57 Jahre nach ihren traumatischen Erlebnissen auf der NOSTROMO wird Ellen Ripley von einem Bergungsschiff gefunden und aus dem Kälteschlaf geweckt. Vorerst scheint ihre Karriere ein Ende zu haben, denn der Großkonzern, für welchen sie einst arbeitete, will Ripley nicht verzeihen, dass sie den teuren Erzfrachter detonieren ließ.
Doch da kommt es zu einem katastrophalen Vorfall auf der inzwischen errichteten Siedlerkolonie von LV 426, dem Planeten, auf dem die Crew der NOSTROMO so viele Jahre zuvor die Alieneier entdeckte. Wegen ihrer einschlägigen Erfahrung mit der Weltraumbestie, wird die um ihre verstorbene Tochter trauernde Ripley angeheuert, um zusammen mit einem Trupp Marines und dem aalglatten Repräsentanten des Konzerns Carter Burke den Vorfällen auf LV 426 nachzugehen. Dort angekommen, stößt das Bergungsteam auf die gefürchteten mordgierigen Kreaturen und findet sich bald am untersten Ende der Nahrungskette wieder.
Der Titel „Aliens“ ist mit seiner Betonung auf dem Plural mit Bedacht gewählt, schließlich sucht in James Camerons Sequel nicht mehr nur ein Vertreter der unfreundlichen Spezies die Menschheit heim, sondern ganze Heerscharen von Viechern fallen über die ihnen unterlegenen Opfer her, um sich an ihnen zu erlaben.
Bedauerlicherweise nimmt das dem Monstrum viel von seinem Schrecken. Der einzelne Alien geht in der Masse vollkommen unter und stellt für die mit scharfer Munition bewaffneten Soldaten keine große Gefah
r mehr dar, erst die erdrückende Überzahl der Wesen macht diese stark. Nun gut, Cameron liebt bekanntlich das Spektakel sowie überladenes Effektgewitter, weshalb das in seinem Aussehen mutierte Getier sich auch schneller und anders bewegen darf.
Ein weiterer Minuspunkt ist die Zeichnung der Charaktere, die sich aus den üblichen Verdächtigen zusammensetzen. Stereotype Marines wandern durch einmalige Sets, verhalten sich wie auf einem Einsatz im Vietnam, immitieren Rambo, klopfen flotte Sprüche, spielen Clown, brechen in Hysterie aus oder machen einen auf Kampflesbe, und zu viele der Figuren dienen lediglich als Kanonen- bzw. Alienfutter.
Ripley hingegen funktioniert als tragende Identifikationsfigur hervorragend. Besonders im Director’s Cut wird sie unter dem Aspekt der Mutterschaft und dem Verlust ihrer Tochter, den sie durch ihre Liebe zu Newt, dem kleinen Mädchen, das als einzige der Siedler mit dem Leben davonkam, zu kompensieren sucht, äußerst fein herausgearbeitet und ist mit Sigourney Weaver, welche nun fast noch markanter und ausdrucksstärker als in Scotts Film spielt und für die Wiederaufnahme ihrer Filmfigur die immense Summe von 1 Million US$ Gage erhielt, abermals superb besetzt. Es spricht für sich, dass die Aktrice 1987 in der Kategorie ‚Beste weibliche Hauptrolle’ für den Oscar nominiert wurde.
Da sie die Spezies der Aliens für all ihre Seelenpein und Trauer um ihre geliebte Tochter verantwortlich macht, sieht Ripley die Operation auf LV 426 als ihre ganz private Vendetta. Dies kommt besonders deutlich in der finalen Konfrontation mit der obszön schnaufenden Königin, die ihrerseits von Ripley um ihre Kinder betrogen wurde, sodass der fulminante Zweikampf der beiden zu einer persönlichen Abrechnung zwischen Mutter und Mutter wird, zur Geltung.
Der Vergleich mit dem Original fällt sichtlich schwer, schließlich handelt es sich bei „Aliens - Die Rückkehr“ um ein ganz anderes Genre. Anstatt mit Psycho-Horror Angst und Schrecken zu verbreiten, inszeniert Cameron einen üppigen Action-Overkill mit rasantem Erzählfluss.
Das Werk beeindruckt mit seiner düsteren Atmosphäre, einer opulenten Ausstattung, genialen, alptraumhaften Kulissen sowie verfeinerten Creature FX und ist deswegen eher nur oberflächlich betrachtet interessant. Jenen intensiven, subtilen Spannungsbogen, der Ridley Scott so prima gelingen wollte, sucht man hier vergebens, stattdessen gibt es viel Geballer und Schreierei. Gegen Ende stellt sich dann sogar eine gewisse Langatmigkeit ein, und die zu vorhersehbare und oftmals zu wenig spannende Story kann im Gegensatz zu der des Vorgängers mit keinerlei Überraschungen mehr trumpfen. Das große Highlight ist mit Sicherheit noch der Boxkampf zwischen Ripley und ‚Big Mama’, der etwas versöhnlicher stimmen lässt.
Vielleicht sollte man bezüglich des Scripts ein Auge zudrücken. Immerhin stammt die Fortsetzung aus einer Zeit, in der man den Zuseher noch leichter mit einer visuellen und akustischen Überdosis beeindrucken konnte und wollte. Von dieser Begeisterung für SFX und neue technische Möglichkeiten, welche einen guten Teil des hohen Budgets von 18,5 Millionen US$ verschlangen, zehrt die Fortsetzung ganz offensichtlich, wobei viele Effekte auch heute noch sehr wirkungsvoll scheinen, meist sogar aktuelle Produktionen in den Schatten stellen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass „Aliens“ für sieben Oscars (unter anderem für Schnitt, Szenenbild, Musik, Soundeffekte sowie James Horners einprägsame, vielschichtige Filmmusik, die vom London Symphony Orchestra gespielt wird) nominiert wurde und zwei Oscars für die besten Spezialeffekte und den besten Soundeffekteschnitt erhielt.
FAZIT: Abgesehen von den oben ausgeführten Wehmutstropfen ist der Blockbuster nicht schlecht und ein würdiger Nachfolger, wenn auch ein prototypisches Sequel, welches mit einer hervorragenden visuellen und effektvollen Umsetzung das belanglose, mit Hollywoodklischees zusammengeflickte Script und dessen aufgesetzte (zuweilen aufgrund seiner indimensionalen Darstellung nervende) Kritik an Großkonzernen, Wirtschaftspolitik und Kapitalismus bzw. Neoliberalismus wieder gut macht, sich klar von der Massenware abhebt und dem Film 131 Millionen US$ einspielte, sodass er zu den wenigen Fortsetzungen, die erfolgreicher als ihr Original sind, zählt.
James Cameron stellt wieder einmal unter Beweis, dass niemand aus einem langweiligen und durchschnittlichen Drehbuch so viel an bedrohlicher Atmosphäre, Emotionen, beklemmender, düsterer Grundstimmung und mitreißenden Schwung mit enormem Kultfaktor herauszuholen vermag, wie er dies tut.