Manchmal kommt mir der Verdacht, dass es durchaus lohnenswert wäre, sich wissenschaftlich mit dem Cover-Design von Trash-Filmen zu beschäftigen. Vielleicht lässt sich nach jahrelanger Forschung ja tatsächlich eine Formel ableiten, mit deren Hilfe man dann von den Illustrationen präzise auf die Qualität (bzw. eher auf den Mangel selbiger) schließen kann. Dr. Genzel und ich haben ja bereits erste Versuche gestartet, doch solange sich kein großzügiger Spender *zwinker zwinker Uni Salzburg* findet, müssen wir wohl weiterhin in unserer bescheidenen Freizeit arbeiten. Dementsprechend langsam geht die Forschung voran. Immerhin, seit dem letzten Trash-Abend, an dem wir uns neben dem hier besprochenen
Die Mächte des Lichts auch
Warrior Queen angesehen haben, wissen wir zumindest eins: Frauenbekleidung verhält sich direkt proportional zur Qualität des Films. Je weniger, desto weniger. Oder anders ausgedrückt: Titten yay, Streifen nay.
Die ersten Zweifel kamen uns ja gleich zu Beginn des Filmes, da von leicht- oder im Idealfall gar nicht bekleideten jungen Frauen erstmal jegliche Spur fehlt. Stattdessen erklärt ein fies aussehender Mann namens Traigon seiner Frau, dass er jetzt gern ihren gemeinsamen Erstgeborenen opfern würde, weil ihm die Göttin Kalgara dafür schier unbegrenzte Macht versprochen hat. Das wäre doch mal ein interessantes Thema für die Eheberatung. Bei den gemein
samen Kindern handelt es sich dann allerdings um Zwillinge, und die Mutter verschweigt hartnäckig, welches der beiden Mädchen (!) nun zuerst das Licht der Welt erblickt hat. Das verschafft dem magisch begabten Krieger (RollenspielerInnen sprechen fachkundig von einem Mehrklassen-Charakter) Krona genügend Zeit, um einzugreifen und den Tag zu retten. Traigon stirbt, wird jedoch, so Krona, zurückkehren. Da auch seine Frau das Zeitliche segnet, kommen die Kinder zu einer einfachen Bauernfamilie. Diese sollen die beiden Gören als Knaben aufziehen, denn dann, so hofft zumindest Krona, wird Traigon sie nach seiner Rückkehr nicht finden.
Das klingt jetzt irrsinnig kompliziert und komplex, mit der Parallele zu Achilles Kindheit bzw. Jugend sogar kulturgeschichtlich anspruchsvoll. Wenn man nun aber bedenkt, dass Jim Wynorski das Drehbuch verbrochen hat, und Roger Corman als Produzent tätig war, dann kann man bereits erahnen, auf was das Ganze wirklich hinauslaufen soll: zwei halbnackte Hauptdarstellerinnen statt nur einer. Noch dazu Zwillinge, um nebenbei noch einen gar nicht so seltenen Fetisch zu bedienen. Insofern sollte man die obligatorische Nacktbadeszene (rund 20 Jahre später in der Handlung und 2 Minuten später im Film) nicht als reinen Fanservice – gegen den natürlich weder Herr Genzel, noch ich etwas einzuwenden hätten – abtun, sondern sie als (einzig) logische Fortführung der Handlung betrachten, die ganz nebenbei mit gefahrvollen Reisen und dem Kampf gegen Traigon fortgesetzt wird.
Regisseur Jack Hill und Herr Wynorski waren mit besagter Nacktszene alleine aber nicht zufrieden. Offensichtlich war diese selbst ihnen zu billig, gehört so ein kleines Bad doch neben stolpern-und-sich-dabei-das-Kleid-zerreißen zum Standardrepertoire des findigen Trash-Auteurs. Insofern haben die beiden versucht, auf neue, bisher unerprobte Wege Brüste logisch in den Handlungsablauf zu integrieren. Und hier kommt die bereits erwähnte Erziehung als Knaben ins Spiel: Aufgrund dieser ziehen sich die beiden Heldinnen, Mira und Mara, selbst auf Reisen ungeniert vor Männern aus bzw. um, was zu einem der interessantesten Aufklärungsgespräche aller Zeiten führt. Man, eventuell auch frau, muss es sich bildlich vorstellen, um es wirklich verstehen zu können: Mira zieht sich vor ihren männlichen Kampfgefährten gelassen aus, was ihr überraschte, doch nicht uninteressierte Blicke des Kriegers Erlick beschert. „But.. you are no boys..“ merkt er dann eloquent an, und stellt damit unter Beweis, dass die Biologie-Fünf doch nicht gerechtfertigt war. Die Mädels scheinen es aber noch nicht ganz zu kapieren, und so versucht er den Beiden durch eine nicht ganz subtile Geste vor der eigenen Brust elementare anatomische Unterschiede zu erklären. Mara nimmt dies aber nur zum Anlass, sich nun auch noch oben frei zu machen, geradezu als wollte sie fragen: „Du meinst die Beiden hier?“. Man kann gegen die Herren Hill und Wynorski sagen was man will, für derartigen Einfallsreichtum sind eigentlich Standing Ovations fällig.
Die weitere Handlung verläuft zwar nicht sonderlich geradlinig, aber trotzdem wenig überraschend: Mara und Erlick werden gefangengenommen, und verfallen dem bösen Zauber von Traigon, der sie unter anderem zum vorehelichen Sex verführt – wenn das der Papst wüsste. Besagte Szene ist wiederum besonders beeindruckend, da die beiden Schwestern telepathisch miteinander verbunden sind und Mira daher die Lust mitfühlen kann. Insofern haben wir ganz viele Aufnahmen von einer bekleideten, stöhnenden Dame, die sich mehr oder minder lustvoll im Staub räkelt. Persönlich wollte ich sowas selbstverständlich schon immer sehen, stelle damit aber fürchte ich eine zu vernachlässigende Minderheit dar.
Im Endeffekt läuft alles auf eine große Zeremonie für eine dunkle Gottheit hinaus, in deren Verlauf Mara geopfert werden soll. Natürlich gelingt es Mira in letzter Sekunde dies zu verhindern, unterstützt von einem wütenden Mob (nur echt mit Mistgabeln und Fackeln) und einer ebenso erzürnten Horde Schafe (das habe ich mir nicht ausgedacht). Schließlich taucht auch noch ein beinahe unvergleichbar lethargischer Gott auf, der, nachdem er sich geradezu ewig hat bitten lassen, der dunklen Göttin Kalgara das Licht ausbläst. Die Szene ist so schön, dass Herr Corman sie gleich auch noch für
Ein Königreich vor unserer Zeit I verwurstet hat. Mira wird befreit, die Schwestern sind wieder vereint, und Erlick heiratet beide. Was für ein Ende.
Das Fazit zu einem solchen Film stellt mich immer vor große Herausforderungen, habe ich doch ständig das Gefühl, mich zu wiederholen. Soll ich noch groß betonen, dass die Handlung vollkommen irrelevant ist und letztlich nur Kampf- und Nacktszenen zusammenhält? Dass die Choreographie besagter Kampfszenen nur als unterwältigend bezeichnet werden kann, wie die Leistung der SchauspielerInnen allgemein? Dass es nichts, aber auch wirklich gar nichts gibt, was
Die Mächte des Lichts aus der Masse schlechter Fantasy-Trash-Filme der Achtziger-Jahre heraushebt? Nein, ich denke ich spare mir das lieber, und widme mich dem nächsten mythischen Epos...