Freund, der der nackt im Zelt herumliegenden Frau sagt: "So, da sind wir jetzt". Dann legt er sich ein wenig auf sie drauf, wackelt herum, steht ganz unvermittelt auf und spricht: "Ich muß zu den anderen". So reizvoll versponnen Francos fetischisierte Filmungetüme mitunter auch sein können, aber an einem schlechten Tag schafft er es dafür auch wie kein zweiter, daß jeder Ziegelstein aufregender anzusehen ist als der Sex auf der Leinwand. Überhaupt: Der gesamte Film besitzt von vorne bis hinten den Energielevel eines Zementsacks.

Vielleicht hat sich Franco beim Zusammenschneiden ja gedacht, daß wir so gefesselt von den Vorgängen sein werden, daß uns die Holprigkeiten gar nicht stören werden. Wer achtet schon drauf, daß die Mittagssonne groß am Himmel steht, wenn der nächtliche Angriff der Zombies gerade so unheimlich ist? Wer beschwert sich schon, daß einer der Modergestalten nur ein Pappmachékopf mit Glubschauge, der auf einem Stock ins Bild gehalten wird, wenn der Nationalsozialismus derweil wieder so viele Opfer fordert? Wer stößt sich schon daran, daß die Schauspieler allesamt spielen wie unter Vollnarkose, wenn es um sechs Millionen Gold geht?

Ganz zum Schluß sind alle Zombies verbrannt, und der Mann mit dem Teleprompter-Gesicht kommt angeritten. "Hast du gefunden, wonach du gesucht hast?", fragt er den überlebenden Studenten. "Nur mich selbst", antwortet dieser nachdenklich und verläßt die Oase. Vielleicht geht er ins nächste Dorf, um endlich eine Schaufel zu holen.

Eine Rezension von Christian Genzel
(02. Juli 2007)
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Daten zum Film
Oase der Zombies Frankreich 1981
(L'abîme des morts vivants / Le trésor des morts vivants / Bloodsucking Nazi Zombies)
Regie A.M. Frank (= Jess Franco) Drehbuch A.L. Mariaux (= Jess Franco)
Produktion Eurociné
Darsteller Manuel Gélin, France Lomay, Jeff Montgomery, Myriam Landson, Eric Viellard, Caroline Audret
Länge FSK
Filmmusik Daniel White
Kommentare zu dieser Kritik
Damocles TEAM sagte am 02.07.2007 um 14:45 Uhr

Kaum sieht man auf der Hauptseite, dass ein Italo-Trashfilm rezensiert wurde, weiss man auch von wem die Kritik stammt. Und die Wertung ist dann von vornherein klar :(
schlaubi TEAM sagte am 02.07.2007 um 14:55 Uhr

hm...naja, Ich hab ja den Film nicht gesehen, aber nachdem es, wie du ja sagst, ein "Trashfilm" ist und "trash" "Müll" oder "Schrott" bedeutet und Kollege Genzel genau das über den Film in seinem Review feststellt, find ich die Wertung nicht so abwegig. Sitze ich einem Irrtum oder Missverständnis auf? Was würdest du dem Film für eine Bewertung geben?
Jeannette TEAM sagte am 02.07.2007 um 21:10 Uhr

"Trash" bezeichnet sowas wie eine Stilrichtung. Die Übersetzung des Wortes hat überhaupt nichts mit einer Wertung zu tun. Es gibt sehr guten Trash, will sagen: Bestnote und Trash schließen sich nicht aus. Kenn diesen Film hier aber auch nicht und bin deshalb nicht in der Lage, eine Note abzugeben. Trash ist halt Geschmackssache wie alles andere auch.
Genzel TEAM sagte am 02.07.2007 um 21:42 Uhr

So mancher Trashfilm bietet spannende Aspekte und künstlerische Ambitionen, aber die halte ich lieber textlich fest als in einer (für mich ohnehin überflüssigen) Sternchenwertung. So geschehen zum Beispiel in der Rezension zu einem anderen Franco-Film, DIE SIEBEN FRAUEN DER SUMURU. Die OASE und der zuletzt rezensierte SUMPF bieten außer lachhaft zusammengestrickten Amateurvideomomenten allerdings nichts dergleichen.

Ich weiß nicht genau, warum mir vorgeworfen wird, daß immer mein Name unter den Rezensionen italienischer Trashfilme steht - sollte sich jemand anders berufen fühlen, über diese Filme zu schreiben, halte ich doch niemanden davon ab. Warum mir vorgeworfen wird, die OASE schlecht bewertet zu haben, ist mir angesichts der dilletantischen Herumfilmerei dieses Streifens auch schleierhaft. Sagen wir es doch mal so: Selbst Hardcore-Franco-Freunde finden nicht alle seiner bislang 188 Regiearbeiten grandios ...
schlaubi TEAM sagte am 02.07.2007 um 22:21 Uhr

@ jeanette:
Rock bezeichnet Musik, die schwer klingt (meist sinds die Gitarren und die Drums).
Metal bezeichnet Musik, die metallisch klingt.
Pop bezeichnt Musik, die populär ist.
Indie bezeichnet Filme (oder Musik), die unabhängig von großen Studios (Labels) entstehen.
und trash bezeichnet? Irgendwo her muss der Beriff ja kommen und auf irgendwas muss er sich beziehen. Auch in Amerika wird der Begriff so verwendet und auf diese Filme bezogen.
Vielleicht haben die Filme alle große Ambitionen und hochkünsterlischen Anspruch, aber am Ende sind sie eben Schund.
Florian TEAM sagte am 03.07.2007 um 13:56 Uhr

Naja zu "trash" könnte man lange Definitionen suchen. In meinen Rezensionen werte ich "Trash", wenn er gut gemacht ist und sich selbst aufs Korn nimmt, so wie z.B. in "Ritter der Dämonen" durchaus positiv.
Vielleicht hat sich die ursprüngliche Bedeutung des Wortes einfach zum Positiven gewandelt, immerhin gibt es doch einige Filme, die aufgrund ihres hohen Trash-Faktors Kultstatus erlangt haben (vgl. "Bad Taste", "Braindead", "From Dusk till Dawn" ...).
Dem Vorwurf, Genzel würde Italo-Trash nur schlecht bewerten, muss ich widersprechen. Vielmehr scheint er eine sehr ambivalente Beziehung zu schlechten Filmen und eine Neigung zu boshaft-genialen Rezensionen zu haben. Damit meine ich: die böse Filmkritik ist für Genzel eine Entschädigung, welche den langweiligen Filmabend (denn "schlechte" Filme sind in der Tat äußerst mühsam und einschläfernd) wiedergutmacht.
Shikantaza sagte am 31.03.2009 um 19:34 Uhr

Ich finde es gibt 3 Sorten von Trash:

a. so was wie dieser Film: (unter Vorbehalt, ich habe ihn nicht gesehen :o)mag die Rezension sehr und habe mich gut unterhalten gefühlt. Also: kaum oder kein Geld zum Drehen, ein lieblos zusammengeschustertes Etwas so gut wie ohne Regie und mit schlechten, lustlosen Schauspielern

b. Filme wie die von John Waters (zumindest seine ungefähr ersten fünf Filme) die auch mit ganz wenig Geld entstanden sind, aber durch gute und/oder witzige Schauspieler, Detailverliebtheit, Improvisation, (nicht nur unfreiwilligem)Humor und unterhaltenden Elementen (und nicht nur Langeweile) bestehen.

c. Filme die von einer größeren Anzahl von Leuten gut oder sogar sehr gut befunden wird, aber für viele Filmfreunde (persönliche Meinungen) und/oder mich (ebenfalls persönliche Meinung) absolute Gurken sind, wie z. B. "Barfuß" und "Die fabelhafte Welt der Amelie" wobei das größte unfreiwillig komische Element aus meiner Sicht ist, daß solche Filme ERNSTHAFT gut gefunden werden von Leuten ;o)

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