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Die fabelhafte Welt der Amélie

Die fabelhafte Welt der Amélie

Ein Film von Jean-Pierre Jeunet

Es war einmal ein suizidgefährdeter Goldfisch namens Pottwal, der mehrere Male versuchte, sich mittels Sprung aus dem Goldfischglas das Leben zu nehmen. Doch seine Versuche wurden allesamt von einer guten Fee vereitelt. Von dieser guten Fee soll im folgenden erzählt werden.

So ähnlich könnte die Vorlese-Variante von „DIE FABELHAFTE WELT DER AMÉLIE“ beginnen, der 2001 sowohl in Frankreich als auch in anderen Ländern für volle Kinokassen und strahlende Gesichter sorgte und für viele Menschen als einer der – wenn nicht gar der – schönste Film aller Zeiten gehandelt wird. Was ist das Geheimnis des Films, oder gibt es gar keins?


Ob man es als Zuschauer des Werkes mit einem filmgewordenen Märchen zu tun hat, dessen Zauber man sich nur schwerlich entziehen kann und das man einfach nicht mit Worten beschreiben kann, ist eine der vielen Fragen, wenn nicht gar die Frage, die zwangsläufig an die Oberfläche kommt, wenn der letzte Ton des Abspanns schon längst verklungen ist. Eine eindeutige Antwort gibt es hierauf nicht. Dennoch soll der Versuch einer kleinen Analyse unternommen werden.


Amélie (Audrey Tautou) arbeitet als Kellnerin in einem kleinen Café in Montmartre. Durch ihren Job kommt sie in Kontakt mit gescheiterten Existenzen, unglücklichen Liebeskranken und anderen Menschen, die im Leben bisher nicht mit allzu viel Glück gesegnet waren. Die herzensgute Amélie, die keiner
Fliege etwas zuleide tun könnte, nehmen diese Einzelschicksale sehr mit, lebt sie doch gewissermaßen in ihrer eigenen kleinen Welt, angetrieben durch den fortwährenden Traum, dass es allen Menschen gut gehen sollte. Dieser Einstellung und einer plötzlichen Fügung des Schicksals ist es zu verdanken, dass Amélie einen Entschluss fasst. Fortan will sie als gute Fee heimlich für das Glück der Anderen, d.h. derer sorgen, die in der Vergangenheit Schicksalsschläge oder ähnliches haben einstecken müssen. So wirkt sie mit kleinen, von ihren Mitmenschen unbemerkten Handlungen auf das Schicksal vieler ein und verhilft letzteren zu jenem Gemütszustand, der in ihrer – Amélies – Welt vorherrscht: Freude und Glücklichsein. Doch die gute Fee scheint nur ein Händchen für das Glück der Anderen zu haben, da die wortkarge Schöne in dem Moment, da sie ihrem Traummann begegnet, unsicher erscheint. Durch wiederum von ihr geschickt gelegte Fährten will sie den schönen Unbekannten (Mathieu Kassovitz) letztlich auf sie aufmerksam machen. Ein Unterfangen, das den Zuschauer alleine schon durch seine phantasie- und einfallsreiche Gestaltung begeistert.


Amélie Poulain ist keine Frau der großen Worte, sie lässt lieber Taten sprechen. Getreu dem Motto Es gibt nichts Gutes, außer man tut es nimmt sie Einfluss auf verschiedenste Einzelschicksale, scheint dabei aber zu vergessen, dass es zwar wichtig ist, für andere da zu sein – auch, wenn diese nichts von der Existenz ihrer guten Fee wissen –, es aber genauso wichtig ist, selber sein Glück zu finden. Die aufopferungsvolle, herzensgute Amélie, die von Audrey Tautou wirklich hinreißend gespielt wird, scheint ihr ganzes Leben darauf ausgerichtet zu haben, jedem Menschen einen Teil ihres großen Herzens zukommen zu lassen. Dass diese einseitige Sichtweise aber auf Dauer nicht glücklich macht, sondern der so Handelnde auch buchstäblich in Selbstzweifeln zerfließen kann – eine Szene des Films nimmt dies wörtlich! –, zeigt uns der Kino-Fantast Jean-Pierre Jeunet eindrucksvoll in seinem fantasievollen Film auf.


Selbiger strotzt nur vor skurillen Einfällen und bunt überzeichneten Bildern, die das Märchenhafte der Story wunderbar widerspiegeln. Hierin liegt wohl der Hauptgrund, weshalb man schon in den ersten Minuten von dem Film nicht mehr los kommt. Der Regisseur tobt sich nämlich schon zu Anfang derart nach Lust und Laune aus und serviert dem Zuschauer einen wahrhaft bunten Reigen, dass es schwer fällt, dem Zauber von Amélie nicht zu erliegen. Man erwartet jeden Moment, dass etwas noch Skurilleres und Schöneres als das Bisherige auf der Leinwand erscheint. Und man wird nicht enttäuscht werden. Dort geht ein Gartenzwerg auf Reisen, hier wird das Geheimnis eines Fotoautomats gelüftet – in der Welt von Amélie gibt es wahrhaft viel zu entdecken. Und vielleicht erkennt man dabei ja selber auch ein Stück von sich in der Person der herzensguten Amélie wieder.


„DIE FABELHAFTE WELT DER AMÉLIE“ ist als Gesamtkunstwerk betrachtet unzweifelhaft ein einzigartiges, liebevolles Plädoyer für das Leben und die Liebe. Und trotz aller märchenhafter Elemente eher eine locker-beschwingte und schön anzusehende Komödie, denn eine ausnahmslos fantastische Reise, die den Zuschauer in eine Welt entführt, in der alles noch in Ordnung zu sein scheint. Einfach meisterhaftes Kino aus Frankreich, wunderbar von Bruno Delbonnel fotografiert, mitreißend inszeniert. Fabelhaft und so wunderschön wie Audrey Tautous Kulleraugen, in denen man sich fast verlieren kann.

Eine Rezension von Stefan Rackow
(19. März 2007)
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Daten zum Film
Die fabelhafte Welt der Amélie Frankreich, Deutschland 2001
(Le fabuleux destin d'Amélie Poulain)
Regie Jean-Pierre Jeunet Drehbuch Guillaume Laurant
Produktion Claudie Ossard Kamera Bruno Delbonnel
Darsteller Audrey Tautou, Yolande Moreau, Urbain Cancelier, Isabelle Nanty, Dominique Pinon, Claire Maurier, Jamel Debbouze, Clotilde Mollet, Serge Merlin, Lorella Cravotta, Rufus, Artus de Penguern, Mathieu Kassovitz, Maurice Bénichou
Länge 120 Minuten FSK ab 6 Jahren
http://www.die-fabelhafte-welt-der-amelie.de/
Filmmusik Yann Tiersen
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