Kürzlich gab
Hugh Grant in einem Interview dem Fragesteller zu verstehen, dass er persönlich – bedingt durch ein Kindheitstrauma – Musik hasse. Umso verständlicher, dass sich sein neuer Film um genau dieses Thema dreht: Musik. Manche Sachen sollte man einfach nicht hinterfragen.
Alex Fletcher (Hugh Grant) war in den 80er Jahren Teil der erfolgreichen Pop–Hit–Combo
PoP! und fristet nach dem Auseinandergehen ein eher bescheidenes Musik-Dasein. Während sein Musik-Kollege irgendwo im Geld badet, vertreibt Alex sich die Zeit mit Gelegenheitsauftritten auf Jahrgangstreffen oder Vergnügungsparks. Das Schicksal scheint es jedoch gut zu meinen, als das zur Zeit angesagteste Pop-Sternchen Cora Corman (Haley Bennett als ironisch–übertriebene Mischung aus Britney Spears und Shakira mit einem Hang zur Esoterik) ihn bittet, einen Song für ihr neues Album zu schreiben. Alex, der sein Glück kaum fassen kann, willigt natürlich ein, scheint aber vergessen zu haben, dass er schon seit Jahren keinen Song mehr geschrieben hat und diesbezüglich ein wenig (das ist noch milde ausgedrückt!) aus der Übung gekommen ist. Glück im Unglück, dass Alex' neue und hypochondrisch veranlagte Pflanzenpflegerin Sophie Fischer (Drew Barrymore) zwar nicht unbedingt einen Grünen Daumen beweist, wenn sie Plastikpflanzen gießt und die richtigen beinahe ertränkt, aber ein gesundes Gespür für das Texten an den Tag legt. So ergibt eins das andere: aus
der gemeinsamen Arbeit entsteht ein Song, Cora Corman ist wahrlich begeistert, weshalb Alex letztlich nicht nur seinem Comeback, sondern zugleich auch Sophie (am und unterm Klavier) näherkommt. Und ganz plötzlich scheint die junge Liebe seinem Comeback auch schon wieder im Weg zu stehen.
Marc Lawrence hat schon in seinem Vorgänger „Ein Chef zum Verlieben“ [2002] (ebenfalls mit Hugh Grant) zum Ausdruck gebracht, dass er durchaus ein Gespür für harmlose, romantische Komödien und das Zusammenführen beziehungsweise Verkuppeln von sympathischen Stars auf der Leinwand hat. In
„MITTEN INS HERZ - EIN SONG FÜR DICH“ fungiert Lawrence abermals als Regisseur und Drehbuchautor, und auch hier sitzen einige Witze, passt das Timing zeitweilig perfekt. Trotzdem kann die gelungene und schnörkellose Inszenierung nicht darüber hinweg täuschen, dass die Geschichte im Ganzen wieder einmal stark vorhersehbar ist und mit Sicherheit keinen Innovationspreis gewinnen wird. Einen tanzenden Hugh Grant gab es zuletzt in „
Tatsächlich Liebe“ [2003] zu „bewundern“ und auch
Drew Barrymore hat man so oder ähnlich schon in vielen Rollen gesehen. Trotzdem wird man das Kino nach diesem Film mit einem leichten Grinsen verlassen, denn sind wir doch einmal ehrlich: wer erwartet schon große Innovationen, wenn er einen Hugh-Grant-Liebesfilm sieht?! Eben. Der damals 46-jährige persifliert überaus amüsant alle gängigen 80er Jahre-Klischees, wenn er als Alex leicht hüftsteif und mit schmerzverzerrtem Gesicht den Hüftschwung zu seinen alten Hits präsentiert, und es macht ausnahmslos Spaß, dabei zuzusehen. Als Pendant zu den 80er Jahren teilt
Haley Bennett als Cora Corman und Popsternchen der Gegenwart gekonnt Seitenhiebe auf alle gängigen Plastikpop-Engelsstimmchen-Konsorten aus. Denkwürdig ist ihre nun folgende verbale Meisterleistung:
„I'll show you the roof. It's upstairs.“ Manche Leute sollten den Mund außer zum Singen lieber gar nicht erst öffnen.
Der eigentliche Höhepunkt des Films – man weiß ja sowieso bereits, wie es ausgehen wird – findet sich übrigens schon gleich zu Beginn. Der Vorspann ist gestaltet als dreiminütiges, liebevoll inszeniertes Musikvideo zu dem Song
„Pop! Goes my Heart“, in dem Hugh Grant und Co. als Pop-Combo
PoP! unweigerlich an
Wham! erinnern. Das Video ist an Kitsch und Klischees kaum zu überbieten, und das macht es gerade so lustig.
„MITTEN INS HERZ - EIN SONG FÜR DICH“ ist somit unterm Strich eine unterhaltsame, harmlose Musik-Komödie ohne große Überraschungen, die jedoch wegen der Gesangseinlagen Hugh Grants und des Musikvideos am Anfang durchaus ihre Daseinsberechtigung hat. Ein Film, der bei aller Schlichtheit beweist, dass Liebe manchmal auch durch respektive über die Ohren geht und Musik die Menschen eben
doch verbindet. Ich sollte mich vielleicht auch mal wieder ans Klavier setzen.