Wenn ich noch einmal zurückkehren könnte, vielleicht einen Tag oder eine Woche, was würde ich dann ändern?
Eine Frage, die sich jeder sicherlich schon einige Male gestellt hat, als er Vergangenes Revue passieren ließ und feststellte, dass man ja diese und jene Kleinigkeit gern ungeschehen machen würde, in einem bestimmten Moment anders reagiert oder einfach besser vorbereitet gewesen wäre. Wie viel einfacher wäre das Leben doch, wenn man ab und zu ein kurzes Stück in der Zeit zurückkehren und etwas anders machen könnte. Und sei es nur, um den extra aufgehobenen Vanillepudding vor der gefräßigen kleinen Schwester zu retten…
Eben jenes Ziel verfolgt die 17jährige Schülerin Makoto Konno, nachdem sie die kaputten Bremsen ihres Fahrrades beinahe das Leben gekostet hätten. Wie durch ein Wunder landet sie, nachdem sie mit dem Rad gegen die geschlossene Bahnschranke geprallt und in hohem Bogen durch die Luft vor einen herannahenden Zug geschleudert wird, plötzlich in ihrem eigenen Bett – und erwacht an einem Morgen, den sie eigentlich schon erlebt hat. Langsam wird sie sich bewusst, dass sie im wahrsten Sinne des Wortes durch die Zeit springen kann. Wenn sie sich nur genug anstrengt und in die Höhe springt, wird sie irgendwo in der nahen Vergangenheit landen. Zwar sind diese Landungen ziemlich unsanft, aber erlauben sie ihr doch, kleine Reibereien und Unannehmlichkeiten vom Vortag zu korrigieren. Eigentlich ein ganz toller Spaß, bis Makotos Tante ihre Nichte darauf aufmerksam macht, dass man in dem Moment, in dem man etwas für sich zum Guten ändert, für jemand anders sich etwas in Negative verdreht…
Die Faszination von Zeitreisen und ihren Möglichkeiten, bekommt hier ein ganz neues, fantasievolles Gesicht. So braucht Makoto weder eine riesige Maschine noch eine Hightech-Fernbedienung, um sich durch die Zeit zu katapultieren. Es braucht nur einen Sprung von ihr – und noch ein anderes kleines Hilfsmittel, das sich erst im Laufe des Films offenbart. Erfrischend ist hier zunächst der Humor, dem man den Zeitreisen abgewinnen kann. Denn Makoto, ist zunächst so überrascht und begeistert von ihrem neuen Talent, dass sie sich ganz auf die Freuden und Leiden ihres Alltags konzentriert und die Zeitsprünge zu ihrem Vorteil nutzt. Gibt es heute nur gekochtes Gemüse zum Abendessen, wo sie doch so Lust auf Fleisch hat, hüpft sie mal eben zum Vorabend zurück und schlägt sich da den Bauch voll. Stellt sie sich beim Baseballspiel mit ihren beiden besten Freunden einmal dämlich an, reist sie einfach ein paar Mal zum Beginn des Spiels zurück, um sich zu merken, wo genau der Ball landet, den sie fangen soll. Diese kleinen Geschichten werden mit passenden, witzigen Zeichnungen und Dialogen zu einem einzigen Filmvergnügen.
Schleichend, und von daher nicht vorhersehbar, kommt schließlich der Umbruch, der die witzige Stimmung des Films ins Dramatische verkehrt. Immer, wenn Makoto sich etwas Gutes tun will, tut sie anderen etwas schlimmeres an. Wie sie es auch versucht, scheint es, dass sie durch ihre Eingriffe die Zukunft für andere niemals zum Guten wenden kann. Dies führt schließlich so weit, dass das Leben ihres besten Freundes auf dem Spiel steht.
Durch die etwas schusselige und naive Art der Protagonistin fällt es dabei gar nicht schwer, mit Makoto mitzufühlen, mitzulachen und mitzuleiden. Der Zuschauer weiß immer nur so viel, wie das Mädchen selbst; die gesamte Geschichte wird einzig aus ihrer Sicht erzählt. So steigert sich auch die Spannung unaufhörlich bis zum Ende hin, und nur ganz langsam wird der Zuschauer, so wie auch Makoto, begreifen, welche größere Sache eigentlich hinter den Zeitsprüngen steht. Mit einer zu Herzen gehenden musikalischen Untermalung, unter anderem mit Stücken von Johann Sebastian Bach, ist einem ein kurzweiliges Filmvergnügen bei „Das Mädchen, das durch die Zeit sprang“ absolut sicher.